Neobooks - Dreck muss weg!
schon tot.
Er konnte nicht folgen. Wäre nicht Eliza, er hätte den Kontakt zu Jay längst abgebrochen. Jay, seine große Liebe, die einzige. Anfangs dachte er, glücklich zu sein wäre etwas Selbstverständliches, schließlich liebten sie sich. Er war naiv gewesen und Emma wahrlich kein gutes Vorbild. Jay und er lebten in den Parallelwelten ihrer Dienstpläne. So absurd es klingen mochte, in der Zeit verstanden sie sich noch blind. Erst als sie gemeinsam bei der Mordkommission arbeiteten, begannen die Probleme. Sie waren Tag und Nacht zusammen und hatten sich immer weniger zu sagen. Das war der Anfang vom Ende, und mittendrin wurde Jay mit Eliza schwanger und sie heirateten. Nach der Geburt erkrankte Jay. Von da an war nichts mehr wie vorher. Zu guter Letzt hatte sie sogar mit ihrer Dienstwaffe auf ihn geschossen. Kalle fuhr sich über die Narbe am Oberarm. Kerstin Brockmann, die Polizeipsychologin, lag ihm seitdem in den Ohren, sich professionelle Hilfe zu holen. Doch Seelenklempner waren Kalle suspekt. Die hatten selbst einen an der Klatsche. Er machte sich die Suppe warm, holte sich ein Bier und konzentrierte sich auf den Obduktionsbericht, in dem Anna Lekowski das Innerste von Lisbeth Hayenga durchleuchtet hatte, kurzweilig und interessant geschrieben. Es war Mitternacht, als Kalle den Bericht wieder in seiner Tasche verstaute. Bevor er ins Bett ging, schaute er noch einmal nach Eliza. Es war nicht alles umsonst gewesen. Jay hatte ihm dieses wunderbare, schöne und liebe Kind geschenkt.
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Kapitel 29
Hamburg-St. Georg, Lange Reihe
D er dicke Teppich im Foyer schluckte jedes Geräusch, und das dunkle, polierte Holz glänzte mit den Messingbeschlägen der Rezeption um die Wette. Marga fühlte sich frisch und ausgeruht. Und geschlafen hatte sie tief und traumlos, in einem schneeweißen Bett. Auch Jette war sichtlich guter Dinge. Etagenklo und Pensionsmief waren Geschichte. Marga hatte sie überzeugen können, das Ambiente zu wechseln, und kurzerhand hatten sie noch am gestrigen Abend die Kleinkaro-Wüste verlassen. Koffer auf, Klamotten rein und nichts wie weg. Das Geld für die Zimmer hatten sie dem bunt bemalten Seemann aus Gips, der auf dem Tresen der Anmeldung sein Akkordeon auf ewig auseinanderzog, unter die Füße geklemmt. Hoffentlich versoff es der alte Haudegen nicht.
Johoho und ’ne Buddel voll Rum.
Ihr neues Domizil war ein sonnig gelbes Bürgerhaus aus dem 18 . Jahrhundert. Schön, schick und mit eigenem Bad. Natürlich auch teurer, aber egal … Nach dem Frühstück war Jette vollends überzeugt. Bei ihr ging Liebe durch den Magen, das hatte Marga in den letzten vierundzwanzig Stunden schon festgestellt. Wenn Jette mal nach Ostfriesland käme, musste sie unbedingt mit auf ein Abendessen nach Oldersum zu Joki und seiner Frau. Marga mochte »Gernesser«. Sie selbst war zwar von Natur aus hager, aber das war eher Zufall. Oder Glück. Oder Pech. Kam auf den Blickwinkel an. Jedenfalls konnte sie Frauen nicht leiden, die sich von Apfelschnitzen und Paprikastreifen ernährten oder stundenlang an bröseligem Knäckebrot lutschten.
Sogar die Sonne schien ein bisschen, als sie an der Alster entlangfuhren und über die Kennedybrücke donnerten. Die Fahrt verging nicht wie im Flug, sondern war einer. Jette gab wieder alles am Gaspedal. In Margas Magen ließ der große Pott Milchkaffee die Frühstücksbrötchen Wasserballett tanzen, und das gekochte Ei trieb kopfüber umher und bemühte sich, den Takt zu halten.
*
Hamburg-St. Pauli, Seniorenresidenz
Sophia Prinz war kaum größer als eine Zwölfjährige und sicher auch nicht viel schwerer. Sie begrüßte Marga und Jette mit Handschlag und erstaunlich freundlich. Fast unbeschwert. Ihr Büro war hell, die Fensterscheiben reichten bis zum Fußboden.
»Nun mal Tacheles, Frau Prinz.« Jette schlug die Beine übereinander. »Was ist das für eine Nummer mit den Haschkeksen? Es geht um einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Wissen Sie eigentlich, was dadurch auf Sie zukommen kann?«
Sophia Prinz machte große Augen. »Wieso auf mich?« Sie legte eine Hand auf ihr Dekolleté. »Ich habe rein gar nichts mit diesen Keksen zu tun. Seh ich etwa aus, als sei ich hier für die Verköstigung zuständig? Dafür haben wir eine Köchin.« Sie lachte.
»Ach, und die hat regelmäßig Tetrahydrocannabinol-Streusel auf die Plätzchen gekippt?«
»Davon ist mir nichts bekannt.« Sophias Kopf ging würdig in Schräglage, und sie lächelte milde.
»Und Hase
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