Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
muskelbepackte Männer kamen herein. Verzweifelt warf sich Walter auf den Boden und griff nach dem Messer, bereit sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Er krallte seine Hand darum wie ein Ertrinkender, aber er konnte sich nicht schnell genug aufrappeln, um sich einem Kampf zu stellen. Einer der Männer war bereits bei ihm. Walter riss den Arm nach oben, und verfehlte das Auge des Mannes nur knapp, seine lange Nase jedoch streifte er mit der Klinge und hinterließ einen flachen Schnitt, der schnell überlief und den Bart rot färbte. Bevor er jedoch ein zweites Mal ausholen konnte, traf ihn ein harter Schlag am Kopf, und er sackte zusammen.
Unsanft wurde er auf die Beine gestellt und seine Arme nach hinten gerissen. Seine Knie waren noch ganz weich und gaben unter ihm nach, aber der Mann zog ihn unerbittlich nach oben und drückte ihm beide Arme in den Rücken. Er stöhnte vor Schmerzen, als seine wunden Fingerspitzen über den rauhen Stoff des Wamses scheuerten.
Der andere Mann hatte den Jungen überwältigt und schob ihn zur Tür hinaus. Walter sah den verzweifelten Blick, den er ihm über die Schulter zuwarf.
Grauen und die Enttäuschung zehrten an ihm. Einen kurzen Moment lang war er frei gewesen, aber er konnte ihn nicht nutzen. Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, wurde er durch die Tür in den dunklen Flur hinausgeschoben. Der Priester stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und starrte ihn höhnisch an. Walter wünschte sich, diesem Ungeheuer den Hals umzudrehen, hatte aber dem harten Griff, der ihn gefangen hielt, nichts entgegenzusetzen.
Plötzlich gab es einen lauten Knall. Die Eingangstür flog splitternd gegen die Mauer. Augenblicklich erleuchtete die tief stehende Abendsonne den Flur. Walter drehte geblendet den Kopf zur Seite. Der Mann, der den Jungen festhielt, brach mit einem überraschten Ächzen zusammen. Walter stolperte über die Beine des Gefallenen und knickte ein. Für den Bruchteil eines Atemzugs sah er eine schattenhafte Gestalt in der Tür. Etwas zischte über seinen Kopf hinweg. Plötzlich wurde er losgelassen und sackte zu Boden. So schnell er konnte, drehte er sich zur Seite und riss seine Arme nach oben, um sich einem Kampf mit dem Priester, vor dessen Füße er gefallen war, stellen zu können. Aber der stand nicht mehr da.
Verwirrt sah sich Walter um. Immer noch blendete ihn die Sonne, so dass er kaum etwas erkennen konnte. Die breitschultrige Gestalt vor ihm am Boden bewegte sich. Walter tastete nach etwas Hartem, mit dem er sich verteidigen konnte. Dann erkannte er im Gegenlicht, dass es der Junge war, der sich unter dem leblosen Körper hervorwühlte. Wo war dieser Priester? Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. In der Tür der Zelle erschien das ausdruckslose Gesicht seines Peinigers. Eine Hand hatte er immer noch auf seine stark blutende Wunde am Oberschenkel gedrückt, aber in der anderen hielt er das Messer. Walter rutschte näher an die Wand. Er wusste, dass er der Kraft dieses Mannes nicht gewachsen war, aber ihm fiel auf Anhieb nichts ein, wie er ihn überlisten könnte. Noch war er geblendet und schirmte seine Augen gegen das gleißende Licht ab. Walter beobachtete ihn gebannt, da ragte mit einem Mal ein Pfeil aus seiner Brust. Ein erstickter Laut, schreckensweite Augen, ein taumelnder Moment, dann fiel er Walter vor die Füße. Drei leblose Körper lagen im Flur, der Junge hatte die Tür erreicht und floh ins Freie. Wo war der Priester? Als hätten Walters Gedanken ihn herbeigerufen, erschien er plötzlich auf der anderen Seite des Flurs.
Walter saß immer noch an die Wand gepresst am Boden und verfluchte sich, weil er nicht die Flucht ergriffen hatte. Jetzt war es zu spät.
Der Priester stand nun zwischen ihm und der Freiheit.
Gespenstische Worte erfüllten das Haus, als er seine Arme ausbreitete. Durch seine gespreizten Finger siebte er das Licht. Der schmale Schatten des Mannes in der Türöffnung war erstarrt, und der Priester ging langsam auf ihn zu. Walter wurde es heiß und kalt. Was ging hier vor? Die Luft war zum Schneiden dick und knisterte vor Spannung. Warum läuft er nicht weg? Wie kann das sein?, dachte er.
»Lauf«, schrie er, aber seine Worte verhallten ungehört. Die Gestalt vor der Tür verharrte reglos. Es schien, als sei der Retter versteinert. Verzweiflung und Zorn ließen Walters Herz rasen, aber sein sonst so wacher Verstand lag im Nebel.
»Verloren, aus und vorbei«, murmelte er. In seinen Ohren rauschte das Blut, und er
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