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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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bleiben, muss dir niemals etwas leidtun. Wann habe ich dir das letzte Mal gesagt, dass ich dich liebe?«
    Canon lächelte sie an. »Es waren deine letzten Worte beim Abschied. Aber es hätte ihrer nicht bedurft, ich hätte es auch so gewusst. Du siehst müde und erschöpft aus. Darf ich dir hochhelfen? Weißt du, es ziemt sich nicht für eine Königin, im Schlamm zu knien.«
    Die Krieger und Bürger Mar’Elchs sangen voller Inbrunst das Totenlied, aber über die Lippen eines jeden Einzelnen glitt ein Lächeln, als er sah, wie die stolze Königin und der große Feldherr lange in inniger Umarmung verharrten. Eben dieser Ausdruck von Liebe und Menschlichkeit war es, der ihnen das Gefühl gab, von ihrer Königsfamilie gut beschützt zu werden.
    Wie es der Brauch verlangte, sangen auch Morwena und Canon das alte Lied mit. Die Königin tat das allerdings mit einem schlechten Gewissen, da sie nur Erleichterung darüber empfinden konnte, dass es der ihr gut bekannte und von ihr hoch geschätzte General Darkoba war, der so ehrenvoll bestattet wurde.
     
    Einige Zeit später saßen sie zusammen auf einer gepolsterten Bank in Morwenas Gemächern, und Canon berichtete über die Schlacht. Sie hatten fast dreitausend Tote zu beklagen. In Mar’Elch würde es kaum noch ein Haus geben, über dem nicht in Kürze die Trauerfahne wehen würde. Allein das Erscheinen der Truppen aus Ten’Shur hatte den Sieg der Horden verhindert, aber auch sie hatten furchtbare Verluste hinnehmen müssen.
    Canons Stimme wurde immer rauher, während er berichtete. »Das war mit Abstand die grauenvollste Schlacht meines Lebens. Die Bürger haben ihr Letztes gegeben und noch viel mehr. Sie standen den Kriegern in kaum etwas nach, aber zu den Horden stießen immer neue Verbände. Es schien einfach kein Ende mit ihrem Nachschub zu nehmen. Wenn es nicht ständig so gegossen hätte, hätten wir irgendwann knöcheltief im Blut gestanden. Als uns die Steine ausgingen, haben wir die Toten den Feinden entgegengeworfen – ihre Toten und unsere Toten. Niemand erhob Einwände gegen diesen Befehl, weil schon längst alles irgendwie unwirklich geworden war. Die Männer kämpften mit Schwertern, Äxten, Hämmern, Keulen oder bloßen Händen, bis sie umkippten. Wir mussten sogar Leute abstellen, die die Bewusstlosen oder Schlafenden in Sicherheit brachten, bevor sie von Bürgern, die kaum noch klar denken konnten, über die Zinnen geworfen werden konnten. Blutbesudelte Barden und Händler feuerten sich gegenseitig an und brüllten sich die Zahl ihrer getöteten Gegner zu. Andere wurden wahnsinnig und griffen plötzlich die eigenen Leute an. Es war … es war …«
    Er schluckte heftig, atmete tief durch und fuhr dann einigermaßen gefasst fort: »Jedenfalls, als die Horde in die Burg einfiel, hab ich gewusst, dass Mar’Elch ohne Verstärkung verloren sein würde. Ich weiß nicht, wie lange wir das Tor verteidigt haben. Mir erschien es endlos. Im Burghof stapelten sich die Leichen, und die, die noch kämpfen konnten, trampelten über Tote oder Verwundete hinweg. Unter unseren Füßen waren die Schreie oft grauenhafter als um uns herum. Ich dachte, ich hätte noch nie etwas Schändlicheres erlebt, aber dann kamen die Plattenreiter. Du kannst es dir nicht vorstellen, Freund oder Feind, sie ritten alles nieder. Wir hatten nicht die geringste Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Dann weiß ich nicht mehr viel, denn mich schleppten sie aus der Burg und …«
    Morwena schluchzte unwillkürlich auf, und er ergriff beruhigend ihre Hände. »Du musst dir keine Gedanken machen, Mutter. Ich hatte es vermutlich besser als all die anderen. Ich war bewusstlos, und die Hordenreiter haben mich nicht angerührt, wollten mich lediglich gut sichtbar auf der Burgstraße hängen, damit die Kampfhandlungen eingestellt werden. Sie hatten zuvor vergeblich mein Leben gegen die völlige Unterwerfung angeboten. Aber da hatte General Darkoba ja – den Göttern sei Dank – längst das Kommando übernommen. Lucio hatte die Truppen über den alten Bergpfad bis nah an die Burg gebracht. Unbemerkt von den Horden tauchten sie plötzlich in Mar’Elch auf. Die Adler und die Flammenreiter, unterstützt von den Krakern schlugen, während ich besinnungslos im Lager der Horden herumlag, wohl ihre größte Schlacht, aber nicht einmal ein Drittel von ihnen ist noch am Leben. General Darkoba und eine gemischte Reitertruppe haben mich dann auch vor dem Galgen gerettet.«
    Er machte eine kurze Pause, sah

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