Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
da.«
Der Bauer schüttelte den Kopf und ging wortlos weiter. Philip sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen nach, dann prüfte er noch einmal den Himmel. Die Krähen zogen immer noch ihre Kreise und näherten sich nun der Straße. Schnell lief er dem Bauern nach in der Hoffnung, dass es zumindest für die Krähen so aussah, als gehörte er dazu.
»Wisst Ihr, wie weit ich noch gehen muss?«
Der Bauer musterte ihn von oben bis unten.
»Warum reitest du nicht?«
Philip sah das Pferd an, als wenn er von ihm eine Antwort erwartete.
»Ist ja egal«, brummte der Bauer. »Weit hast du es ohnehin nicht mehr. Zum Nachmittag könntest du dort sein.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Geh einfach noch ein Stück die Straße runter, dann rechts den Berg hoch. Dort siehst du es dann schon. Ich muss jetzt da runter.«
Er zog den Ochsen von der Straße auf eines der Felder und entfernte sich auf dem schlammigen Pfad.
Die Krähen flogen einen Bogen nach Osten und stoben auseinander, bis sie nur noch kleine schwarze Punkte waren, die langsam verschwanden.
Philip setzte sich wieder in Bewegung, da hörte er Hufgetrappel, das schnell näher kam. Als er sich umdrehte, sah er Walter die Straße entlanggaloppieren.
Grinsend sprang er aus dem Sattel.
»Dein Pferd«, sagte er stolz und reichte Philip die Zügel.
Anerkennend musterte er das langbeinige braune Ross. Seine Mähne war verfilzt, an den Hufen klebte Schlamm, der in größeren und kleineren Spritzern über alle vier Beine verteilt war. Edel sah es nicht aus, aber es war auch kein Ackergaul. Sanft streichelte er die blass rosafarbenen Nüstern, aus denen ein weißer Streifen herauswuchs, der sich über die gesamte Länge der Nase zog und sich an den Augen verzweigte, ehe er unter der schwarzen Mähne verschwand.
»Hat es einen Namen?«, fragte Philip.
»Such dir einen aus. Der Bauer hat nur gesagt; Wenn du ein Pferd willst, dann nimm den Braunen dort, der hat viel zu dünne Beine, um meinen Pflug zu ziehen. Dann hat er noch irgendwas von Hirngespinsten seines Sohnes erzählt und dass er jetzt den unnötigen Fresser zu versorgen hätte.«
»Dein Pferdesachverstand war also nicht besonders gefragt.« Philip grinste frech.
»Aber meine Fähigkeit, einen guten Preis auszuhandeln. Schau dir mal den Sattel an und das Zaumzeug. Du wirst lange suchen müssen, ehe du etwas ähnlich Gutes irgendwo anders herkriegst, und das alles für nicht viel mehr als einen halben Silberling.« Walter machte eine ausladende Armbewegung vom Kopf bis zum Schweif des Tieres.
»Du hast den armen Bauern übers Ohr gehauen«, schimpfte Philip.
»Ich habe seinen Stall von einem unnützen Fresser befreit. Und er hat von mir immer noch mehr Geld für dieses Pferd bekommen, als der Metzger ihm dafür bezahlt hätte. Glaub mir, mit Metzgerpreisen kenne ich mich hervorragend aus.« Philip wusste weder, was ein Metzger für ein Pferd zahlen würde, noch, was ein ordentlicher Sattel kostete, einzig die Preise für die metallenen Schnallen und Steigbügel konnte er ungefähr ausmachen.
»Na du Brauner, weißt du denn, auf was für ein Abenteuer du dich da eingelassen hast? Viele Meilen wirst du mich jetzt tragen müssen. Zusammen werden wir die Welt sehen.«
»Aber davor sollten wir etwas essen, ich fall fast um vor Hunger. Zeig mir, was du für uns erstanden hast. Was ist in dem großen Sack?«
»Möhren für den Esel … und die Pferde«, antwortete Philip. »Aber wenn du willst, kannst du auch eine haben«, fügte er grinsend hinzu, als er Walters angewiderte Miene sah.
»Lass mal. Unser gemeinsamer Freund hat mich lange genug mit Blumen, Gräsern und Wurzeln verköstigt. Mir steht der Sinn nach etwas Herzhafterem.«
Sie suchten sich ein schattiges Plätzchen, und Philip kramte das Brot, den Käse und ein Stück gebratenes Fleisch aus den Taschen. Walter förderte indes ein langes Seil zutage, das er ebenfalls bei dem Bauern gekauft hatte, band die Pferde an einem Baum fest und ließ sie grasen. Lu lief zwischen ihnen herum und genoss seine Freiheit. Der Braune sah ihn zwar noch misstrauisch von der Seite an, aber Lu schien das nicht zu stören.
Philip berichtete Walter von den Krähen. Auch Walter hatte sie gesehen, kurz bevor er wieder auf die Straße geritten war. Dann erzählte Philip von dem Bauern und dass dieser davon ausgegangen war, er würde sich wegen der Einberufung beim Baron melden wollen.
»Wir sind jetzt also schon in Baron Felhorns Lehen«, rief Walter erfreut. »Wer liegt noch
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