Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
versagt zu haben. Da fehlte ihm nur noch einer, der ihn über sein Augenglas hinweg musterte und ihm dies noch deutlicher vor Augen führte. Leron’das kam zurück, streute das, was er gesammelt hatte, in das kochende Wasser und nahm den Topf aus dem Feuer. Seine Hände arbeiteten geschickt und zielstrebig. Er zerriss Tuch und tauchte es in den Sud, dann kniete er neben Walter nieder und reinigte seine Wunden. Schließlich legte er einen weiteren Tuchstreifen auf seine Finger und verteilte die Kräuter darauf. Geschickt legte er einen Verband an. Walter hatte die Zähne zusammengebissen, um nicht zu keuchen oder vor Schmerz zu stöhnen, musste aber überrascht feststellen, dass der geheimnisvolle Mann seine Hand so vorsichtig behandelte, dass er kaum etwas spürte.
»Wir hatten heute alle einen anstrengenden Tag, und ich denke, wir sollten ruhen. Morgen, wenn es hell ist, werden wir Zeit haben, alles Weitere zu besprechen.«
Walter lauschte noch lange den Geräuschen der Nacht. Die beiden anderen schliefen schon. Er grübelte über all das nach, was in den letzten Tagen und Nächten geschehen war. Wo war Paul? Er hatte sein Pferd vor der Tür dieses Zauberers stehen lassen, und nun war Paul weg. Philip schlief und schnarchte leise, von dem anderen war kein Ton zu hören. Plötzlich durchzuckte Walter ein Gedanke, der jede Müdigkeit vertrieb.
Sie lagen hier, keine drei Stunden von dem Ort entfernt, an dem sie nur mit knapper Not dem Tod entronnen waren, und keiner hielt Wache. Von jäher Angst gepackt, setzte er sich mit einem Ruck auf. Er starrte in die Nacht. Jedes Knacken, jedes Rauschen ließ ihn vor Schreck erstarren. Tausend Augen sahen aus jedem Busch und hinter jedem Baum hervor. Sein Herz hämmerte wild, da nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung war.
Erschrocken fuhr er herum, aber es war nur der blonde Retter, der geräuschlos wie eine Katze neben ihn getreten war. Walter musste ein paarmal tief durchatmen, um sich wieder zu beruhigen.
»Ich halte Wache, wenn du willst, Leron, und wecke dich in ein paar Stunden«, sagte er und hoffte, dass der andere seine Angst nicht sah.
Der lächelte geheimnisvoll und nahm neben Walter auf dem Boden Platz.
»Es ist nicht nötig, an einem Ort wie diesem, Wache zu halten. Ich habe dafür gesorgt, dass uns hier niemand finden kann.«
»Siehst du diese alten Weiden, hörst du diesen Bach? Er singt uns unser Schlaflied und versorgt uns mit Träumen. Nichts Böses findet diesen Ort.«
»Wer bist du, Leron?«, fragte Walter atemlos.
»Ein Schatten, ein Helfer, vielleicht ein Freund. Schlaf Walter, wir sprechen morgen weiter.«
Walter legte sich auf seine Decke, beobachtete aber aufmerksam jede Bewegung des anderen. Geräuschlos ging dieser zum Bach hinunter und ließ seine Hand ins Wasser baumeln. So blieb er sitzen. Der Wind fuhr ihm ab und zu durch die Haare und spielte mit ihnen. Er spürte, wie seine Gedanken träge wurden und die Müdigkeit sich über ihn legte wie eine Decke.
Still saß Leron’das am Wasser und lauschte seiner Stimme. Es plätscherte, es flüsterte, aber es erzählte nicht von Pal’dor. Leron’das überlegte, ob er es noch einmal versuchen sollte, mit Ala’na zu sprechen, aber in Anbetracht der späten Stunde und seiner Müdigkeit sah er davon ab. Außerdem fürchtete er sich davor, dass er wieder nicht durchkam. Die Frage nach der Herkunft des geheimnisvollen Kettenhemds, das Philip trug, war unbeantwortet geblieben. Jetzt wäre es an der Zeit, von dem Zauberer zu berichten, der völlig unerwartet und offensichtlich ohne Gnome einfach in die Rolle eines Menschen geschlüpft war.
Das Leben außerhalb von Pal’dor barg mehr Geheimnisse, als er es sich je hätte träumen lassen. War er nicht in der festen Absicht losgezogen, alle Schwierigkeiten alleine zu meistern und nur von seinen Erfolgen zu berichten? Nun, derer gab es bisher nicht sehr viele. Er merkte, dass auch er auf die Hilfe von Elomer gehofft hatte, ohne ihn zu kennen oder vorher jemals von ihm gehört zu haben. Laut Philips Ausführungen dürfte es sich um einen der Eingeweihten gehandelt haben. So bald nach Theophils Tod einen weiteren Verlust beklagen zu müssen, war sehr bedrückend und ließ darauf schließen, dass auch die Zauberer um die Verbindung des geheimen Schlüssels wussten. Da es nun aber keinen Anhaltspunkt gab, wo die verbliebenen Mitglieder zu finden waren, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nach Corona zu begeben und dort nach den Kindeskindern
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