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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Mutter antwortete nicht, sondern sah ihn nur mit einem versonnenen Gesichtsausdruck an. Sie ist wieder schwanger, dachte er erschrocken. Noch ein Bruder!
    »Aber wir können doch nicht alle Schmied werden!«, rief Josua.
    »Nein, das sollt ihr auch nicht. Philip wird kein Schmied. Und ihr anderen werdet euren Platz im Leben noch finden, auch du Josua.« Sie drückte ihrem ungläubig dreinschauenden Sohn einen Kuss auf die Stirn.
    Einen Platz im Leben finden, dachte Philip, war leichter gesagt als getan. Natürlich wäre durch ein Studium im Monastirium Wilhelmus diese Frage erst einmal aufgeschoben, und danach boten sich ihm ganz andere Möglichkeiten, aber plötzlich verspürte Philip überhaupt nicht mehr den Wunsch, von zu Hause wegzugehen. Um in Wilhelmus zu studieren, musste er in spätestens vier bis fünf Wochen aufbrechen. Das konnte er sich im Moment am allerwenigsten vorstellen. Er wollte Waldoria und seine Familie nicht verlassen. Gerade jetzt brauchten sie ihn doch mehr denn je. Jar’jana und ihr Kind mussten wieder in den Wald gebracht werden, und wenn Mutter wieder schwanger war …
    »Worüber denkst du nach?«, fragte Phine, als sie alleine waren.
    »Ach«, versuchte er abzuwehren, aber unter dem aufmerksamen Blick seiner Mutter fiel ihm keine Ausrede ein, die nicht wie eine Lüge geklungen hätte.
    »Ich dachte an das Monastirium, und ob es nicht besser wäre, hier zu bleiben«, antwortete er deshalb ehrlich.
    »Aber du musst doch noch so viel lernen, und dort wärst du wirklich ungestört und könntest endlich all das lesen, was dir wichtig ist.«
    »Und was wird dann aus euch?«, fragte er.
    Phine lachte. »Du hältst dich wohl für unentbehrlich.«
    »Nein«, sagte er beschämt und entschlossen zugleich. »Aber jetzt haben wir Elben im Haus, und ihr braucht mich.«
    »Davon kannst du deine Zukunft nicht abhängig machen.«
    »Mutter!«, rief Philip aufgebracht und warf die Hose, die er gerade in der Hand hatte, ins Wasser.
    »Du musst gehen«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Es hängt sehr viel davon ab!«
    »Das ist immer noch meine Entscheidung«, erwiderte er trotzig. Ihn einfach wegschicken wie ein kleines, unmündiges Kind, das ließ er nicht mit sich machen. In zwei Monaten wurde er sechzehn – also erwachsen. Es war sein Leben, und er konnte damit tun und lassen, was er wollte. In seinem Trotz vergaß er, dass er sich noch vor einer Woche nichts mehr gewünscht hatte, als in diesem Sommer nach Süden zu ziehen, um sich unter die Studenten im Monastirium Wilhelmus zu mischen.
    »Friede. Wir sprechen ein andermal darüber«, sagte Phine besänftigend.
    Philip wollte aber im Moment keinen Frieden, er wollte Antworten auf all das, was ihm in den letzten beiden Tagen den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte. Doch seine Mutter war bereits wieder in die Küche gegangen.
    Er hängte die letzte Hose auf und ging dann auf den Dachboden, um zu lesen.
    Seitenlang wurden dort die Schönheit und die Feinheit der elbischen Bauten beschrieben. Rituale und Gesänge wurden erklärt und wörtlich aufgeführt. Zum Teil jedoch nur in elbischer Sprache, so dass Philip überhaupt nichts verstand. Es wurde erwähnt, dass alle Elben die ardelanische Sprache fließend sprachen sowie sämtliche Dialekte, die in diesem Land gebräuchlich waren, dass sie aber auch die Sprachen von Mendeor beherrschten.
    Der Verfasser des Buches schien ein häufiger Gast in Pal’dor gewesen zu sein. Er hatte von einigen der »Älteren«, wie er sie nannte, Stammbäume erstellt. Seitenlang nur Namen und Linien. Seine Aufzeichnungen waren sehr genau, zu genau, fand Philip. Sie waren ermüdend, langatmig, langweilig.
    Hier stand (endlich einmal eine Antwort auf zumindest eine seiner Fragen), dass es viele Pfade nach Pal’dor gab, aber auch, dass sie alle durch Magie verborgen waren.
    Obschon alles genauestens beschrieben war, wurde Philip aus der Erklärung der Eingangsrituale nicht schlau. Offensichtlich gab es verschiedene Pforten, die nur zu bestimmten Tageszeiten erreicht werden konnten. Es gab Bäume, die sozusagen als Landmarken galten, es gab auch Sprüche, die gesagt werden mussten. In Philips Kopf drehte sich alles.
    Er las die Stellen noch einmal laut vor, in der Hoffnung, dass er sie eher verstehen konnte, wenn er die Worte hörte, und fasste sie dann für sich zusammen.
    »Also bei Sonnenaufgang, nein – wenn die erste Sonne berührtdas obere Blatt, streift man die Esche Verdon – man

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