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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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den Boden, setzte sich dann auf sein blütenweißes Bett und zog die Stiefel aus. Gedankenverloren betrachtete er seine wackelnden Zehen. Agnus beschloss, sich zu verabschieden und seine Gemächer aufzusuchen, als Hilmar zum Sprechen ansetzte.
    »War das eine Jagd«, seufzte er, während er seine blauen Augen auf Agnus richtete, ohne ihn wirklich anzusehen. »Als wir in der Früh losritten, war es noch dunkel. Wir hatten keine Treiber dabei, nicht einmal Hunde«, berichtete er. »Vor dem Wald teilten wir uns in drei Gruppen. Der Bruder des Königs, Herzog Valerian, ritt mit einer Gruppe nach Norden. Der König blieb mit der zweiten Gruppe vor dem Wald stehen und wartete. Ich war in der dritten Gruppe, deren Führung Graf Bärenbach, dem alten Hochstapler, oblag. Wir ritten eine knappe Meile nach Süden, ehe wir in den Wald einbogen.«
    Agnus trat von einem Bein auf das andere. Der abwesende Gesichtsausdruck des Grafen und dessen Bedürfnis, die Ereignisse des Tages zu schildern, beunruhigten ihn.
    »Wir waren uns nicht einig in dem, was zu tun war. Bärenbach hielt uns ständig zurück, was die Stimmung deutlich verschlechterte. Jetzt weiß ich, dass Bärenbach nach etwas ganz anderem Ausschau hielt als wir.« Hilmar schüttelte ungläubig den Kopf. »An so einer eigenartigen Jagd habe ich noch nie teilgenommen«, sagte er, erhob sich von der Bettkante und stellte sich vors Fenster. »Es dämmerte, als das Horn von Valerian zum Angriff blies. Bärenbach schien nur auf dieses Signal gewartet zu haben. Ohne Rücksicht auf uns oder die Pferde bahnte er sich einen Weg durch das Unterholz.« Wieder schüttelte Hilmar den Kopf, starrte aber weiterhin aus dem Fenster. »Wahnsinn, absoluter Wahnsinn. Ich dachte, dass sowohl Valerian als auch Bärenbach den Verstand verloren hatten. Schließlich befanden wir uns auf der Jagd und nicht im Krieg, aber als wir bei Valerian ankamen, sah es tatsächlich wie auf einem Schlachtfeld aus. Felhorn und Wilberg hatten zwar keine schweren, aber stark blutende Verletzungen, und überall auf dem Boden lagen so viele Pfeile herum, als hätte eine Hundertschaft Bogenschützen auf Valerian und seine Truppe gewartet.«
    Nun drehte sich Hilmar zu Agnus um, und zum ersten Mal, seit er zu erzählen begonnen hatte, sah er ihm in die Augen. »Aber was für Pfeile das waren … Einen habe ich mitgenommen, der liegt noch in meiner Satteltasche.« Mit wenigen großen Schritten durchquerte er den Raum und begann in seinen Taschen zu wühlen. »Vinzenz von Hohenwart war in der Gruppe vom Herzog. Du kennst Vinzenz. Er ist ein vernünftiger Bursche«, sagte er und sah Agnus eindringlich an.
    Natürlich kannte Agnus Vinzenz von Hohenwart, er war sein zweiter Nachbar und Hilmars Neffe. Nur, dass der sich auch hier auf der Burg aufhielt, wusste er nicht.
    »Auf dem Rückweg hat er mir erzählt, dass etwa ein Dutzend eigenartig gekleidete und noch seltsamer aussehende Wesen wie aus dem Nichts im Wald auftauchten und der Herzog sie sofort angriff. Aber genau so plötzlich, wie sie erschienen waren, waren sie auch wieder verschwunden. Ein einziges dieser Wesen soll all die Pfeile verschossen haben. Die Männer mussten hinter den Bäumen in Deckung gehen.« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Kannst du dir vorstellen, dass jemand so schnell schießen kann? Es waren mindestens fünfzehn Männer, wenn nicht noch mehr.«
    Agnus verneinte, und Hilmar begann wieder in seiner Tasche zu wühlen. Dabei redete er weiter.
    »Den ganzen Vormittag waren wir dann noch auf der Suche nach diesen seltsamen Kreaturen. Irgendwann kam die königliche Wache hinzu, aber gefunden haben wir nichts. Nur diese wunderschönen Pfeile.« Hilmar hielt den Pfeil in seiner geöffneten Hand.
    Der Farbverlauf begann bei einem hellen Braun an der Spitze und verdunkelte sich bis zu den nachtschwarzen Federn am Ende. Die Eisenspitze verband sich durch eingelassene Metallfäden in einem komplizierten Muster mit dem Holz. Als Agnus mit dem Finger über den Pfeil strich, konnte er keinerlei Unebenheiten spüren.
    »Was meinst du, wer diese Männer waren?«, fragte er. »Glaubst du, der König hat sie erwartet oder wollte sie abfangen?« Bruchteile alter Geschichten verdichteten sich in seinem Kopf, und plötzlich schien ihm nichts mehr unmöglich.
    »Abfangen! Ha! Hast du mir nicht zugehört? Ein einziger Mann hat hundert Pfeile verschossen. Stell dir mal vor, die anderen hätten das Gleiche getan.« Hilmar schnaubte. »Gewiss ist aber, dass wir nur

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