Neobooks - Die Zitadelle der Träume
vielleicht sein, aber die sehen uns als Mahlzeit an und werden daher kaum mit uns kämpfen. Außerdem verlassen sie ihren Sumpf nie.«
»Gideon hat gesagt, auch sie fühlen sich durch den Krieg bedroht. Wir müssen sie eben davon überzeugen, dass sie an unserer Seite kämpfen müssen, um die Geister nicht zu erzürnen.«
»Wenn du überhaupt dazu kommst, dein Anliegen vorzutragen«, beharrte sein Schwager weiter auf seinen Zweifeln. »Vielleicht landest du auch gleich in ihrem Kessel.«
Der General schnaubte unwirsch. »Wir sollten durchführbare Pläne schmieden und die Echsen nicht in Betracht ziehen. Das sind wilde Tiere. Nichts wird die jemals dazu bringen, ihren Sumpf zu verlassen. Das wäre im besten Falle verschwendete Zeit.«
»Vielleicht auch nicht«, widersprach Gideon mit nachdenklich gerunzelter Stirn. »Ich würde sie nicht dem Tierreich zuordnen. Sie haben mir auch schon geholfen. Ich kenne diese Schattenkrieger nicht, aber ich kenne die Kalla. Ihr Panzer ist durchaus mit einer Rüstung zu vergleichen. Ihre Kraft ist … atemberaubend und ihre Schnelligkeit unübertrefflich. Ich denke, es könnte einen Versuch wert sein.«
»Unsinn! Gleichgültig, über welche Vorzüge sie verfügen, es sind Tiere. Da könnten wir auch anfangen, Wölfe einzusammeln, die für uns kämpfen. Wir gehen nicht in die Sümpfe«, erklärte Raoul unmissverständlich und vermittelte ganz den Eindruck, als hielte er damit die Angelegenheit für abgeschlossen.
Caitlin spürte, wie ihr Mann sich versteifte.
Der sah den General an und fragte mit frostiger Stimme: »Was veranlasst Euch eigentlich, zu glauben, dass Ihr das bestimmen könntet? Ihr dürft jederzeit gehen, wohin Ihr wollt, aber weder Gideon noch Caitlin noch mir werdet Ihr jemals sagen, was wir zu tun oder zu lassen haben. Wie es unsere übrigen Begleiter halten wollen, können sie selbst entscheiden.«
Er wartete nicht einmal auf eine Reaktion. Sein Blick wanderte zum Gelehrten, und seine Miene entspannte sich im Gegensatz zu seinem Körper. »Es hieß doch in der Prophezeiung, dass das Schwert der Alten Könige die Völker einen und zum Sieg führen wird, wenn ich mich richtig erinnere. Gerade ist mir klargeworden, was das bedeutet: Die Echsenmenschen gehören dazu. Ich meine, die Freien Reiche mussten doch nie geeint werden, die kämpfen seit eh und je Seite an Seite.«
Der Verianer sah ihn eine Weile gedankenverloren an und nickte schließlich. »Damit könntest du recht haben. Das macht irgendwie Sinn.«
Marga räusperte sich. »Sie sind wirklich beeindruckend, aber wisst Ihr, wie viele von ihnen es gibt?«, fragte sie und hatte das erste Mal das Gefühl, das wirklich der Großkönig unter ihnen weilte.
Der Gelehrte schüttelte den Kopf. »Das konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Echsen kennen keine Zahlen. Sie kennen nur einen, ein Paar, mehrere und viele. Neben dem Dorf, in dem wir waren, gibt es noch viele andere. Das konnte ich aus der Luft sehen. Der Sumpf ist riesig.«
Rhonan nickte. »Ich weiß nicht, ob wir mit ihnen siegen werden, ich weiß jedoch bestimmt, dass wir ohne sie nicht gewinnen können. Ist das einen Versuch wert?«
Marga, Hylia, Gideon und Derea nickten nach kurzer Überlegung.
»Wir gehen also in die Sümpfe«, fasste der zusammen. »Und was ist mit der Quelle?«
»Die wird auch nach der Schlacht noch da sein. Bei den Freien Reichen wäre ich mir da nicht so sicher«, erwiderte Rhonan trocken. »Du hast die Krieger doch gesehen. Die halten die Menschen allein nicht auf.«
Sein Schwager nickte verdrossen, aber Caitlin schüttelte sich angewidert und sah ihren Gatten ausgesprochen unwillig an. »Das wird immer besser. Worauf habe ich mich nur eingelassen? Erst Eis und Schnee und jetzt ein Sumpf. Das klingt nach Moder und Gestank. Wenn ich nicht genau wüsste, dass du ohne mich verloren wärst, würde ich mich sofort zurückziehen.«
»Erinnerst du dich? Ich hatte dich gewarnt«, erklärte Rhonan nur mit einem schiefen Lächeln.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs schlief sie dann in seinem Arm ein, denn den Erörterungen über unterschiedliche Wege konnte sie nichts abgewinnen, schien ein Weg doch genauso beschwerlich zu sein wie der andere.
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13. Kapitel
Sie hatten beschlossen, bei Sonnenaufgang aufzubrechen, und so legten sie sich bald schlafen. Marga übernahm die erste Wache.
Juna konnte nicht einschlafen und starrte vor sich hin. Bisher hatte sich keine Gelegenheit zur Flucht ergeben, aber das war
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