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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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er nicht satt war, versteckte er den Rest für später.
    Er war verzweifelt, und er hatte nicht die Hoffnung, dass dieses Scheusal ihn irgendwann laufenlassen würde. Aber was wollte er von ihm? Mit welchen Mächten hatte sich Theophil überworfen?
    Er war doch nur der Bote. Was würde man ihm vorwerfen, außer dass er sich nicht bei der Garde gemeldet hatte? Diebstahl? In dem Fall war er mindestens seine beiden Hände los. Er starrte kurz auf seine gefesselten Handgelenke, dann wendete er den Blick wieder ab und starrte ins Nichts. In was war er da nur hineingeraten? Und wer war dieser Mann? Ein Vertreter der Gläubigen gewiss nicht. Gotteshäuser waren Rückzugsgebiete für Flüchtige, und ihre Priester waren in der Regel mildtätige Menschen. Selbst wenn sein Verbrechen noch so schwerwiegend wäre – und Walter fühlte sich absolut unschuldig –, könnte man doch zumindest hoffen, in dem Haus eines Priesters ordentlich versorgt zu werden, ehe man für seine Vergehen bestraft wurde.
    Priester begleiteten selbst Schwerverbrecher auf ihrem letzten Gang, ja wenn es sein musste, reichte ihr Beistand bis vor die Heilige Pforte.
    Walter musste blind gewesen sein, als er dieses Haus betrat. Überall gab es Hinweise darauf, dass hier etwas nicht stimmte, aber er hatte alle Warnsignale in den Wind geschlagen.
    Seufzend legte er sich auf den stinkenden Sack. Er hätte sich gerne über sich selbst geärgert, um danach alles wieder in Ordnung bringen zu können. Aber es gab nichts, was er in Ordnung bringen konnte. Er war mit offenen Augen in sein Verderben gelaufen, und es gab niemanden, der ihn aus diesem Schlamassel wieder befreien konnte. Lohnte es sich überhaupt, dieses Spiel weiterzuspielen?

16. Die Pforte
    E twas zerrte an ihm und ließ ihn nicht durch die golden glänzende Pforte treten. Sosehr er sich auch bemühte, er kam einfach nicht von der Stelle.
    Das Tor fiel zu. Lautlos. Dann verlor es langsam seinen goldenen Glanz und verblasste, bis es sich schließlich in der Finsternis auflöste.

    »Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Philip. Die Stimme war sanft und ihr Klang so liebevoll, dass er zu weinen begann. »Geh zurück, dein Körper wartet noch auf dich.« Es war, als ob die Schwärze plötzlich ein Loch bekäme. Dahinter konnte er in dem verschwommenen Grau des verregneten Tages seinen gekrümmten Körper am Fuße eines Baumes liegen sehen. »Ich kann nicht mehr«, flüsterte er.
    »Du darfst nicht aufgeben«, hauchte die Stimme direkt neben ihm.
    »Die Schmerzen bringen mich um, es gibt nichts mehr, was ich für mich selbst tun kann.«
    »Harre aus, Hilfe ist nah. Das hier ist kein Ort für dich. Geh zurück!« Die letzten Worte beförderten ihn augenblicklich zurück in seinen kranken Körper.

    Die kaum merkliche Bewegung der Brust verriet Leron’das, dass er noch nicht zu spät gekommen war. Er hüllte den kalten, feuchten Körper in eine Decke und entfachte ein Feuer. Als dieses warm und fröhlich prasselte, zog er eine hauchdünne Decke aus seinem Rucksack und hängte sie unter die Äste. Sie hielt den Regen auf. Drei weitere Decken zwischen den Bäumen aufgespannt, schützten vor Wind und hielten die Wärme des Feuers im Inneren. Leron’das prüfte das provisorische Zelt. Es stand weit genug vom nächsten Pfad entfernt und verschmolz mit seiner Umgebung, so dass es nicht gesehen werden konnte.
    Vorerst zufrieden, begab er sich zu dem verletzten Jungen. Dessen Körper war wieder warm geworden. Zu warm. Schweiß stand auf seiner Stirn, und er zitterte erbärmlich. Leron’das öffnete die Decke und begann mit der Untersuchung. Schon bei der ersten Musterung des zusammengekrampften Leibs sah er das verletzte Bein. Der schmutzige Verband, der aus dem Schuh herauslugte, war blutgetränkt. Er fasste das Bein an, um den Schuh zu entfernen, und bemerkte, dass es angeschwollen war und noch heißer als der Rest des Körpers. Leron’das entfernte den Schuh und den Verband, dann zerschnitt er das Hosenbein. Rot und glühend lag das Bein vor ihm. Aus der Wunde an der Ferse tropfte Blut, das fast schwarz war. Der Elbe kramte in seinem Rucksack und förderte einige Dinge zutage, die er brauchen würde. Er goss Wasser in einen Behälter und stellte ihn ins Feuer.
    Wer auch immer dem Jungen gesagt hatte, dass er Eiche auf die Wunde legen musste, hatte ihm damit einen großen Dienst erwiesen. Zwar war die Rinde nicht fachgerecht zubereitet und konnte dadurch ihre Wirkung nicht richtig entfalten, aber ohne sie

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