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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Sinn.
    Der Junge stierte immer noch vor sich hin und schien keinen Anteil an dem Gespräch nehmen zu wollen. Kein Wunder, dachte Walter. Er war sich selbst zuwider. War völlig außer Kontrolle gewesen, hatte nicht bloß getötet, sondern gewütet wie eine Bestie.
    »Ich bin Walter Vogelsang«, sagte er. »Bis vor einigen Tagen war ich noch Spielmann und Hofnarr des Königs.« Walter begann zu erzählen, wie er an diesen Ort gekommen war. Als er den Wanderstab erwähnte, den er am Waldtor abgestellt hatte, schlug der Junge die Augen nieder und versuchte der Gefühlsregungen, die sich deutlich in seinem Gesicht spiegelten, Herr zu werden. »Alles andere«, beendete Walter seine knappe Geschichte, »ist hier in diesem Sack.« Er reichte ihn Philip, der ihn wortlos nahm und hineinsah.
    Eins nach dem anderen zog er die Sachen hervor und betrachtete sie ihm Licht des Feuers.
    »Danke«, flüsterte er schließlich. Seine Miene war nun regungslos, doch als er seinen Blick auf Walter richtete, waren seine Augen dunkel vor Trauer.
    »Ich bin Philip Gordinian«, sagte er und streckte Walter die Hand entgegen. »Es tut mir leid, dass du dich meinetwegen in solche Gefahr gebracht hast. Aber es bedeutet mir sehr viel, einige dieser Dinge wieder in den Händen zu halten.« Er streifte mit dem Finger die Steinschleuder. »Es ist alles, was mir von zu Hause geblieben ist. Ich hatte gehofft, in Elomers Haus Antworten und Hilfe zu erhalten …« Er sah von Walter zu dem blonden Retter. »Wie kommt dieser Zauberer hierher?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, antwortete dieser. »Ich spürte die Gefahr, aber ich konnte dich nicht mehr rechtzeitig warnen. Es tut mir leid.« Walter sah ihn nachdenklich an. Er saß in der Fremde an einem Feuer mit zwei jungen Männern, die kaum den Kinderschuhen entwachsen schienen. Die Worte, die sie sprachen, schienen nicht so recht zu ihren bartlosen, jugendlichen Gesichtern passen zu wollen. Sein Blick traf den seines Retters. Es lag so viel Weisheit und Lebenserfahrung in dessen Augen, dass sich Walter unwillkürlich fragte, wie alt er denn wirklich war.
    »Ich bin Leron von Plop«, sagte Leron’das. »Ich war Philips Weggefährte, zumindest die letzten paar Tage.«
    »Ich danke Euch«, entgegnete Walter förmlich. »Ihr habt heute nicht nur mich, sondern alle meine Freunde gerettet. Jetzt, da dieser Zauberer tot ist, habe ich Hoffnung, dass sie nicht in diese Sache hineingezogen werden können.«
    Der blonde Mann lächelte.
    »Keine Förmlichkeiten, bitte. Auch du hast heute mein Leben gerettet. Durch deinen Mut und dein beherztes Eingreifen hast du die Macht des Zauberers gebrochen. Seine Macht überstieg die meine um ein Vielfaches.«
    Walter runzelte die Stirn. Was redete der Kerl da? Er sah auf seine Finger, und da entdeckte Leron’das die geschundene Hand und nahm sie in seine schmalen weißen Hände.
    »Du bist verletzt. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
    Walter zog verlegen seine Hand zurück, aber Leron’das ließ sie einfach nicht los. Er begutachtete jeden einzelnen Finger mit zusammengezogenen Augenbrauen, dann begann er in seiner Tasche zu wühlen. Er stellte ein Gefäß mit Wasser in die Flammen und huschte am Ufer entlang. Immer wieder zupfte er etwas ab und steckte es in einen Beutel.
    »Ist dein Freund Arzt?«, fragte Walter Philip. Der schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
    »Er versteht sich auf die Behandlung von Verletzungen.« Er sah Walter direkt an. »Kanntest du Theophil gut?«
    Walter schüttelte den Kopf. »Meine Mutter wollte, dass ich ein oder zwei Jahre bei ihm studiere, aber ich bin mit einer Wanderspielgruppe weggelaufen. Mehrere Jahre war ich mit dieser Gruppe unterwegs, ehe ich von dem Vagabundenleben genug hatte und in Eberus in einem Kirchenchor aufgenommen wurde. Dort hat sich ein Kaplan meiner angenommen, und ich kam in den Genuss einer soliden Ausbildung, die meinen Neigungen entsprach, und wurde schließlich das, was ich heute bin. Oder vielmehr – war.« Er versuchte zu lachen, zumindest kurz, aber es misslang. »Bei Theophil hatte ich bis zuletzt den Eindruck, dass er mit meiner Wahl nicht einverstanden war.« Philip lächelte.
    »Ich kenne das Gefühl. Wenn er einen über sein Augenglas hinweg musterte, hatte man immer das Gefühl, nicht das Richtige getan zu haben …« Er seufzte. »Ich wünschte, er wäre hier.«
    Walter konnte das nicht von sich behaupten. Er hatte ohnehin das Gefühl, auf ganzer Linie

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