Neobooks - Dreck muss weg!
Hamburger Akte von Lisbeth Hayenga reinziehen. Marga hatte keinen Bock, dass der Bärwolff sie auflaufen ließ, weil sie irgendwas übersehen oder nicht mitbekommen hatte. Zum Glück hatte Jette sich angeboten, ihr die Unterlagen zu besorgen. Bei der Besprechung gerade war kein Schwein auf den Mordfall Hayenga eingegangen. Und wie Guntbert Meyer sich echauffiert hatte. Sie war also nicht die Einzige, die Fehler machte. Marga rollte vom Bett und schnappte sich den blassen Hefter, der auf ihrem Koffer lag. Sie zögerte, legte ihn wieder beiseite und packte zuerst ihre Klamotten aus. Sie wollte morgen nicht aussehen wie ein zerknautschter Lumpi. Dann machte sie sich an die Falldaten von Lisbeth. Die hatte nach ihrer Scheidung von Fritz Flemming ihren Mädchennamen wieder angenommen. Über Fritz Flemmings Aufenthaltsort war bis jetzt noch nichts bekannt. Lisbeth musste ordentlich Knete besessen haben. Marga staunte. Handgefertigte Schuhe. Und nicht orthopädisch. Auch die Seniorenresidenz schien nobel. Die einbruchsichere Spezialtür, der versteckte Tresor. Vor wem hatte sich Lisbeth schützen wollen? Und warum? Dann kam in dem Hefter der Vermerk über die vermeintliche Cannabis-Plantage – im Seniorenheim? Das musste der Hintergrund zu Guntberts filmreifem Auftritt mit Uhr im Besprechungsraum gewesen sein. Da hatte Kalle tatsächlich eine Bauchlandung hingelegt, die weh tat. Marga wünschte, sie wäre doch etwas freundlicher zu ihm gewesen und hätte zu ihrem Einstand kollegiale Empathie spendiert, anstatt einer Kurzdemonstration der Kehrtechnik des neuen Besens. Die arme Sau, wie peinlich. Aber shit happens. Tatsächlich und überall. Die Kekse mit dem Tetrahydrocannabinol hätten auch wie die Faust aufs Auge gepasst. Thao Bergmann war vom Rauschgiftdezernat und genau die Trulla, die sich einen Ast gelacht hatte über Kalles Fauxpas. Marga blätterte weiter. Die Presse hatte Insiderwissen gedruckt, ohne Zweifel. Vielleicht ging Guntbert auch deshalb am Stock. Gut, dass die Polizeiinspektion Aurich über jeden Verdacht erhaben war. Moment – hatte Harm nicht einen Vetter beim Heimatblatt? Marga schüttelte den Kopf. So ’n Quatsch. Und das war es auch schon mit schillernden Pressekontakten. Aber wieso wurde nicht nach den Kindern von Lisbeth Hayenga gefahndet? Marga runzelte die Stirn. Sie war Mutter. Im Obduktionsbericht hatte etwas von einer Kaiserschnittnarbe gestanden. Marga war sich sicher. Zu blöd, den Bericht wollte Kalle noch mal durchlesen, deswegen hatte er Marga vertröstet. Es klopfte. Steif erhob sie sich vom Bett und humpelte mit eingeschlafenem Fuß zur Tür. Jette. Sie sah den Hefter auf dem Bett. »Bist du durch?«
Marga nickte. »Komische Kiste, alles in allem.«
Jette strich sich den kurzen Pony zur Seite. »Ehrlich gesagt, ich hab schon wieder Hunger. Lust auf Pizza und einen Feierabendwein?«
Eigentlich wollte Marga noch telefonieren, aber das konnte sie auch auf später verschieben.
»Gern.« Marga fummelte ein Gummiband aus ihrer Hosentasche und band ihr Haar zusammen. Dann stiefelten sie los, den Hefter unter den Arm geklemmt. Marga kam sich vor wie ein Teil des dynamischen Duos. Bei Jokis Humpelgang musste sie ihr eigenes Tempo immer drosseln. Die Luft war feucht, feiner Nieselregen schwebte durch die Luft. Jette beschleunigte, als hätte sie Siebenmeilenstiefel gefunden, und die rote Reklameleuchte einer Apotheke warf einen teuflischen Schatten auf ihr Gesicht. Sie erreichten das italienische Restaurant mit schmuckem Baldachin, Jette öffnete die Schwingtür und ließ Marga den Vortritt. Der Laden war gut besucht, aber sie fanden noch Platz in einer Nische. Ein Südländer mit Brisk Frisiercreme im Haar zündete ihnen mit viel Schwung in der Bewegung die Kerze auf der Mitteldecke an. Nachdem Marga die Speisekarte mit den Augen rauf- und runtergefahren war, entschied sie sich für Penne mit Rinderfilet; Jette nahm Fisch mit frischem Gemüse.
»Na denn, auf gute Zusammenarbeit!« Jette hob ihr bauchiges Glas und ließ den Rotwein in der Kerze funkeln.
Marga stieß an, der Wein war schwer und gut. Sie redeten über dies und das. Jette war nett, aber nicht aufdringlich, fand Marga. Zwischen ihnen auf dem Tisch lag der Hefter. Marga blätterte darin. »Lisbeth Hayenga scheint ganz schön vermögend gewesen zu sein.«
»Angeblich hat sie ihr Geld mit einer Partnervermittlungsagentur verdient. Eine Kollegin ist da dran. Aber bis jetzt hat sie noch nichts ausfindig gemacht.« Jette
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