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Neobooks - Highland-Frühling

Neobooks - Highland-Frühling

Titel: Neobooks - Highland-Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Sailor
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Jazzstücke.
    »Tisch neun.«
    Karim stellte das Tablett mit den Gin Tonics vor sie hin und grinste. Nika grinste zurück. Sie verstanden sich blind. Nicht nur hier, im
Cube
, sondern überall. Und besonders im Bett. Tisch neun war weiter hinten; um ihn zu erreichen, musste sie den langgestreckten Raum durchqueren. Während sie auf die vier Männer zusteuerte, spürte sie die Blicke der Gäste auf sich ruhen. Sie wusste, wann sie einer ansah, und
wie
er es tat. Nikas Gestalt straffte sich. Sie warf ihre hellroten Locken mit einem gekonnten Schwung zurück. Bei den Wartenden angekommen, stellte sie betont langsam die Gläser auf dem kleinen würfelförmigen Tischchen ab und lächelte verführerisch. Hier war alles cube, würfelförmig, und die Getränkekarte war so klein wie die Eiswürfel in den Longdrinks. Es gab nur Gin Tonic. Karim hatte die wohl größte Auswahl an Branntwein von allen Bars auf der Welt – aber eben nur und ausschließlich Gin. Was dieses minimalistische Konzept betraf, hatte er nie mit sich reden lassen. Zum Glück, denn heute war es genau das, was den anhaltenden Erfolg des
Cube
ausmachte.
    Nika dachte an ihre erste gemeinsame Nacht zurück.
    »Warum Gin Tonic«, hatte sie den Algerier gefragt, und der hatte sie in die hellen Brustwarzen gezwickt und geantwortet: »Weil es das Einzige ist, wovon ich keinen Kater bekomme, mon dieu. Darum.«
    Nika lächelte den vier Gästen zu und deutete eine kleine Verbeugung an; die Locken fielen ihr dabei effektvoll ins Gesicht. Den Männern gefiel das, und das Trinkgeld rechtfertigte diese leicht devote Geste. Beschwingt kehrte sie zum Tresen zurück; wenn das heute so weiterging, brauchte sie sich um ihre Miete nächste Woche keine Sorgen zu machen.
    »Alle wollen dich, mein kleiner Schmetterling.«
    Karim stand neben ihr und strich mit den Fingern ihr Rückgrat entlang. Nika musste sich beherrschen, um nicht laut zu stöhnen. Sie mochte es, wenn Karim sie auf diese Weise berührte.
    »Sie bekommen mich aber nicht«, flüsterte sie, griff nach seiner Hand und legte sie an ihren Rocksaum. »Im Gegensatz zu dir, Monsieur.«
    Sie spürte, wie seine Finger unter den Rock glitten und ihre Pobacken berührten. Dann hörte sie ihn fluchen.
    »Wie soll ich diese Nacht hier überstehen, wenn ich weiß, dass du heute kein Höschen trägst, he?«
    Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Du bist mein Elend, mein Untergang, jawohl!«
    Nika sah ihn nachdenklich an. Dann verzog sie ihren Mund zu einem spöttischen Lächeln.
    »Das will ich doch wohl hoffen!«
     
    Für Ende März war es schon recht warm.
Sogar der Asphalt fühlt sich warm an,
dachte Nika, als sie aus dem Taxi stieg und die wenigen Meter zu ihrer Wohnung mit bloßen Füßen ging. Es war eine Wohltat, nach der langen Nacht im
Cube
endlich aus den zugegeben scharfen High Heels zu schlüpfen. Ob die Seidenstrümpfe, die sie häufig trug, den Weg über den Asphalt überleben würden, kümmerte sie in dem Augenblick wenig. Sie blickte an der Fassade hoch. Sie lebte in einer Altbauwohnung mitten im 6 . Arrondissement – mit zwei Mitbewohnern, die jedoch gerade ein Auslandssemester absolvierten. So hatte sie die wunderschöne Mansarde bis Juli für sich allein. Erschöpft von der Arbeit im
Cube
stieg sie die Treppen hoch. Die Concierge nahm keine Notiz von ihr; sie schaute mal wieder eine dieser Verkaufssendungen im Nachtprogramm.
    Nika wollte als Erstes ein Bad nehmen, auch wenn sich Mme Leroche sicher am nächsten Tag wieder über die lauten Geräusche »von oben« beschweren würde. Nika kramte nach ihrem Schlüssel und summte leise vor sich hin, als sich die Tür langsam öffnete. Sofort war sie hellwach. Das konnte nur René sein. Sie verwünschte den Tag, an dem sie ihm benebelt vor Verliebtheit einen Wohnungsschlüssel gegeben hatte.
    »Du kommst spät.«
    Er blickte sie tadelnd an. Wahrscheinlich hatte er wieder die ganze Nacht hindurch vor dem Fernseher auf sie gewartet. Er nahm sie einfach nicht ernst, wenn sie sagte, sie müsse arbeiten und es könne spät werden. Und der Algerier war ihm sowieso ein Dorn im Auge. Nika wusste, dass René latent eifersüchtig auf den Clubchef war, aber sie dachte nicht im Traum daran, sich von seinem Genörgel erpressen zu lassen. Sie schob sich an ihm vorbei in den breiten Flur und ließ alles von sich fallen: erst ihre Schuhe, die sie in der Hand getragen hatte, dann ihre Tasche und den Mantel. Sie wusste, René konnte das nicht leiden. Und sie

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