Neobooks - Die Zitadelle der Träume
zusammengezimmerten Baumstämmen erreicht, in der sie Rast machen wollten.
Überall im Norden gab es diese Hütten, die in den wärmeren Jahreszeiten von Waldarbeitern, Rinderhirten oder Jägern bewohnt wurden. Während des langen Winters standen sie leer oder dienten Kleintieren als Unterschlupf.
Derea, der zuvor nie im Norden gewesen war und sich immer noch nicht an die Kälte gewöhnt hatte, fiel der Länge nach in den Schnee, als er vom Pferd stieg. Seine Hände waren klamm, seine Beine nahezu taub, und er warf einen ehrfürchtigen Blick auf den Prinzen, der schon zum Wagen stapfte, um den Frauen herunterzuhelfen.
»Er ist kein Maßstab, ist völlig kälteunempfindlich«, tröstete Gideon neben ihm mit einem leichten Lächeln, schlug die Arme um sich und machte zaghafte Kniebeugen.
»Beneidenswert«, seufzte der Hauptmann und rappelte sich wieder hoch. »Ich frag mich schon die ganze Zeit, wie Ihr das Wintergebirge überleben konntet.«
»Das frag ich mich auch nach wie vor.« Der Gelehrte grinste ihn spitzbübisch an. »Aber wisst Ihr, unser Erbe der Kraft wird diesem Titel wirklich gerecht. Er verfügt über grenzenlose Stärke und Zähigkeit. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft. Ich frage mich immer …«
»Hört auf, euch blödsinnigen Fragen zu stellen, und sammelt lieber Holz!«, ranzte der General sie im Vorbeigehen unwirsch an.
Sein Sohn kniff die Augen zusammen und sah ihm hinterher. »Vielleicht sogar vorhandene nette Eigenschaften versteht er hervorragend zu verbergen.«
Gideon drückte ihm die Schulter. »Das Leben prägt die einen so, die anderen anders, und nicht immer gibt uns das Offensichtliche auch Auskunft über innere Werte. In einer rauhen Schale verbirgt sich oft ein weicher Kern, und der wohlschmeckende Saft der leuchtend roten, verführerischen Kasbis-Kirsche ist giftig.« Bei diesen Worten streckte er sich noch einmal und ging, um der Aufforderung Raouls Folge zu leisten.
Der Blick des Hauptmanns wanderte erneut zum Prinzen, der gerade seine leise fluchende Gattin zum Haus trug. Es erschien ihm unmöglich, dass ein Mensch sich so schnell von Verletzungen erholen konnte. Waren hier vielleicht doch höhere … böse Mächte im Spiel? Die Worte des sterbenden Ketzerjägers gingen ihm nicht aus dem Kopf.
Während die Frauen in Vorräten kramten und das Feuer in der Herdstelle schürten, versuchten die Männer, zumindest die größten Ritzen und Löcher ihres Unterschlupfes notdürftig mit Reisig und Decken zu verschließen, um den eisigen Wind weitgehend auszusperren.
Einige Zeit später saßen sie von den Resten des Haseneintopfes gestärkt um einen wackligen Tisch herum, und der General nahm das Gespräch auf. »Wir können uns jetzt gleich östlich halten oder den westlichen Pfad durch die Ausläufer des Gebirges nehmen und erst im Grenzgebiet von El’Maran nach Osten schwenken.«
»Das wäre aber doch ein großer Umweg«, warf Gideon sofort ein.
»Ein Umweg führt manchmal schneller und sicherer zum Ziel«, erklärte Rhonan, während Caitlin die Verbände an seiner Hand erneuerte.
Der General nickte beifällig. »Ich würde auch meinen, dass die Berge besser wären. Mein Vorschlag wäre trotzdem, zunächst die Wege der Umgebung zu erkunden. Ich würde nur ungern in ein Lager der Horden stolpern.«
»Berge?«, kreischte Caitlin entsetzt und sah von ihrer Arbeit hoch. »Ich will nicht mehr klettern, ich hasse klettern.«
Rhonan legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Keine Berge, sondern Hügel. Wir werden die meiste Zeit reiten können.«
Raoul warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Habt Ihr noch andere nutzlose Einwände, oder können wir weiter planen?«
Da sie ihn nur mit hochgezogenen Brauen bedachte, fuhr er fort: »Jeweils zwei Mann sollten die nähere Umgebung auskundschaften können.« Er blickte den Prinzen fragend an. »Könnt Ihr schon wieder einen Bogen spannen?«
Caitlin stieß einen unwilligen Laut aus und grummelte undeutlich etwas vor sich hin. Lediglich Begriffe wie Schwachkopf, selten dämliche Fragen und männliche Dummheit waren zu verstehen.
Ihr Mann blinzelte sie an, bevor er verneinend den Kopf schüttelte, und der General nickte und schlug vor: »Dann nehmt Ihr mit Derea den Wald im Westen in Augenschein. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr ungern mit mir reiten würdet. Marga, du begleitest mich.«
»Ich werde Rhonan auch begleiten«, erklärte die Prinzessin sofort mit Bestimmtheit, während sie ihm vorsichtig einen
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