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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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Obszönes. Während er von seinen Bewachern auf die Sitzfläche bugsiert wurde, fühlte Ross, dass seine Achselhöhlen glitschig wurden.
    Sie fixierten zuerst einen Fußknöchel und eines seiner Handgelenke mit Kabelbindern an Stuhlbein und Armlehne, bevor sie ihm Fußfesseln und Handschellen abnahmen und den Vorgang auf der anderen Seite wiederholten. Sie arbeiteten geschickt und brauchten nur wenige Sekunden. Ross wehrte sich nicht; einer hielt den Elektroschocker bereit. Als sie fertig waren, prüften sie Sitz und Festigkeit der Fesselung und gingen. Zwei verließen den Raum, einer wartete wieder außerhalb von Ross’ Blickfeld. Ross saß angespannt und nervös, bemüht, die harten, stramm sitzenden Kunststoffstreifen zu ignorieren, und versuchte, sich nicht vorzustellen, was als Nächstes geschehen würde. Aus dem Holz des Stuhls stieg ein schwacher Geruch nach Schweiß oder Urin auf.
    Endlich ging die Tür.
    »Allô, Voltaire.«
    »Hallo.«
    Sie setzte eine Arzttasche auf dem Tisch ab.
    »Wann waren Sie das letzte Mal auf der Toilette, Walter?«
    Was? »Wieso?«
    »Ich werde Sie jetzt länger interviewen.«
    Aus der Tasche brachte sie einen Träger mit einer Sammlung kleiner Flaschen und eine Handvoll Einwegspritzen zum Vorschein und reihte sie vor sich auf.
    Ross sagte: »Sie sind also die Frau fürs Grobe.« Plötzlich war ihm kalt, und er spürte einen Anflug von Übelkeit.
    Sie lächelte belustigt. »Warum nicht? Männer sind nachgiebiger und auskunftsfreudiger, wenn sie von Frauen befragt werden. Wenn sie anderen Männern gegenübersitzen, dann meinen sie immer, kämpfen zu müssen, und spielen die harten Burschen.«
    Sie steckte Kanülen auf die Spritzen.
    »Frauen«, fuhr sie fort, »Frauen geraten auch nicht so schnell in Versuchung zuzuschlagen, wenn es nicht so gut läuft. Ich mag das nicht: Blut und Geschrei. Wie viel wiegen Sie?«
    Er antwortete nicht. Sie stach durch das Gummisiegel einer Flasche und zog eine Spritze auf.
    »Ich habe alles gesagt, was es zu sagen gibt.« Ross bemühte sich, gelassen zu klingen. »Sie verschwenden Ihre Zeit.«
    Sie streifte bleiche Latexhandschuhe über.
    »Keineswegs. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, weiß ich auf jeden Fall mehr als vorher.«
    Sie tränkte einen Klumpen Watte mit Alkohol und kam um den Tisch herum.
    »Entspannen Sie sich, Walter. Sie wissen ja, was jetzt kommt, Sie kennen sich doch mit Drogen aus. Ich benutze die feinste Nadel, Sie werden nichts spüren. Halten Sie still, sonst bricht sie ab, und Sie bekommen einen häßlichen Abszess. Und wehren Sie sich nicht, sonst muss ich die Männer holen.«
    Sie desinfizierte eine Stelle an dem Arm, wo er den Ärmel abgerissen hatte, und versenkte die Nadel. Ross ließ es geschehen und spürte tatsächlich fast nichts. Als sie fertig war, fragte er: »Was passiert jetzt?«
    Sie sah auf die Uhr. »Es dauert, bis es wirkt. Wie beim Zahnarzt.«
    »Wir können ja schon mal anfangen. Fragen Sie mich einfach, was Sie wissen wollen.«
    Sie antwortete nicht.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich spüre nichts. Was müsste ich fühlen?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist bei jedem anders.«
    »Wie wirkt es bei Ihnen?«
    »Das habe ich noch nie ausprobiert.«
    »Haben Sie unsere Zimmer im Hotel abgehört?«
    Wieder lächelte sie. Eine Zeitlang saßen sie sich schweigend gegenüber. Dann räusperte sich Ross und sagte: »Ich glaube, es geht los.« Sein Herz schlug heftig. Er fühlte seinen Magen.
    Sie sah auf die Uhr, trat zu ihm und nahm seinen Puls. Dann leuchtete sie ihm in die Augen. Ross hatte zunehmend das Gefühl, seinen Körper zu verlassen. Ihm war, als hörte und sähe er durch die Ohren und Augen einer anderen Person. Was er sah, schien hinter dickem Glas oder unter Wasser zu liegen. Er war hellwach.
    »Wie fühlen Sie sich, Walter?« Ihr Tonfall war fürsorglich.
    »Ich weiß nicht.«
    »Gut oder schlecht?«
    »Wie Fieber. Nur ohne Hitze.«
    »Haben Sie Angst, Schmerzen?«
    »Nein nein.«
    »Sehen Sie, keine Angst, keine Schmerzen. Es geschieht Ihnen nichts. Alles ist gut. Ich bin Ihre Freundin, Walter. Sie können mir vertrauen.«
    Sie stellte sich vor ihm auf und beugte sich dicht zu ihm. Er konnte sie nicht klar sehen, aber er roch sie. Sie duftete angenehm nach Tabakrauch und Parfüm. Ihre Stimme war jetzt fast zärtlich, und sie war überall.
    »Vertrauen Sie mir, Walter.«
    »Ja.«
    »Sagen Sie es!«
    »Ich vertraue Ihnen, Denise.«
    »Es gibt nur noch Sie und mich.«
    Sie hatte recht. Es gab nur sie und ihn.

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