Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
sieben gesagt«, beharrte Philip.
»Lume’tai, sie ist die Siebente. Jedes Kind, das unter diesem Dach lebt, ist auch mein Kind …« Ihre Stimme war nur ein Hauch, und sie lächelte schon wieder so eigenartig wie am Nachmittag. Feodor sah sie ernst an, er kannte diesen Ausdruck in ihren Augen. Er senkte seine Lider und starrte erneut auf die Tischplatte.
Die Luft schien schon den ganzen Tag zu flimmern. Philip beschloss, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
»Wenn das so ist«, begann er nüchtern und beruhigte die flimmernde Luft, »dann muss ich nur noch dafür sorgen, dass Jar’jana und Lume’tai sicher in den Wald kommen. Wenn das geschehen ist, sprechen wir über Wilhelmus.«
»Mit Jar’jana spreche ich«, betonte Phine energisch. »Morgen!« Damit stand sie auf und strich ihre Röcke gerade. »Ich geh jetzt ins Bett.«
»Ich komme gleich nach«, sagte Feodor.
»Du weißt nicht, worauf du dich einlässt«, warnte er Philip. »Du warst noch nie so weit im Wald, du könntest dich verlaufen. Die Pfade, sofern es überhaupt welche gibt, sind tückisch. Es gibt keine verlässlichen Merkmale.« Feodor neigte nicht dazu, abergläubisch zu sein. Er war ein bodenständiger und vernünftiger Mensch, der auch auf das Gerede anderer Leute nicht viel gab. »Wenn du wirklich gehst, dann nimm jemanden mit, der sich auskennt.«
»Willst du mitgehen?«
»Und mir den Zorn deiner Mutter zuziehen?« Er grinste. »Sie hat recht, lass uns morgen noch mal darüber sprechen. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Philip war noch nicht müde. Sein Schläfchen am See war sehr erfrischend gewesen. Gedankenverloren starrte er in das Licht der flimmernden Kerze.
7. Der Rat
D ie meisten Gesandten waren bereits eingetroffen, aber immer noch fehlten die von Frig’dal und Descher’latar. Ala’na war nicht ungeduldig, denn diese Orte lagen weit entfernt von Pal’dor. Selbst die schnellen Rösser der Elben konnten die Berge und die eisigen Öden nicht ohne große Anstrengung überwinden.
Natürlich gab es Möglichkeiten, Worte, welche die Wege ebneten und die Pferde in kaum geahnter Geschwindigkeit laufen ließen. Nur deshalb war es überhaupt möglich, einen Rat abzuhalten, der erst zwei Tage zuvor einberufen worden war. Aber eine so lange Reise dauerte ihre Zeit und barg immer Gefahren.
Sie fühlte ein unruhiges Kribbeln im Nacken. Der kürzeste Weg von Frig’dal führte über die Quellenberge. Von dort war Rond’taro mit seiner zerschundenen Schar zurückgekommen. Sie hatte in Frig’dal aber niemanden warnen können. Aus diesem Grund hatte sie am frühen Morgen eine flüsternde Nachricht in den See gesprochen und vertraute nun darauf, dass die plätschernden Quellen die Reisenden aus Frig’dal zur Vorsicht mahnen würden.
Leider wusste Ala’na nicht genau, wovor sie sie warnte, denn das würde erst im Rat zur Sprache kommen.
Doch Rond’taros Augen verrieten ihr, dass das, was seine Truppe heimgesucht hatte, unerwartet und schnell über sie gekommen war. Überraschend, lautlos, sehr gefährlich. Er wirkte besorgt, aber auch verwirrt. So hatte sie ihn schon seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt, und sie kannte ihn.
Ein leises Rascheln in den Zweigen erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie richtete ihre Augen nach Süden und lauschte dem Tuscheln der Bäume. Drei Gesandte aus Descher’latar hatten soeben die äußerste Landmarke von Pal’dor erreicht. Das Tor der Dämmerung stand offen und empfing die Freunde aus dem Süden.
Descher’latar lag am südlichsten Zipfel von Ardea’lia, in der Wüste. Weit hinter den schroffen Kanten und eisigen Spitzen des Gebirges, das für die Menschen eine natürliche, unüberwindbare Grenze bildete.
Ala’na würde die Gäste erst zum Rat begrüßen. Bis dahin waren die anderen Mitglieder ihrer Familie mit dem Empfang und der Versorgung der Reisenden betraut. Trotzdem beobachtete sie schon den ganzen Tag über von ihrem Balkon die Ankunft jeder einzelnen Reisegruppe. Mit ihrem geschulten Blick konnte sie die jeweilige Stimmung ihrer Gäste ergründen und auch, ob ihre Reise gut verlaufen war.
Die Reiter aus Descher’latar waren erschöpft, aber auch gespannt, und ihre Reise war ohne Zwischenfälle verlaufen, die Berge waren freundlich zu ihnen gewesen.
Beruhigt lehnte sich Ala’na ein Stück zurück. Sie beobachtete, wie sich die Gesandten aus Descher’latar neugierig mit den Sicherheitsvorkehrungen von Pal’dor vertraut machten. Da ihre Stadt nicht im Gebiet der Menschen
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