Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
in ihr. Ala’na spürte neue Kraft in sich aufsteigen. Sie kribbelte an ihren Haarwurzeln, sie erfüllte jede Zelle ihres Körpers und fand schließlich die Worte des Verderbens zwischen ihren Lippen und den Funken der Zerstörung in ihren Händen. Wie ein Sturm fegten Verderben und Zerstörung durch die Baumkronen und ließen sie ächzen und stöhnen. Dann erfassten die Worte diejenigen, denen sie galten, so dass sie in hohem Bogen durch den Wald geschleudert wurden. Aus Ala’nas Händen folgten ihnen die Blitze der Zerstörung. Sie konnte die Angreifer nur schemenhaft sehen und wusste, dass es dergleichen noch nie in diesem Land gegeben hatte. Voller Abscheu wandte sie sich ab. Zerschmetterte Köpfe und verdrehte Gliedmaßen lagen unter den Bäumen, welche die Eindringlinge nun in Empfang genommen hatten. In wenigen Stunden würde nichts mehr von den seltsamen Kreaturen übrig sein. Die Bäume begannen bereits mit ihrer Arbeit.
Groß und gefährlich wie ein Todesengel und kampfbereit wie ein in die Enge getriebenes Tier war Ala’na übermächtig geworden, nun begann sie zu schrumpfen. Entschlossen drehte sie ihre Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen und beugte sich zu ihrer Schwester.
Iri’te hatte die klaffenden, blutenden Wunden Erol’des offenbart, aber Ala’na schreckten sie nicht mehr. Sie nahm die Hand ihrer Schwester und folgte ihrem Geist auf seinen Wegen fernab ihres Körpers. Sie fand ihn verzweifelt und klein an einem dunklen und kalten Ort. Sie wärmte ihn an ihrer Brust und flog mit ihm zu freundlicheren Gefilden, wo er wieder Mut hatte zu wachsen. Wie damals, als sie noch Kinder waren, tanzten sie Hand in Hand auf lichtdurchfluteten Wiesen, tauchten ein in die glitzernden Fluten der Bäche und träumten im Schatten der Bäume. Endlich war Erol’de bereit, Ala’na in die Welt zu folgen, und erwachte in ihrem gepeinigten, schmerzenden Körper.
Der Mond stand bereits hoch am Himmel, der Rat hätte schon längst beginnen müssen, aber Rond’taro saß neben seiner Frau und wartete auf sie. Als Ala’na die Augen aufschlug, nahm er sie in den Arm und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Ich habe sie gefunden und zurückgebracht«, flüsterte sie und blickte auf ihre Hand, die immer noch die ihrer Schwester hielt. Dicke Verbände hüllten den Körper ein und auch von ihrem Gesicht konnte man kaum mehr als die Augen sehen. Wortlos sahen die beiden Frauen sich an. Ala’na spürte Tränen aufsteigen. Sanft streichelte sie Erol’de über das Haar.
»Werd wieder gesund«, bat sie leise.
»Ich werde mein Bestes für sie tun«, antwortete Iri’te. »Lass sie ins Haus bringen, sie braucht Ruhe.« Ala’na nickte leicht, und zwei Träger brachten ihre Schwester fort.
»Wie geht es den beiden anderen?«, fragte Ala’na.
»Sie haben relativ leichte Verletzungen an Armen und Beinen, aber ihre Wunden waren stark verunreinigt, und sie sind maßlos erschöpft. Iri’te hat ihnen verboten, am Rat teilzunehmen, und sie sofort nach ihrer Versorgung ins Bett geschickt.« Rond’taro lächelte bei der Erinnerung daran, wie die sonst so stille Iri’te ganz energisch das durchgesetzt hatte, was sie für das einzig Richtige hielt. »Wir haben einstimmig den Rat auf morgen vertagt, obwohl ich fürchte, Erol’de wird auch dann nicht bei uns sein können.«
Ala’na fühlte sich selbst ganz elend und erschöpft und war froh, nun noch ein paar Stunden der Ruhe und Besinnung vor dieser wichtigen Versammlung zu haben.
»Zumindest wird sie überleben. Aber ich fürchte, dass ihre bleiche Schönheit für immer verloren ist.« Sie wollte sich aufrichten, aber Rond’taro hielt sie zurück.
»Ich habe die Wesen gesehen, die du in den Wald befördert hast. Es sind die gleichen, die auch uns angegriffen haben. Sie sind schrecklich …« Er machte eine Pause, seine Augen waren ganz dunkel vor Gram.
»Ein Zauber gibt ihnen Kraft, und wenn sie sich einmal irgendwo verbissen haben, lassen sie nicht mehr los. Selbst wenn man sie erschlägt.« Er schüttelte langsam den Kopf.
»Erst dachte ich, es wären Gnome wie jene, die früher mit den Zauberern zogen. Aber so groß wie diese sind, waren die nie. Auch nicht so angriffslustig. Nachts sind sie von allen Seiten über uns hergefallen. Die Ersten von uns starben schon, ehe sie zu ihren Waffen greifen konnten. Wir haben versucht, sie mit Licht zu verscheuchen, so wie wir es früher gemacht haben, aber sie fürchten das Licht nicht, und so mussten wir kämpfen, bis
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