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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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lasst Ihr mich dann gehen?«
    Sein Gegenüber lächelte ein kaltes, gnadenloses Lächeln. »Aber sicher werde ich das.«
    »Und was ist mit dem König und mit Dosdravan. Werden die aufhören, mich zu jagen?«
    Wieder dieses Lächeln, aber keine Antwort.
    »Was hat er verbrochen?«, fragte Philip und deutete mit dem Kopf auf den Mann am Boden.
    »Er brachte deine Sachen hierher.« Das Lächeln des Priesters war nun so höhnisch und so siegessicher, dass sich der Zorn in Philip zusammenbraute wie ein Gewitter. Mit einem Satz sprang er über den Tisch und rammte seinen Kopf in den Bauch des anderen. Der Sessel kippte. Der Priester fiel auf den Rücken mit den Beinen nach oben und verhedderte sich in seiner Kutte. Blitzschnell rollte sich Philip zur Seite, sprang auf die Füße, holte aus und trat mit dem Schuh in das verhasste Gesicht. Es krachte. Triumphierend sah er das Blut spritzen, als ihn ein harter Gegenstand am Kopf traf und es dunkel wurde.
    ***
    Den jungen Mann, der ins Zimmer gebracht wurde, bemerkte Walter erst, als dieser plötzlich für einen Moment neben ihm am Boden lag. Doch dieser Moment hatte gereicht, um Walters Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen im Raum zu lenken. Er lauschte den Worten des Priesters und erkannte, dass es sich bei dem jungen Mann um den Jungen handeln musste, der mit Theophil im Wald gewesen war. Walter bewunderte den Mut, mit dem dieser dem Priester die Stirn bot. Als er plötzlich über den Tisch sprang und – trotz seiner auf dem Rücken gefesselten Arme – das Ungeheuer für kurze Zeit überwältigte, wäre Walter am liebsten auch aufgesprungen. Aber der Totschläger war sofort zur Stelle und zerschmetterte einen Stuhl auf dem Kopf des Jungen.
    Jetzt lag er neben ihm in der dunklen Zelle und war nicht bei Bewusstsein. Sein Atem ging flach, und er blutete aus einer Wunde am Kopf. Es gab nichts, was Walter für ihn tun konnte. Er fühlte sich elend und hilflos. Immer wieder versuchte er, den Jungen wachzurütteln, und dachte sich dabei jedes Mal, dass er ihm bestimmt einen besseren Dienst erweisen würde, wenn er ihn hier und jetzt tötete. Gleichzeitig wünschte er, er könnte auch sein eigenes unnützes Leben auslöschen. Unglück und Verderben hatte er über jeden gebracht, den er kannte. Dabei war er bereit gewesen, alle Schmerzen dieser Welt zu ertragen … und dem Jungen da würde es bestimmt nicht besser ergehen.
    Wenn er ihn jetzt erstickte? Sanft würde er in den Tod, der ihm ohnehin bevorstand, hinübergleiten …
    Es war die einzige gute Tat, die Walter noch vollbringen konnte.
    Sein Herz lag trauerschwer in der Brust, als er den Körper des Jungen auf den Rücken drehte. In dem grauen Licht sah er sich das blasse Gesicht genau an.
    »Ich kenne dich nicht, aber ich hoffe, du wirst im Himmelreich ein gutes Wort für mich einlegen«, flüsterte er. Dann brachte er seinen Körper neben dem Kopf des Jungen zum Sitzen. »Fahr wohl«, sagte er und legte seinen Bauch über dessen Nase und Mund.

    »Philip!« Die Worte waren nur ein Hauch und drangen wie aus weiter Ferne an Walters Ohr. Er hob den Kopf und lauschte.
    »Ist da jemand?«, flüsterte er.
    »Wer bist du?«, hauchte eine Stimme von draußen.
    »Walter …«, antwortete er.
    »Bist du allein?«
    »Ich weiß es nicht …«, antwortete er und sah auf das blasse Gesicht neben sich. Ein tiefer Atemzug ging durch den Körper des Jungen. »Er lebt noch.«
    »Gut.« Die Stimme klang erleichtert. »Komm zum Fenster.«
    Walters Kopf war vollkommen leer. Er gehorchte. An der Wand richtete er sich mühsam auf.
    »Ich bin da«, flüsterte er und lehnte sich fester an die Wand, denn ihm war schwindlig. Ein Säckchen fiel ihm auf den Kopf.
    »Leg das auf seine Wunde. Hast du es?«
    »Ja«, hauchte Walter. Dann fiel ein zweites Säckchen, das an einem Seil befestigt war, durch das Fenster und schlug an die Wand.
    »Öffne den Beutel. Es ist etwas Essbares drin.«
    Viel konnte es nicht sein, denn das Säckchen war leicht und klein. Mühsam öffnete er es. Dabei schnitt das rauhe Seil, mit dem er gefesselt war, in seine Handgelenke.
    »Ich komme wieder«, versprach die Stimme. Das Säckchen flog hinaus, dann war es still. Walter kroch zurück zu dem Jungen und legte ihm das erste Säckchen unter den Kopf, dann sah er sich die magere Ausbeute an Essen an, die er in der anderen Hand hielt. Es waren zwei traubengroße Früchte und zwei Kekse.
    Seit dem verschimmelten Kanten Brot hatte er nichts mehr gegessen, geschweige denn

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