Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
jeden Fall dabei sein.«
»Ach, ich weiß nicht«, wehrte Agnus ab. »Für eine dermaßen edle Veranstaltung habe ich kein Gewand in meinem Reisegepäck.« Eigentlich wollte er sich heute Abend Waldoria ansehen, das eine oder andere Wirtshaus aufsuchen und dann irgendwo übernachten.
»Das ist keine Ausrede. In meiner Truhe wird sich etwas für dich finden. Du bist heute mein Gast. Wo übernachtest du?«
»Mir wurde da ein Gasthaus in der Stadt …«
»Agnus, als Mann deines Standes solltest du etwas selbstbewusster auftreten. Im Gästehaus des Königs ist zwar einiges los, aber ein Zimmer für dich wird sich bestimmt noch finden. Wir gehen jetzt sofort zum Verwalter. Es wäre doch gelacht. Der Baron von Wildmoortal haust nicht in einer Spelunke, wenn er ein wichtiges Anliegen mit dem König zu besprechen hat.«
Widerspruch war sinnlos, so viel war klar. Wenn sich Hilmar von Weiden erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde er nicht lockerlassen, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Dass er einen Abend mit all den Hochwohlgeborenen verbringen sollte, behagte Agnus überhaupt nicht.
»Also gut. Suchen wir ein Zimmer. Was wird denn gefeiert?«, stimmte er zu. Ihm war ganz und gar nicht nach feiern zumute, am allerwenigsten in der Gesellschaft des Königs.
»Na ja, Feier ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Gesellschaft, nannte es der König. Es gibt wohl einiges, was er bekannt geben will. Aber es wird etwas zu trinken geben, und die eine oder andere schöne Dame wird uns auch die Ehre erweisen. Du weißt doch, der König ist da eher so wie du, von großer Geselligkeit hält er nicht viel.« Agnus wusste nicht, was ihm mehr missfiel: der Gesellschaft beizuwohnen oder eine Gemeinsamkeit mit dem König zu haben.
»Bei seinem Geburtstag vor einem halben Jahr«, redete Hilmar weiter, »ist er als Erster gegangen, dabei hat sein Barde einiges zu bieten. Es ist wirklich ein Jammer, dass der Bursche nicht öfter zum Einsatz kommt.«
Agnus grinste und meinte: »Den Barden habe ich bereits kennengelernt, der ist wirklich in Ordnung.«
Jetzt lachte Hilmar schallend. »Dann bist du ja doch nicht so ein Trauerkloß, wie ich dachte.«
»Bei einer weiteren Bemerkung dieser Art werde ich dich zum Zweikampf herausfordern müssen.« Agnus versuchte ernst zu bleiben, denn es war gerade diese saloppe Ehrlichkeit, die er an Hilmar mochte.
»Nichts für ungut, mein Freund.«
Der Verwalter, ein dicker Mann mit verkniffenem Gesicht, schrieb mit spitzen Fingern Agnus’ Namen zu den übrigen in das Gästebuch. Hilmar stand daneben und plauderte über das Wetter und das Frühstück und anderes belangloses Zeug und bezog, mit gespieltem Interesse an der Meinung des Verwalters, diesen immer wieder in sein Gespräch mit ein.
»Warum musstest du den Mann so ärgern?«, fragte Agnus, als sie außer Hörweite waren.
»Ich wollte einfach wissen, wann ihm endlich der Kragen platzt«, erwiderte Hilmar.
»Wenn das geschieht, ist er seine Stellung los«, gab Agnus zu bedenken.
Hilmar zuckte mit den Schultern. »Ein Grund für alle die, die er den lieben Tag lang gängelt, ein Fest zu feiern«, sagte er unbekümmert.
Auf halbem Weg zum Gästehaus blieb er plötzlich stehen. »Wo ist deine Kutsche?«
Agnus lachte los. In einer Kutsche war er zum letzten Mal bei seiner Hochzeitsfeier gesessen.
»Mein Pferd! Das steht gut und sicher.«
»Aber nicht im königlichen Stall, nehme ich an.«
»Natürlich nicht. Die Stallknechte haben schon genug damit zu tun, die erschöpften Pferde von eurem Jagdausflug zu versorgen«, bemerkte Agnus spitz.
»Darüber können wir später reden«, sagte Hilmar kurz angebunden.
Die Truhe, in der Hilmar seine Kleidung aufbewahrte, war randvoll mit samtweichen Beinkleidern, reichbestickten Tuniken und mit Gold beschlagenen Mänteln gefüllt. Gezielt suchte er eine Weile und beförderte dann einiges zutage, was er Agnus entgegenstreckte.
»Das dürfte dir passen.«
Agnus strich über das seidene Hemd und überlegte, ob er in seinem gesamten Kleidungsvorrat ein dermaßen feingewebtes Hemd hatte. Hilmar war immer tadellos und standesgemäß gekleidet. Selbst zur Jagd hatte er ein schön besticktes Hemd unter seinem wappengezierten ledernen Waffenrock getragen.
»Ich danke dir«, sagte Agnus.
»Ach …« Hilmar winkte ab. »Ich freue mich auf angenehme Gesellschaft bei dem einen oder anderen Humpen Wein.« Er zerrte an den Verschlüssen seiner ledernen Armschützer und warf sie auf
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