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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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lag, waren derlei Vorkehrungen bei ihnen nicht nötig. Dort bestand nie die Gefahr, entdeckt und verfolgt zu werden. Eine Gefahr, die doch unmittelbarer war, als es sich Ala’na bis gestern noch eingestehen wollte.
    Alle Städte, die im Geltungsbereich des Menschenkönigs lagen, also in Ardelan, waren seit tausend Jahren verborgen.
    Mar’lea am Meer besaß nur einen einzigen Zugang, und der lag zwischen schroffen Felsen. Sie konnte nur vom Wasser aus erreicht werden. Die Insel, auf der Lac’ter im Engelsee lag, war für keinen Menschen je erreichbar. Obwohl es sich lohnen würde, denn die größten Baumeister hatten in dieser Stadt ihr Können offenbart.
    Munt’tar hatte, dank der schwachen Besiedlung der Berge und seiner abgeschiedenen Lage an einem Steilhang, einen recht schwachen Schutzwall, eigentlich nicht mehr als einen Nebel, der Wanderer und Hirten die Sicht verwirrte und die Orientierung raubte.

    Ala’na lauschte.
    Jetzt, endlich, näherte sich von Norden her etwas. Das Tor der Dämmerung würde nicht mehr lange zugänglich sein, aber die Reiter aus Frig’dal waren schnell. Ala’na strengte ihre Augen an. Drei Pferde preschten durch den Wald. Eines von ihnen trug keinen Reiter, dafür lief ein anderes schwerer. Aber da war noch etwas. Die Bäume waren unruhig. Befanden sich schon wieder Menschen im Wald? Ala’na versuchte, mehr zu erkennen.
    Die Reiter wurden verfolgt, etwas huschte hinter ihnen her – Schatten. Sie folgte ihnen geschickt zwischen den Bäumen hindurch und bemächtigte sich ihrer geebneten Pfade. Ala’na konnte nicht erkennen, was es war, doch je mehr sie sich konzentrierte, umso deutlicher hörte sie den gehetzten Atem der Tiere. Trotz aller Bemühungen gelang es ihnen nicht, die Verfolger abzuschütteln. Bald würden sie Pal’dor erreichen. Ala’na spannte sich. Die Reiter flogen förmlich durch das Tor. Gleichzeitig sah sie, starr vor Schreck, was ihnen folgte. Noch waren die Schatten im Wald, und die Bäume verstellten ihnen die Pfade, trotzdem rasten sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf das Tor zu.
    Ala’na nahm ihre ganze Kraft zusammen und gebot dem Tor, sich zu schließen. Laut krachend prallten die Verfolger dagegen.
    Ihr Herz raste, und das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie das Summen, den Warnruf des Tores, gar nicht hörte. Beruhigen konnte sie sich nicht, und ihre Pflichten als Ratsvorsitzende waren ihr im Moment gleichgültig. Sie raffte ihre Gewänder und lief den Reitern entgegen. Iri’te, die zufällig ihren Weg kreuzte und sie verwundert ansah, nahm sie sofort mit.
    »Es gibt einen Verletzten«, war ihre einzige Erklärung.

    Es gab mehr als einen Verletzten, es gab drei. Eine fiel aus dem Sattel, als der Hintermann sie erschöpft losließ.
    Iri’te eilte hin und begann sofort mit einer ausgiebigen Untersuchung.
    »Sie lebt noch, aber ihre Seele wandert schon in den Welten vor As’gard«, war ihr erster kurzer Zwischenbericht. »Sprich mit ihr, lass sie nicht weiterziehen, ich hole schnell meine Tasche.«
    Iri’te, sonst die Ruhe selbst, lief gehetzt los. Ala’na beugte sich zu der Verletzten. Als sie ihr Gesicht sah, hielt sie vor Schreck die Luft an. Tiefe Wunden entstellten die Gesandte aus Frig’dal bis zur Unkenntlichkeit. Dennoch erkannte Ala’na sie. Hätte sie jederzeit erkannt, denn ihre Seelen waren einst fest verbunden gewesen und schlugen selbst nach jahrhundertelanger Trennung immer noch im Gleichklang.
    »Du musst leben, Erol’de. Wir müssen wissen, wer dir das angetan hat. Wir brauchen dich, verlass uns nicht.« Ala’nas Stimme war nur ein Hauch, ihre Worte ein Flehen. Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte. Sie kämpfte mit den Tränen. Zärtlich streichelte sie über den Kopf ihrer Schwester und schickte einen Teil ihrer Seele selbst nach As’gard, um diese von dort zurückzuholen.
    Iri’te schob sie vorsichtig beiseite und begann mit der Versorgung der Verwundeten.
    Ala’na richtete sich auf. Die Welt um sie herum war nicht mehr die gleiche. Alles schien sich zu drehen. Sie nahm ihre Kinder und Enkel, die sich um die anderen Ankömmlinge kümmerten, nur noch am Rande ihres Gesichtsfeldes wahr. Sie selbst stand alleine, in einem beinahe luftleeren Raum. Das Rütteln am Tor hatte noch nicht aufgehört. Das Geräusch drang wie ein stetes Klopfen an ihr Ohr und erreichte nur nach und nach ihre Gedanken. Dort blühte es auf und hämmerte in ihren Schläfen. Mit jedem Schlag entfachte es einen ungeahnten Zorn

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