Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Zeichen, sich zu entfernen.
»Ich geh ins Bett«, murmelte er und verließ das Zimmer. Anstatt in sein behelfsmäßiges Lager, lief er in den Garten hinaus. Die Nacht war angenehm lau. Eine Weile stand er nur still da und lauschte den Geräuschen der Nacht. Ein Hund bellte in der Ferne, Frösche quakten im Teich.
Alle seine Gedanken drehten sich um Jar’jana. Er malte sich aus, wie es wäre, mit ihr zu sprechen, durch ihr Haar zu streichen …
Ich bin verliebt, dachte er. So etwas Dummes, verliebt?! Das war ja wohl die aussichtsloseste Verliebtheit, die es überhaupt geben konnte. Bestimmt ist sie viel älter als ich, dachte er. Sie ist gerade Mutter geworden. Sie ist eine Elbin, und ich bin ein Mensch …
Aber sie ist so schön, wie kann es jemals eine andere für mich geben als sie, er seufzte leise.
Irgendwo rauften zwei Katzen. Sein Vater hatte recht, diesen Tag würde er bestimmt nie vergessen, denn er war für ein Wesen entbrannt, das er nicht haben konnte. Trotzdem war es wunderbar, dass es sie gab.
Er drehte sich um und ging zurück ins Haus.
5. Der Auftrag des Königs
A gnus kam gerade vom königlichen Sekretär, wo er um eine Audienz mit dem König gebeten hatte. Mit großen Schritten durchquerte er den Burghof, als er durch das innere Tor, über die mittlere Mauer hinweg, eine lange Kolonne Reiter auf der Straße erblickte. Die ersten preschten eben durch das untere Tor.
Die Burg war strategisch sehr gut angelegt, stellte Agnus fest. Sie lag hoch oben auf einem Berg, der wie ein Finger aus der Landschaft hervorragte. Es gab nur einen Weg nach oben, und das war die gewundene Straße. Das Außenwerk der Burg bildete
ein übersichtliches Plateau, das mit nur wenigen Metern fester Mauer und einem gewaltigen Torhaus gesichert werden musste, den Rest des Schutzwalls übernahm der Berg selbst. Die mittlere Mauer, ebenfalls sehr dick und wehrhaft, zog einen großen Kreis um die Vorburg. Hinter dieser Mauer fiel der Felsen auf nahezu allen Seiten senkrecht ab, nur zum Außenwerk hin senkte er sich sanft. Die Hauptburg war noch einmal durch eine Mauer und massive Tore abgegrenzt und mit einem eigenen Brunnen versehen. Ein Angriff auf diese Burg war kaum möglich, da es keinen Platz gab, wo ein großes Heer herangeführt werden konnte. Agnus bezweifelte, dass vernünftige Belagerungsmaschinen auf dem Weg überhaupt heraufgeschoben werden konnten.
Agnus sah den König, der von seinem schwitzenden Pferd sprang und, ohne sich weiter umzusehen, sofort mit wütenden Schritten in den Wohnturm lief. Schnaubend und stampfend riss sein Pferd den Kopf hoch und versuchte, verängstigt von dem Lärm und dem Durcheinander, einen Ausweg für sich zu finden.
Einigermaßen beeindruckt beobachtete Agnus das Treiben um sich herum. Vor der Tür zum Wohnturm stand Herzog Valerian von Erdolstin, der Bruder des Königs. An den Wappen auf den Jagdrüstungen der Männer, die ihn umgaben, erkannte er hauptsächlich Herren der umliegenden Grafschaften und nur wenige, die von weit her kamen so wie er.
»Sei gegrüßt, Agnus«, sprach ihn plötzlich jemand von hinten an. Er fuhr herum und stand vor Graf Hilmar von Weiden, der, wenn man es so nennen wollte, Agnus Nachbar war.
»Hilmar, ich grüße dich. Schön dich zu sehen an diesem Ort so fern unserer Heimat.« Er hätte damit rechnen müssen, den Grafen hier zu treffen. Hilmar war seit vielen Monaten nicht mehr zu Hause gewesen, und seine Frau hatte erwähnt, dass er sich bei Hof aufhielt. Dennoch war Agnus überrascht, was man ihm offensichtlich auch ansah. Hilmar lachte.
»Was machst du hier? Ich nehme an, die Einladung zu König Leonidas kleinem Fest hat dich nicht hierhergelockt.«
»Einladung zu was?«, fragte Agnus verwirrt. »Nein, eine Einladung habe ich nicht bekommen, dafür ist das Wildmoortal nicht wichtig genug …«
»Oder du bist einfach nicht gesellig genug«, bemerkte Hilmar, der selten auf einer Feier fehlte und sich auch sonst keine Zerstreuung entgehen ließ. Sehr zum Missfallen seiner Frau. Aber Hilmar war auch hilfsbereit und weltgewandt, und Agnus schätzte die Nachbarschaft mit ihm sehr. Die Grafschaft derer von Weiden erstreckte sich von den Helmsholm Hügeln über die gesamte Länge des Säbelflusses bis fast zum Engelsee und hatte mehr als die siebenfache Größe des Wildmoortals.
»Du hast recht, ich mach mir nichts aus der feinen Gesellschaft«, erwiderte Agnus schmunzelnd.
»Aber wenn du schon mal da bist, dann solltest du heute Abend auf
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