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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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an. »Ihr meint den Rat …? Ja, das habe ich gesagt. Und es stimmt, denn wenn Elben unser Vieh und unsere Kinder töten würden, müsste ich zugeben, dass ich mich in ihnen getäuscht habe. So wie ich die Sache jedoch sehe, haben wir und sie einen gemeinsamen Feind.«
    »Schon gut Daris, ich zweifle nicht an deiner Treue. Ich wollte dich bloß ein wenig ärgern.« Agnus grinste breit über das ganze Gesicht.
    »Ärgern …«, murmelte Daris. »So, so …«
    Die Sonne stand im Südwesten zwischen den Helmsholm Hügeln und den hohen Kämmen des Kaisergebirges. Wenn man wusste, wohin man sehen musste, konnte man den Turm auf dem Ebels Berg erkennen. Nur ein winziger Punkt in der Ferne und trotzdem die Ursache für all das Übel. Agnus konnte seinen zornigen Blick nicht davon abwenden, denn wenn er es tat, sah er von Unkraut überwucherte Felder, um die sich seit Wochen niemand mehr kümmern konnte, und leere Weiden. All das erzürnte ihn so sehr, dass er seine Augen dem Turm zuwandte und ihn mitsamt seinem abscheulichen Inhalt verfluchte.
    Eine relativ breite Straße führte sie nach Helmstedt, der bedeutendsten Stadt im Wildmoortal. Doch unterschied sich das Leben in dieser Stadt nicht sonderlich von dem in kleineren Ortschaften und Dörfern. Selbst in Helmstedt waren viele Einwohner Bauern. Heute waren sie dabei, Öffnungen und Ritzen zu vernageln, insofern sie nicht schon vernagelt waren, Fensterläden zu verbarrikadieren und unter den Stelzenhäusern die dunklen Winkel mit Fackeln auszuleuchten. Auf Stegen und Pfaden liefen bewaffnete und unbewaffnete Menschen geschäftig umher. Sie beachteten die beiden Reiter kaum.
    »Sie treffen jetzt schon Vorbereitungen für die Nacht«, murmelte Daris.
    »Nicht zu früh, denn wir haben schon vor Stunden einen Gnom im Wald gesehen«, brummte Agnus zurück. Er beschloss, die Menschen auf sich aufmerksam zu machen.
    »Ihr guten Leute von Helmstedt, ich halte euch nur ungern auf, aber wenn ihr mir sagt, womit ich euch zur Hand gehen kann, werde auch ich mich schleunigst an die Arbeit machen.« Jetzt erst bemerkten die, die in der Nähe standen, wer zu ihnen sprach. Viele zogen den Hut und verbeugten sich zur Begrüßung.
    »Herr Baron, dem Himmel sei gedankt!«, rief eine alte zahnlose Frau, die sich gerade mit einer schweren Eisenstange abmühte, die sie offensichtlich in die Halterung vor der Stalltür heben wollte. Agnus schwang sich aus dem Sattel, half ihr mit der Stange und klappte die schweren Scharniere hinunter, mit der sie gesichert wurde.
    »Gott schütze euch«, sagte sie und stemmte beide Hände in ihren schmerzenden Rücken.
    »Sag, gute Frau, wo wird heute Nacht die größte Not am Mann sein?«
    Sie wiegte den Kopf, und eine steile Falte entstand auf ihrer Stirn. »Überall ist dieser Tage Not am Mann. In der Kirche schlafen unsere Kinder, möge der liebe Gott ein Auge auf sie haben. Auf dem Marktplatz ist dieser Tage immer Schafsmarkt«, sie lachte freudlos. »Wir Frauen teilen uns die Wache bei den Hühnern und Entenställen. Die Erna ist heute Morgen gestorben, weil so ein Biest ihr den halben Arm abgerissen hat.«
    »Ich werde heute Nacht auch ein Auge auf die Hühnerställe haben«, versicherte Agnus und reichte der Frau die Hand zum Abschied.
    Agnus und Daris sahen sich um und hörten sich an, was andere zu berichten wussten. Die Menschen von Helmstedt hatten gute Arbeit geleistet. In die großen Tierpferche war in den letzten Tagen kein Gnom eingebrochen, und die Kinder waren in der Kirche so sicher wie in Gottes Schoß. Trotzdem gab es bei den Wachen immer wieder Opfer zu beklagen und jede andere Arbeit blieb liegen. Die Gemeinde konnte diesen Krisenzustand nicht mehr lange durchhalten. Die Alten, Kranken und Verwundeten waren sich Nacht für Nacht selbst überlassen und an den mürrischen Gesichtern und den hängenden Schultern konnte man die Müdigkeit der Menschen sehen.
    Zuerst sah sich Agnus die Kirche an. Es war ein altes
    Gebäude aus Stein. Die wenigen schmalen Fenster begannen hoch über dem Boden und waren gut zu bewachen. Das schwere Eichenportal war durch viele Querbalken verstärkt worden, und zwei zusätzliche Riegel, grob und unschön, waren oberhalb und unterhalb des kunstvoll geschmiedeten alten Schlosses angebracht worden. Agnus lobte die Männer und dankte dem Episkopos, denn er wusste, dass es diesem bestimmt nicht leichtgefallen war, zusehen zu müssen, wie das reichverzierte Portal, für das die Kirche berühmt war, hinter hässlichen

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