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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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an dieser Straße?« Walter tippte sich auf die Nase, erst mit dem Daumen, dann mit dem Zeigefinger, Mittelfinger und so weiter. Dabei murmelte er leise Namen vor sich hin. Dann sah er Philip offen an und meinte: »Lass uns aufbrechen. Wenn wir uns beeilen, dann haben wir bis zum Abend die nächste Grafschaft erreicht, und Graf Riedenbach ist dem König bei weitem nicht so hörig wie Felhorn.«
    Bevor sie losritten, versuchte Philip mit den Fingern die Mähne seines Pferdes zu entwirren, und schrubbte mit einem Grasbüschel die Matschflecken von den Beinen des Tieres. Walter sah ihm amüsiert zu, während er den Esel belud.
    »Du solltest ihm bald einen Namen geben. Er ist noch jung und wird sich schnell daran gewöhnen.«
    »Wie jung?«, fragte Philip.
    »Der Bauer meinte etwa vier Winter erst.«
    Philip nickte und stellte sich vor das Pferd.
    »Auf deiner Stirn wächst ein weißer Baum.« Mit den Fingern fuhr er an der Blesse nach oben, bis sie sich in alle Richtungen verzweigte. »Es ist ein schlanker Baum. Eine Birke vielleicht? Weißt du, eine schlanke Birke steht am Tor des Abendsterns. Ich habe diese Birke nie gesehen, aber vielleicht finden wir diesen Weg einmal gemeinsam. Erós heißt die Birke. Nun trag auch du diesen Namen.«
    »Hör jetzt endlich mit dem Geflüster auf und schwing dich in den Sattel«, maulte Walter, der schon startklar auf Pauls Rücken saß.
    »Ich sollte ihm doch einen Namen geben«, antwortete Philip. »Jetzt hat er einen. Erós!«
    Walter zuckte mit den Schultern. »Es ist dein Pferd«, sagte er, aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass er den Namen reichlich merkwürdig fand.

    Sie waren noch keine zwei Stunden unterwegs, da richtete der Esel die Ohren nach vorne und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Was ist los?«, fragte Philip.
    Walter knurrte: »Das ist ein störrischer Esel, erwarte nicht, von dem eine Antwort zu erhalten.«
    Philip sah Walter böse an. »Das ist er nicht«, widersprach er.
    Plötzlich wendete der Esel ab und verließ die Straße.
    »Wir sollten ihm folgen«, sagte Philip und versuchte sein Pferd dazu zu bewegen, Lu nachzugehen.
    »Nur am Zügel reißen bringt nichts«, behauptete Walter. »Setz dich ordentlich hin und verlager dein Gewicht im Sattel.« Philip versuchte der Anweisung Folge zu leisten.
    »So, und jetzt treib ihn an«, sagte Walter.
    Als Erós endlich die Straße verließ, stand Lu schon im Schatten einiger Bäume. Er vergewisserte sich, dass die anderen ihm folgten, und schlängelte sich am Unterholz vorbei in den Wald. Philip drehte sich immer wieder um und versuchte herauszufinden, was Lu dazu bewogen hatte, die Straße zu verlassen, da sah er eine Gruppe Reiter von Osten her kommen. Auf die Entfernung konnte er nicht erkennen, ob sie die Farben des Königs trugen, aber plötzlich flog eine Krähe mitten aus dieser Gruppe auf, drehte zwei Runden und entfernte sich schließlich nach Süden.
    »Suchen wir uns einen anderen Weg?«, fragte Walter, der Philips Blick gefolgt war. Philip nickte.
    Der Weg durch das dichte Unterholz des Waldes war mühsam. Reiten konnten sie hier nicht. Erós warf immer wieder den Kopf zurück und weigerte sich, weiterzugehen. Philip redete ihm ruhig zu. Walter sah sich das geraume Zeit geduldig an, dann versetzte er dem Pferd einen Klaps auf das Hinterteil.
    »Jetzt gehst du weiter«, knurrte er.
    Am späten Nachmittag erreichten sie einen Pfad, der nach Westen führte, und folgten ihm, bis sie die Dunkelheit dazu zwang, sich einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen.
    »Weißt du, wo wir langmüssen?«, fragte Philip, bei dem sich langsam eine gewisse Verzweiflung bemerkbar machte.
    »Immer nach Westen«, erwiderte Walter. »Wenn wir vor dem Kaisergebirge stehen, werden wir das Wildmoortal schon finden.«
    »Wir kommen nie dort an, wenn wir uns ständig durchs Unterholz kämpfen müssen.«
    Walter wiegte den Kopf, als würde er Philips Worte abwägen.
    »Tatsächlich wäre es von Vorteil, schnell zu sein«, sagte er, »und wahrscheinlich wäre es auch sinnvoll, wenn wir uns mehr wie Reisende und weniger wie Flüchtlinge verhalten würden. Vielleicht sollten wir morgen die Straße suchen, da wären wir viel schneller. Wir könnten uns unauffällig in dem einen oder anderen Gasthaus einquartieren und hören, was sich die Menschen für Neuigkeiten erzählen.«
    »Ich finde, das ist nicht ungefährlich«, wandte Philip ein.
    Walter wackelte mit dem Kopf. »Ich kann einige Dialekte und Akzente, die in unterschiedlichen

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