Neobooks - Die Zitadelle der Träume
eine Axt das Kettenhemd durchbrochen hatte. Der Flammenreiter war tot.
Remo drückte ihm die Augen zu. »Gute Reise! Wir sehen uns später wieder, mein Freund.« Mit einem gequälten Schrei sprang er auf die Füße und schlug wie rasend auf die Hordenkrieger in seiner Nähe ein.
Canon schickte ein kurzes, stummes Gebet für den gefallenen Freund zu den Göttern, sah plötzlich in der Menge den Helm des Oberbefehlshabers der Feinde und schwang sich in den blutigen Sattel. Kaum nahm er noch die Krieger links und rechts von sich wahr. Sein Blick galt ausschließlich dem Heerführer, der von seinen Männern aus der Stadt gebracht werden sollte. Er drückte dem Pferd die Hacken in die Flanken, und das Streitross sprengte mit kraftvollen Sätzen durch die Reihen, ritt alles nieder, was ihm in den Weg kam.
Canon kümmerte sich nicht um die Krieger, die brüllend um ihn herum zusammenbrachen, trieb es stattdessen immer härter an, ließ es unmittelbar neben dem Pferd des Hordenkommandanten steigen, und die gewaltigen Hufe senkten sich auf Ross und Reiter, brachten beide zu Fall.
Der Kampflärm schien in weite Ferne zu rücken, und überdeutlich hörte er, wie Knochen knackten und der Leib des Tieres platzte. Das schauerlich wiehernde Pferd hatte seinen Reiter halb unter sich begraben. Der brüllte schmerzgepeinigt.
Canon erlöste erst das Tier von seinen Qualen und stieß dann sein Schwert mit ungeheurer Kraft in den Augenschlitz des Helms. Blut blubberte um die Klinge herum, und umgehend erstarben die Geräusche.
All seine Kraft schien er mit diesem Stoß verloren zu haben. Er zitterte am ganzen Körper, hörte nichts mehr, und das Schwert glitt ihm aus den Händen, die nicht mehr zu ihm zu gehören schienen. Alles drehte sich um ihn, verschwamm und verschmolz zu einer einzigen, nebligen Masse. Stöhnend sackte er im Sattel zusammen, sah aus dem Augenwinkel heraus eine Axt aufblitzen, konnte sich aber nicht mehr bewegen.
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10. Kapitel
Der Duft von gebratenem Speck mit Eiern weckte Derea am nächsten Morgen. Gähnend sah er sich um. Hylia half ihrer Gastgeberin bei der Zubereitung des Frühstücks. Gideon und Marga saßen am Tisch und unterhielten sich so leise, dass er gerade noch Gesprächsfetzen von Flussleuten und Verrat auffangen konnte. Rhonan und Caitlin lagen eng umschlungen vor der Pritsche, und Juna saß unweit von ihm auf dem Boden und war offensichtlich auch gerade erst erwacht.
Sie sah ihn belustigt an. »Was für eine platzsparende Art zu schlafen, nicht wahr? Für mich wäre diese Enge allerdings nichts.«
»Nur keine Angst. Es käme auch niemand auf den Gedanken, sich an Euch zu schmiegen. Ich glaube, das hat etwas mit Liebe zu tun. Wer sollte Euch die entgegenbringen? Doch wohl nicht einmal Camora, Euer zukünftiger Ehemann!«
Ihre Augen verengten sich vor Wut, und er fing ihre Hand ab, als sie ihn schlagen wollte. »Huch! Macht mir nicht schon wieder Angst«, bat er breit grinsend und erhob sich.
Gideons Magen knurrte unüberhörbar. »Caitlin, Rhonan, hört auf, zu schmusen! Wir wollen frühstücken.«
Er sah Marga mit aufgesetzt betrübter Miene an. »So geht es schon die ganze letzte Zeit. Das ist ein Kreuz mit diesen jungen Leuten. Fast waren sie mir lieber, als sie sich nur gestritten haben.«
Sie lachte auf und streichelte seine Wange. »Armer, alter Mann!«
»Nicht wahr«, erwiderte er vergnügt.
Kurze Zeit später saßen sie alle, mit Ausnahme des Generals, am Frühstückstisch. Rhonan, dem erst jetzt die große Ähnlichkeit zwischen Caitlin und Derea auffiel, machte seine Gattin darauf aufmerksam, dass der Hauptmann ihr Halbbruder war.
Die Prinzessin war entzückt und freute sich wie ein kleines Kind. »Ich mochte meine Mutter und meine Schwestern nie besonders«, eröffnete sie Derea unumwunden. »Jetzt habe ich einen Gatten und einen Bruder. Das ist viel, viel besser.« Sie sprang vom Stuhl und lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. »Lass dich umarmen, Bruder! Oh, wir werden eine Menge Spaß haben.«
Der erwiderte die Umarmung herzlich, sah sie allerdings ungläubig an, da er mit ihrer gemeinsamen Reise zwar eine Menge verband, aber keinen größeren Spaß.
Rhonan jedoch erklärte: »Ganz sicher!«
Im Gegensatz zum gestrigen Tag wirkten Caitlin und Gideon entspannt und vertilgten wahre Berge von gebratenem Speck mit Eiern. Der Gelehrte warf Rhonan dabei immer wieder prüfende Blicke zu.
Endlich legte der sein Messer aus der Hand, blinzelte dem Verianer zu und
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