Neobooks - Dreck muss weg!
spießte mit Nachdruck ein Brokkoliröschen auf. »Mich würde der Verbleib ihres Ex-Mannes interessieren. Wie vom Erdboden verschluckt, der Gute.«
»Vielleicht ist er das sogar.«
Jette sah Marga fragend an, die zuckte mit den Schultern.
»Na ja, bei dem Alter. Vielleicht liegt der tatsächlich schon irgendwo und guckt sich das Gras von unten an.«
»Glaub ich nicht. Da müssen wir abwarten, was Tinta findet.«
Jette wischte mit einem Brotbrocken über ihren leeren Teller.
»Wieso habt ihr nicht ermittelt, wo die Kinder von Lisbeth Hayenga stecken? Die müssen doch benachrichtigt werden.«
»Frag mich nicht. Da hat Kalle die Hand drauf.«
»Na, da wird er aber was erklären müssen.« Marga steckte den Hefter in ihre Tasche. »Wo sind die Berührungspunkte bei Lisbeth und Theda? Zwei Schwestern, uralt, haben sich angeblich seit Jahren nicht mehr gesehen. Irgendwo muss da doch ein Schnittpunkt sein.« Sie nahm einen letzten Schluck Wein und wischte sich den Mund ab. Das Essen hatte super geschmeckt. Marga fühlte sich gut. »Und woher kommt Lisbeths Kohle?«
Jette verschränkte die Hände auf dem Bauch. »Warum krampfhaft suchen? Lass uns das Offensichtliche zuerst durchleuchten.«
»Okay, dann würde ich mir gerne morgen gleich als Erstes die Wohnanlage ansehen. Und … die Plantage.«
Jette grinste. »Nachtisch?«
*
Zum Telefonieren war es zu spät geworden. Allerdings hatten sich weder Peter noch Joki gemeldet, und keine Nachricht war schließlich eine gute Nachricht. Oder so ähnlich. Marga war leicht benebelt vom Wein. Sie putzte ausgiebig Zähne und cremte sich gerade das Gesicht ein, als es an der Zimmertür klopfte. Wieder Jette. Im grauen Nachthemd mit einem grinsenden Goofy vor der Brust. »Das Klo ist besetzt.« Ihre Mundwinkel zogen Richtung Fußboden. »Ich warte seit einer Viertelstunde.« Sie trat von einem Bein auf das andere. »Und es stinkt bis auf den Flur. So ein Scheißladen!«
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Kapitel 28
Hamburg-Neustadt, Wincklerstraße
K alle klemmte sich die Post zwischen die Zähne, holte den Haustürschlüssel unter der Fußmatte hervor, schloss auf und schob den Schlüssel zurück an seinen Platz. Was für eine Papierverschwendung, tonnenweise Werbewurfsendungen.
»Mam?«
Keine Antwort. Er gab der Tür einen Tritt. Auf einen gemütlichen Abend in Gesellschaft von Emma und seiner Lieblingstochter hatte er sich gefreut, auf leckeres Essen und ein kühles Bierchen. Stattdessen begrüßte ihn eine vergessene Mülltüte, in der es nach Verwesung muffelte, und natürlich die legendäre Bärwolffsche Unordnung. Kalle kickte Elizas linken Stiefel in die Ecke zum rechten. Obwohl Emmas Wollmantel fehlte, ebenso wie Elizas Karnickelfell, waren alle Garderobenhaken belegt. Er stülpte die Lederjacke über die Daunenweste, schleuderte die Schuhe von den Füßen und schlüpfte in die Lammfellhausschuhe, die Emma ihm vom Wochenmarkt mitgebracht hatte. Auf dem Küchentisch stand eine Vase mit gelben Tulpen. Die ersten Frühlingsboten, wie nett. Kalle setzte sich und kontrollierte die Nachrichten auf seinem Handy. Zum hundertsten Mal. Scheiße! Keine Nachricht von Gesa. Sollte er ihr eine SMS schicken? Einen Korb zu kassieren, war nicht annähernd so verletzend, wie ignoriert zu werden. Kalle sah noch einmal die Post durch. Beim letzten Umschlag stutzte er. Jays eckige Druckbuchstaben hatten es sofort geschafft, sein Herz in den Holterdiepolter-Modus zu schalten. Er riss den Umschlag auf. Fünf dicht beschriebene Seiten von Hand, die mit den Worten anfingen:
Sehr geehrter Herr Bärwolff, du hast wohl den Arsch offen!
Kalle stöhnte und stopfte den Brief zurück in den Umschlag. Erst jetzt sah er den roten Zettel, der mitten auf dem Küchentisch lag.
Bin im Kino. Eliza schläft bei Laura. Kartoffel-Lauch-Suppe steht auf dem Herd. Wird spät werden. Lieb dich, Mam.
Wut füllte seinen Magen. Von Hunger keine Spur. Eliza schläft nicht bei Laura. Auf gar keinen Fall! Kalle tippte auf das Telefonverzeichnis seines Handys. Miniaturtastenoverkill. Das Hauptmenü-Feld erschien wieder. Er versuchte es erneut.
»Ja?« Lauras Piepsstimme meldete sich.
»Hallo, Laura, ich bin’s, Kalle, der Vater von Eliza. Gibst du sie mir bitte mal?«
»Eliza ist nicht bei mir.«
»Wie bitte?«
»Eliza ist nicht bei mir.«
Die Wut war sofort verflogen und machte viel Platz für Kalles Ängste.
»Weißt du denn, wo sie ist?«
»Sie wollte nach Hause.«
»Wann war das?«
Die Haustür wurde aufgeschlossen. Eliza
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