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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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es draußen bereits wieder dunkel. Sein Bauch fühlte sich an wie eine dunkle Höhle und knurrte wie ein aufgebrachter Bär. Es war an der Zeit, dass ein unschuldiger dahergelaufener Mann aus Waldoria seine Geschichte erzählte. Er hüpfte zur Tür und klopfte fest dagegen, dann wartete er. Als nichts geschah, klopfte er abermals und rief gleichzeitig, dass er nun bereit sei zu reden. Natürlich reagierte auch jetzt niemand, aber Walter wusste sicher, dass er gehört worden war. Langsam hüpfte er zu seinem Sack zurück, dabei murmelte er leise Verwünschungen vor sich hin. Schließlich ließ er sich auf dem Sack nieder und vergrub den Kopf in den Händen. Seine Lage war verzweifelt genug, so dass er wenig schauspielerisches Talent brauchte, um mit tränenfeuchten Augen aufzusehen, als sich der Schlüssel endlich im Schloss umdrehte. Mit einer Kerze in der Hand betrat der Priester den Raum. Er sah so gespenstig aus, dass Walter beinahe sein Herz in die Hose gerutscht wäre. Er rief sich zur Ordnung. Das hier gehörte alles zum Spiel. Was hatte er sonst erwartet. Am Vormittag hatte es der Priester auf die freundliche Art versucht, jetzt, da er wusste, dass Walter sprechen wollte, musste er ihm Angst einjagen, um möglichst viel zu erfahren.
    »Ich hörte, du legst Wert auf eine Unterhaltung«, donnerte er.
    Walter sah ihn so verzweifelt wie möglich an und flüsterte mit erstickter Stimme:
    »Ich habe Hunger!«
    »Dann sprich!«, herrschte der Priester ihn an.
    »Was wünscht Ihr zu wissen?« Walters Stimme klang so demütig, dass er sich beinahe dafür schämte.
    »Fangen wir von vorne an«, meinte der Priester. »Wer bist du?«
    »Walter Vogelsang«, antwortete er. »Ich bin Weber.«
    »Woher kennst du Theophil?«
    »Entschuldigung?«, fragte Walter und sah den anderen verständnislos an. Dann räusperte er sich und sagte: »Natürlich, natürlich Ihr wisst es nicht, aber jeder in Waldoria kennt Theophil. Zumindest jeder, der ein paar Jahre in der Schule war«, fügte er eitel hinzu. »Ihr müsst wissen, das sind in Waldoria sehr viele. Das kommt daher, dass der König Willi oder Walter … ach, das weiß ich jetzt gar nicht mehr, damals so ein, ein … der Name fällt mir grad nicht ein. Auf alle Fälle geht in Waldoria jeder aus gutem Haus in die Schule. Und meine Eltern waren ganz angesehene …«
    »Das reicht!«, unterbrach der Priester das Geplapper. Walter war jedoch noch nicht fertig. Er sah ihn erst mit offenem Mund erstaunt an, dann fiel er ihm vor die Füße und jaulte.
    »Oh danke, Herr, ich danke Euch. Ihr seid so gnädig, und ich bin so ein Dummkopf. Aber darüber hätten wir doch gleich reden können. Bin ich froh, dass das jetzt vorbei ist.« Der Priester schob ihn angewidert mit dem Fuß zur Seite.
    »Gar nichts ist vorbei, du Trottel! Du sollst bloß mit dem sinnlosen Geplapper aufhören.«
    Walter zog sich scheu und verstört auf den letzten Zipfel seines Sackes zurück und schwieg.
    »Du sagtest, dass jemand bei dir war, als du diesen Lehrer gefunden hast. Wer war es?«
    »Niemand«, versuchte Walter sich herauszuwinden. »Da habt Ihr etwas missverstanden.« Walter war fest entschlossen, Hartmut nicht zu verraten.
    »Mein Meister, der Weber, hat mich mit feinem Tuch hinauf in die Burg geschickt. Er vertraut mir wie einem Sohn, müsst Ihr wissen. Er hat nämlich keinen. Das heißt, er hat schon einen, aber der ist auf und davon.«
    Der Priester stöhnte ungeduldig, sagte aber nichts, sondern ließ Walter reden.
    »Auf jeden Fall sollte ich das Tuch zum Schneider in die Burg bringen, und da lag er halt, der arme, alte Theophil.« Scheu sah Walter zu dem Priester hinüber. »Ist das zu viel oder zu wenig, was ich Euch erzähle?«
    »Du gehst mir gewaltig auf die Nerven«, antwortete der. »Iss dein Brot. Morgen früh komme ich wieder.« Walter war sich nicht sicher, ob das ein Versprechen oder eine Drohung war.
    »Bindet mich los, edler Herr. Meine Hände sind schon taub«, bettelte er. Der Blick, der ihn traf, hätte ihn auch ohne weiteres an der Wand festnageln können. Mit einem Fußtritt beförderte der Priester den Kanten Brot in die Zelle und schloss die Tür ab.
    Schon an dem Geräusch, welches das Brot auf dem Boden machte, konnte Walter hören, dass es steinhart war, und zwar nicht erst seit heute.
    Mühsam knabberte er darauf herum. An einigen Stellen war es verschimmelt. Vorsichtig rubbelte er an diesen Stellen herum und aß dann weiter, bis nur noch die Hälfte davon übrig war. Obwohl

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