Neobooks - Die Zitadelle der Träume
ist geschehen? Komm runter, ich helfe dir.«
Derea warf ihm einen müden Blick zu und spannte sich plötzlich an. »Ich benötige keine Hilfe.«
Raoul sah kurz zum Prinzen.
»Wagt es nicht, mich anzurühren.«
Der General musste nichts erwidern, da in diesem Augenblick schon Caitlin, Gideon, Marga und Hylia aus der Hütte gestürzt kamen und den beiden Ankömmlingen halfen.
Caitlin schimpfte dabei die ganze Zeit vor sich hin. »Ich hab gewusst, dass etwas geschieht, aber auf mich hört ja keiner. Es ist immer dasselbe. Jedes Mal, wenn du ohne mich gehst, kommst du verletzt zurück. Du brauchst keine Frau, du brauchst ein Kindermädchen. Sieh dir das an Gideon! Kann sich mal wieder kaum auf den Beinen halten und hinkt wieder. Aber er musste ja unbedingt ohne mich reiten. Jetzt sieh, was dabei herausgekommen ist! Blut tropft aus dem Handschuh. Oh, es ist zum Auswachsen mit diesem Mann.«
Der Verianer, der sich schon lange Zeit Sorgen um die jungen Männer gemacht hatte und währenddessen auch noch Caitlin hatte beruhigen müssen, stimmte mit einem Funkeln in den Augen zu. »Das ist es. Ich gebe dir völlig recht.«
Rhonan warf Derea über den Kopf seiner Gattin hinweg einen so unglücklichen Blick zu, dass der unwillkürlich auflachte.
Hylia bedachte den daraufhin mit einem Blinzeln. »Ihr seht auch nicht sehr gesund aus und solltet Euch lieber setzen, bevor Ihr umfallt. Aber vorher zieht Hemd und Hose aus.«
Der Hauptmann stutzte und starrte sie gehetzt an. »Ihr meint doch nicht hier und jetzt?«
»Draußen macht der Schneefall es recht ungemütlich.« Die Augen der Priesterin blitzten. »Und ich an Eurer Stelle würde die Verletzungen gleich behandeln lassen. Ich überlasse die Entscheidung aber selbstverständlich Euch.«
»Blitz und Donner!«, entfuhr es ihm. Er hörte Juna auflachen und schaffte es nicht, die Umhangschnalle zu öffnen.
Hylia wollte ihm gerade zu Hilfe kommen, als dankenswerterweise Gideon eingriff und dem bleichen Hauptmann beim Entkleiden zur Hand ging. »Denkt einfach nicht weiter drüber nach«, empfahl er leise. »Man gewöhnt sich einfach an alles. Das könnt Ihr mir glauben. Ich weiß, wovon ich rede.«
Während Caitlin sich um ihren Gatten kümmerte und dabei die ganze Zeit munter weiterschimpfte, versorgte die Priesterin Derea mit sanften Händen. Dabei warf sie ihm immer wieder belustigte Blicke zu. Er versuchte, nicht zu zucken oder gar zu stöhnen und einen möglichst unbeteiligten Eindruck zu machen.
Hylia schüttelte schließlich schmunzelnd den Kopf. »Hauptmann, nun seid doch nicht so verkrampft. Ich spüre Eure Schmerzen ohnehin. Ihr müsst also nicht so tun, als hättet Ihr keine. Entspannt Euch und bewahrt Euch Euren Heldenmut fürs Schlachtfeld.«
Derea gelang nur ein halbherziges Lächeln. Sagen konnte er nichts, weil er beim Sprechen nicht gleichzeitig die Zähne zusammenbeißen konnte.
Kurze Zeit später empfand er es nur noch als ungeheure Erleichterung, dass Hylia auch die Beinwunde ohne Nadel und Faden schließen konnte. Allerdings war er nahe dran, zur Ablenkung vor sich hin zu pfeifen, als ihre Hände immer wieder über seinen Oberschenkel glitten. Es wäre erträglicher gewesen, wäre die Priesterin mindestens zwanzig Jahre älter gewesen. Zumindest aber hätte er es begrüßt, wenn sie ihn nicht dauernd herausfordernd angelächelt hätte.
Die Blicke der Verletzten trafen sich immer wieder. Die heilende Kraft der Behandlung bewirkte, dass sich nach einiger Zeit bei beiden ein Grinsen dazugesellte.
»Was gibt es da zu grinsen?«, zeterte die Prinzessin sofort. »Erzähl lieber, was du schon wieder getrieben hast!«
Rhonan und Derea berichteten in der nächsten Zeit abwechselnd von ihrer Begegnung mit den Hordenkriegern. Keiner von beiden erwähnte dabei allerdings, dass der Prinz diese Begegnung geradezu gesucht hatte. Der bedachte seinen Schwager daraufhin mit einem dankbaren Blick.
»Marga und der General haben auch zwei Lager entdeckt«, erzählte Gideon. »Es ist zum Verzweifeln. Alle Wege in den Süden scheinen blockiert.«
»Sie blieben bei ihrer Erkundung allerdings unbemerkt«, merkte Caitlin an. »Waren wohl bessere Waldläufer. Halt die Hand still, Rhonan! Geschieht dir recht, dass es weh tut.«
Der warf ihr einen düsteren Blick zu und wandte sich dann ausnehmend freundlich an den Gelehrten. »Wir können den Weg durch die Berge nehmen. Der ist jetzt nämlich frei. … Aua!«
Er schnappte hörbar nach Luft. »Himmel,
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