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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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die Inquisition aussprachen, fanden sich in seinem Kerker wieder, andere verschwanden einfach.« Er zuckte die Achseln. »So war es seinerzeit, und so ist es heute noch. Selbst in Amansdier hatte Ligurius seine Spione.«   
    »Warst du lange dort?«, fragte Gideon, dem das Unbehagen deutlich anzusehen war.
    »Nein! Dort ist niemand lange!«
    »Und was ist dieses Amansdier jetzt wieder?«, warf die Prinzessin ein.
    »Ein Steinbruch.«
    »Steine gibt’s doch überall. Muss man noch welche irgendwo abbrechen?«
    Rhonan sah sie an und konnte es kaum fassen. Dieses Mädchen musste blind und taub durch die Welt gegangen sein. »Schon mal Häuser gesehen, die aus Kieseln oder Felsen gebaut worden sind? Aus den weißen Steinen von Amansdier wurde euer Schloss errichtet, soweit ich weiß.«
    »Dann ist es gut, dass dort Steine abgebrochen werden, denn unser Schloss ist wunderschön.« Sie schnitt ihm eine fröhliche Grimasse und nahm sich noch Eintopf.
    Dem Prinzen war nicht nach Lachen. Dazu hatte das Schloss der Nebelfrauen zu viele Männer das Leben gekostet.
    Gideon runzelte nachdenklich die Stirn und fragte jetzt: »Wen sucht Vater Ligurius denn überhaupt? Den Prinzen oder den Tempelwächter?«
    Rhonan musste nicht lange überlegen. »Seine Spione dürften ihm berichtet haben, dass ich beim Fluchtversuch den Tod fand. Damals habe ich den Pfeil ins Bein gekriegt und bin von einer Klippe gestürzt. Er wird also vermutlich den Prinzen suchen, entweder für sich oder im Auftrag der Nebelfrauen.« Er warf Caitlin einen Seitenblick zu, bevor er ergänzte: »Mit denen hat er oft gemeinsame Sache gemacht.«
    Die Prinzessin wollte sofort protestieren, schwieg aber, betroffen von der Möglichkeit, ihre Mutter könne tatsächlich mit diesem grässlichen Menschen zusammenarbeiten. Der Name Ligurius kam ihr zumindest bekannt vor. Und noch etwas gab ihr zu denken: Beim Üben mit der Tschuka war ihr das feine Narbengewebe auf Rhonans Handrücken aufgefallen, und ihr war klargeworden, dass sie von ihm geträumt hatte. Der Scheiterhaufen, die verbrannte Kinderhand und das blonde Haar passten. Sie hatte sich schon gefragt, warum ihre Mutter ihr das nicht mitgeteilt hatte. Ayala hatte mit Sicherheit gewusst, dass ihre Träume einem da’Kandar-Prinzen gegolten hatten. Außerdem war da immer noch die Frage, warum man beschlossen hatte, ausgerechnet sie zu schicken. So verblendet war sie nicht, um nicht zu wissen, dass sie die Unbegabteste der Nebelprinzessinnen war, und die Begründung mit der ersten Geburt war in Anbetracht der Bedeutung der Aufgabe überhaupt nicht schlüssig für sie. Dass bisher auch keine Priesterin versucht hatte, mit ihr in Verbindung zu treten, war genauso rätselhaft. Caitlin konnte sich keinen Reim auf all diese Dinge machen und kam zu dem Schluss, dass sie an der Seite der beiden Männer zurzeit tatsächlich am besten aufgehoben war. Zumindest schien denen daran gelegen zu sein, dass sie am Leben blieb.
    Als sie deren Gespräch wieder folgte, erklärte Rhonan gerade: »Ligurius’ Spione, die Wolfsjäger und Kinians Hexe – das wird eng! Ich werde morgen besser mal die Gegend auskundschaften.«
    »Du kannst dich unmöglich so in Gefahr begeben«, ereiferte sich Gideon sofort.
    »Sollen wir in der Mine bleiben, bis uns die Vorräte ausgehen? Irgendwann müssen wir raus. Aber, wenn es dich beruhigt, ich habe gar nicht die Absicht, allein zu gehen. Ich nehme unseren Freund mit.« Er wies auf den ausgestopften Umhang. »Er gibt so eine herrliche Zielscheibe ab.«

[home]
    10. Kapitel
    Gideon rang am nächsten Tag unglücklich, aber machtlos die Hände, als Rhonan die Umhangpuppe auf ein Pferd band und aus der Höhle hinkte.
    Alles, was er als Trost zurückließ, war die Aussage: »Ich habe bisher überlebt, da wird es mir vermutlich noch einen Tag länger gelingen.«
    Caitlins »Wenn du dich umbringen lässt, spreche ich kein Wort mehr mit dir« ließ ihn die Stirn runzeln.
    Der Schnee vor der Mine reichte ihm mittlerweile weit übers Knie, und Neuschnee fiel in großen Flocken. Rosarote bis violette Streifen durchzogen das Grau des Himmels. Eisiger Wind zerrte ihm die Kapuze vom Kopf, und Rhonan hatte Mühe, das Pferd zum Gehen zu bewegen. Sobald er die Zügel losließ, blieb es einfach stehen. Erst kräftige Schläge brachten es dazu, loszustapfen. Bevor Rhonan dem Pferd folgte, beseitigte er unterstützt vom Schneefall, so gut es ging, die Spuren vor der Mine. Zwischen den Bäumen Deckung suchend, verfolgte

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