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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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befehlen? Valerian war schließlich nicht irgendein Untergebener des Königs. Er war sein älterer Bruder, siebter in der Thronfolge des mendeorischen Kaisers. Das Herzogtum von Erdolstin lag jenseits der Grenze hinter dem Kaisergebirge im Westen und gehörte nicht zu Ardelan, sondern zu Mendeor, der Wiege der menschlichen Zivilisation. Der Name Erdolstin war bis weit über alle Grenzen bekannt, und zu einem nicht geringen Teil war das Valerians Verdienst. Leonidas von Vrage hingegen stammte aus der zweiten Ehe seiner Mutter. Nach dem frühen Tod von Valerians Vater hatte seine Mutter ein weiteres Mal geheiratet, um Valerians Erbe so lange für ihn verwalten zu können, bis er selbst dazu in der Lage war.
    Es gab nichts Gutes über seinen Stiefvater zu berichten, außer dass er dem Herzogtum zu wirtschaftlichem Reichtum verholfen hatte. Er hatte die Mutter verprügelt, die Kinder sowieso. Mindestens die Hälfte aller Dienstmägde hatte er vergewaltigt, und wenn sie dann ein Kind erwarteten, hatte er sie rausgeworfen. Zwei Schwestern waren frühzeitig gestorben, eine hatte sich vom Turm der Kapelle gestürzt, da war sie zwölf, die andere war sogar noch jünger gewesen, als sie angeblich verunglückt war.
    Valerian konnte seinen Halbbruder gut verstehen, als dieser die zwar nicht besonders schöne, aber immerhin sehr kluge Eleonore zur Frau nahm. Zu erben gab es für ihn sowieso nichts, und diese Heirat war die beste Art, sich seinem Vater restlos zu entziehen.
    Viele Jahre hatte Valerian seinen Bruder danach nicht gesehen, da der Herzog im Auftrag des Kaisers in den südlichen Provinzen unterwegs war. Als er wiederkam, war Leonidas von dem Gedanken besessen, dass in seinem Land dieses feenhafte Volk wohnte. Er hatte eine alte Schriftrolle entdeckt, welche von den Elben berichtete, und später war ihm von irgendwoher noch eine zweite zugetragen worden. Fortan war Leonidas fest davon überzeugt, dass sein Reich in Gefahr war. Er verlangte nach einem Zauberer.
    Nun waren Zauberer in Mendeor zwar durchaus bekannt, aber nicht beliebt. Einen Zauberer brauchte man, um ein Haus an einem steilen Berghang zu bauen oder auf sumpfigem Grund. Manchmal riefen die Leute einen Zauberer, wenn das Vieh aus ungeklärten Gründen einging oder kein Regen fiel. Mancher Zauberer behauptete, mit seinen Tränken Totgesagte gesund machen zu können oder aber auch durch seine Beschwörungen jemandem zu schaden, sogar bis hin zum Tod. Die Zauberer waren ein hinterlistiges Volk, das kein Mensch in seiner Nähe haben wollte. Zudem hatten sie meist ein Gefolge an Gnomen, deshalb lebten sie abgeschieden, in von Menschen kaum bewohnten Gebieten.
    In Ardelan hingegen gab es schon seit mindestens fünfhundert Jahren keine Zauberer mehr. Valerian zweifelte nach wie vor an der Richtigkeit, sie wieder einzulassen, obwohl er heute die fremden Wesen gesehen hatte, die sein Bruder so sehr fürchtete. Den Anblick würde er sein ganzes Leben lang nicht vergessen.
    Mit ungeahnter Geschwindigkeit kamen ihre Pferde durch den Wald herangestürmt, und dabei waren sie beinahe lautlos gewesen. Aufrecht saßen sie auf ihren ungesattelten Pferden, in deren Mähnen grüne Bänder eingeflochten waren. Hinter einem Baum verborgen hatte Valerian sie nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der sie plötzlich zum Stehen kamen, belauert.
    Obwohl die Elben kein Wort miteinander gewechselt hatten, waren sie auf Valerians Angriff vorbereitet gewesen, doch nur einer von ihnen hatte sich den Menschen entgegengestellt. Seine Pfeile waren so schnell in alle möglichen Richtungen geflogen, dass die Menschen es nicht wagen konnten, ihre Deckung zu verlassen. Dabei hatte Valerian ständig das Gefühl gehabt, dass der Schütze bewusst danebenschoss. Graf Wilberg, dieser übereifrige Hitzkopf, hatte sich natürlich sofort todesmutig in die Schusslinie gestellt und seinerseits auf dieses fremde Wesen geschossen, was ihm einen wohlverdienten Pfeil in seinen Bogenarm eingebracht hatte. Wann es Baron Felhorn erwischt hatte, konnte Valerian nicht genau sagen. Dann war plötzlich alles vorbei gewesen, als hätte sich die Erde aufgetan und die Elben samt ihren Pferden verschluckt. Obwohl der Herzog alles abgesucht hatte, war keine Spur mehr von ihnen zu finden gewesen. Bis auf die Pfeile, die überall herumlagen. Dann war Leonidas gekommen.
    Valerian rollte die Augen, als er daran dachte, und machte sich auf den Weg, um einen Boten nach dem Zauberer zu schicken, der bestimmt noch irgendwo

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