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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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was er tun musste, und jetzt konnte er wieder gehen. Er holte Luft und sagte:
    »Ich habe meinen Auftrag erfüllt, und werde mich jetzt wieder auf den Weg machen …«
    Elomer sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, dann zeigte er wieder sein schmales, gelbes Lächeln und meinte:
    »Ihr müsst doch noch was essen, und bei dem Regen kann ich Euch unmöglich auf die Straße lassen. Ihr seid mein Gast!«
    »Vielen Dank, aber das ist wirklich nicht nötig.« Während Walter das sagte, merkte er, dass er gewaltigen Hunger hatte.
    »Ihr bleibt! Meine Mutter hat bestimmt schon etwas vorbereitet.«
    Obwohl Walter damit gerechnet hatte, in Elomers Haus ein warmes Essen und ein weiches Bett vorzufinden, missfiel ihm diese Einladung jetzt. Der Regen, der an die Fensterscheiben prasselte, schreckte ihn nicht so sehr, wie die Vorstellung mit diesem Mann noch länger unter einem Dach zu sein. Trotzdem wäre es unhöflich gewesen, eine Einladung zum Essen auszuschlagen, und Hunger hatte er sowieso, aber danach würde er sofort weiterziehen.
    Theophil war zwar ein eigenartiger Mensch gewesen, und Walter hatte bei ihm oft das Gefühl gehabt, das Falsche zu tun oder zu sagen, aber er war immer freundlich und zuvorkommend gewesen und er hatte ein herzliches Lächeln, das seine Augen funkeln ließ. Wie konnte er bloß mit einem Mann befreundet sein, der so kalt und aalglatt war und der vor allem so wenig sorgfältig mit Schriften umging, die Theophil gehegt und gepflegt hätte? Seltsam.

    Das Esszimmer war ein bescheidener Raum. Der Tisch war groß, aber schmucklos, ebenso die Stühle. Der Geschirrschrank, der an der hinteren Wand stand, war ebenfalls sehr schlicht gehalten, nur das heilige Tor war auf die beiden Türen geschnitzt, so dass es aufging und sich wieder schloss, wenn man die Schranktüren öffnete.
    Dieser Raum passte vollendet in das Bild, das Walter von dem Haus eines Priesters hatte, nur Elomer wirkte hier irgendwie fehl am Platz. Der Anblick des Topfes mit der dampfenden Suppe ließ Walter seine Sorgen vergessen und das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er war überdies froh, dass der Priester sich nicht mit Tischgebeten und Lobpreisungen aufhielt, sondern ihm, kaum dass ein Teller befüllt war, einen guten Appetit wünschte. Doch nachdem Walter den ersten Löffel gierig zum Mund geführt hatte, musste er sich mühsam beherrschen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Die Suppe schmeckte bitter und schien zudem sauer geworden zu sein. Ein zweiter Löffel von dem Gebräu verstärkte den ekelhaften Geschmack des ersten. Walter sah sich um, konnte aber kein Brot entdecken, mit dem er den Geschmack vertreiben konnte. Während Walter noch überlegte, was nicht passen wollte, merkte er, dass Elomer nichts aß. Er saß bloß da und musterte ihn.

    Verlegen führte Walter einen weiteren Löffel zum Mund und versuchte dabei sein Gegenüber anzulächeln. Es fiel ihm nichts ein, was er sagen konnte, um das Schweigen zu beenden. Sein Kopf war schwer, die Gedanken wiederholten sich und waren wirr und zusammenhanglos. Plötzlich fühlte er sich schrecklich müde. Der Löffel glitt ihm aus der Hand und landete unter dem Tisch.
    »Entschuldigung«, murmelte er und bückte sich, um ihn wieder aufzuheben. Aber sein Kopf war so schwer, dass er das Gleichgewicht verlor und vom Stuhl rutschte. Er hatte kaum noch Kontrolle über seine Arme und Beine, und es gelang ihm nicht, sie unter sich zu sammeln und wieder aufzustehen. Als er aufsah, stand Elomer neben ihm. Er packte ihn am Arm und hievte ihn auf die Beine.
    »Ihr werdet Euch jetzt hinlegen«, sagte er.
    Walter torkelte, seine Beine knickten bei jedem Schritt ein, aber Elomer hielt ihn fest und zog ihn unbeirrt weiter. Die Alte mit den zitternden Händen hielt eine Tür auf. Der Raum dahinter war dunkel. Walter wollte stehen bleiben, aber Elomer schleifte ihn einfach weiter und ließ ihn in einer stinkenden Ecke auf einen Strohsack fallen.
    Als die Tür hinter Elomer ins Schloss krachte und Walter hörte, wie ein Schlüssel rasselte, dachte er nur noch teilnahmslos: in der Falle. Aber er war unfähig, etwas zu unternehmen. Seine Glieder waren wie Brei, und sein Kopf arbeitete nur träge. Mit letzter Kraft schaffte er es, seine Augen zu öffnen, aber in dem dämmrigen Raum konnte er nichts erkennen. Die Zunge versagte ihm den Dienst, und es gelang ihm nicht einmal mehr, einen Ton zu flüstern, geschweige denn zu rufen und zu schreien.
    Zuletzt erfasste die Schwärze auch seine Gedanken, und

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