Neobooks - Erotische Frühlingsträume
die einzigen Situationen, in denen ihr klarwurde, dass sie kein normales Paar waren.
Seit geraumer Zeit schmerzte diese Erkenntnis, heute beinahe unerträglich.
Als Anna durch den Wald fuhr, klingelte ihr Handy. Sie hatte ein Déjà-vu-Erlebnis, als sie in dieselbe Ausbuchtung fuhr wie bereits Monate zuvor, als Jasmin sie nach der Wohnungsbesichtigung angerufen hatte.
Anna zog die Handbremse an und kramte nach ihrem Handy. Sie fand es schließlich, eingewickelt in einen Zettel. Im selben Moment verstummte das Klingeln.
Das Display zeigte eine Mobilfunknummer, die Anna fremd war.
Sie entfaltete das Papier, und ihr Herz begann zu rasen.
Ich bin morgen nicht da, Schönheit. Würde mich aber freuen, Dich übermorgen Abend zu sehen. Werde Dich vermissen, dessen kannst Du Dir gewiss sein. Hoffe irgendwie, dass es Dir ähnlich geht. Also, bis dann.
Fühl Dich geküsst,
Dein Fremder
PS. Nun hast Du auch meine Nummer.
So fühlt es sich richtiger an, Du kleine Spionin.
Auch wenn Anna enttäuscht war, ihn am kommenden Tag nicht zu sehen, so las sie die Worte wieder und wieder, und mit jedem Mal wurde ihr leichter ums Herz.
Er würde sie vermissen und hoffte, dass es ihr genauso ging – so stand es hier.
Und, was noch viel wichtiger war: Er wusste, was sie getan hatte, und ließ sich darauf ein. Er hatte ihre Handynummer gefunden und dazu benutzt, ihr seine eigene zu übermitteln.
Als Anna zu Hause ankam, hatte sich ihre gute Laune endgültig entfaltet. Pfeifend schloss sie ihr Auto ab und widerstand nur knapp dem Drang, zur Haustür zu hüpfen.
Ihr Vater lungerte auf der Couch und hatte nicht daran gedacht, auch nur den Versuch eines Essens auf den Tisch zu bringen. Seitdem er sich in der Sicherheit wiegte, dass der Anflug seiner Tochter auszuziehen verflogen war, bemühte er sich nicht mehr wie zuvor.
Doch auch das konnte Annas Stimmung heute nicht trüben. Sie kochte Spaghetti Bolognese und ging dann schnell zu Bett, um länger träumen zu können.
Bevor sie einschlief, tastete sie nach ihrem Handy. Die Beleuchtung des Displays warf das einzige Licht in die Dunkelheit. Anna öffnete eine neue SMS .
Schlaf schön und träum süß, mein Fremder.
Es dauerte exakt vierunddreißig Sekunden – Anna zählte jede einzelne – bis das Piepen seiner Antwort erklang.
Nur von Dir, Schönheit!
Am nächsten Morgen sprang sie beim ersten Ton ihres Weckers aus dem Bett.
Erst bei der Arbeit geriet ihre Laune für einen Augenblick ins Wanken, als sie die Station nach Jasmin absuchte und sie nicht fand.
Ihre Freundin war zwei Wochen nicht zur Arbeit erschienen, weil sie sich mit einem hartnäckigen Magen-Darm-Virus herumschlug. Anna wusste sicher, dass Jasmin gesagt hatte, sie sei nur bis einschließlich Mittwoch krankgeschrieben. Heute war Donnerstag.
»Doch, Schwester Jasmin ist wieder da, sie hat sich pünktlich zur Schicht gemeldet«, bestätigte Oberschwester Marie.
Anna stutzte. Sie schnappte sich die Essensliste und machte sich auf den Weg zu den Neuzugängen, um die Bestellungen vorzunehmen.
Auf dem Gang hörte sie, wie sich eine Tür öffnete, und drehte sich um. Und da stand Jasmin – vor dem Personal- WC , winzig, mit matten Augen, bleich wie die Wand.
»Du bist immer noch krank«, erklärte Anna ohne jede Begrüßung, aber Jasmin schüttelte den Kopf.
»Krank ist übertrieben.
Schwanger
trifft es wohl eher, obwohl ich nicht weiß, wo da der Unterschied …«
Annas Kreischen unterbrach den Wortschwall ihrer Freundin. Mit nur drei Schritten war sie bei ihr und flog der zierlichen Frau um den Hals.
»Oh, mein Gott, Jassi, ich freu mich so für euch. Das ist ja super!«
Nun versuchte sich Jasmin an einem Grinsen, scheiterte jedoch erbärmlich.
»Ja, Stefan und ich, wir freuen uns auch. Heute wollen wir es meiner Familie sagen.«
»Wie weit bist du denn?«
»Es ist noch recht frisch, aber die allerkritischste Zeit dürfte wohl vorbei sein. Elfte Woche, schätzt die Frauenärztin. So genau weiß ich es nicht, weil ich erst vor kurzem die Pille abgesetzt habe.«
»Also war es geplant?« Anna staunte. Und mit dem Staunen setzte das schlechte Gewissen ein. Nicht einmal das hatte sie mitgekriegt. Wirklich, die Art und Weise, wie sie ihre Freundin in den letzten Monaten vernachlässigt hatte, sollte unter Strafe stehen.
»Jepp, ein Wunschkind.« Jasmin nickte, doch dann legte sich ihre Stirn in Falten. »Trotzdem kriegt es den Hintern voll, wenn es mir nicht bald besser geht, verflixt.«
An
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