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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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einmal den Wunsch zu lesen, was der Lehrer von seinen erbrachten Leistungen hielt. Er wollte erfahren, wie es jetzt weiterging. Wann sie endlich in den Wald aufbrechen würden. Doch davon hatte Theophil kein Wort gesagt. Kein Blick, keine Geste, nichts deutete darauf hin.
    Die jüngeren Schüler verließen jubelnd das Klassenzimmer, und Philip tauschte einen Blick mit dem jungen Felhorn, für den heute überraschend der Rest des Lebens begonnen hatte.
    »Viel Glück dir«, wünschte er.
    Laurenz lächelte gezwungen. »Dir auch. Wann beginnst du mit deinem Studium?«
    Philip zuckte mit den Schultern.
    »Bist du noch nicht sechzehn?«
    »Nein«, antwortete Philip vorsichtig.
    »Glück gehabt«, meinte Laurenz. »Mein ältester Bruder ist bei dem ersten Gefecht mit den Elben verwundet worden. Sie sind mächtige Krieger.«
    »Wirst du dich melden?«
    Laurenz lachte freudlos. »Sieh mich an.« Er streckte Philip seine schmalen weißen Mädchenhände entgegen. »Ich werde mich morgen in der Schreibstube des Königs einnisten und hoffen, dass ich meinem großmäuligen Bruder nicht allzu oft über den Weg laufen muss.«
    »Ich muss los«, murmelte Philip zur Entschuldigung. Vor ihm stand ein Junge aus adligem Haus, dem, weil er der Jüngste seiner Familie war, alle Mittel versagt blieben. Er tat ihm leid.

    Eilig lief er nach Hause, in der Hoffnung, dass Theophil dort bereits auf ihn wartete. Stattdessen arbeitete die Mutter wie üblich in der Küche und begrüßte ihn mit einem flüchtigen Lächeln. Lume’tai schlief. Ihre Wiege stand neben dem großen Sessel, eine leere Milchflasche zierte die Fensterbank. Philip brauchte nicht zu fragen, wie es Jar’jana ging.
    »Dein Vater möchte, dass du in die Schmiede kommst.«
    »Ist Theophil dort?«
    »Unsinn«, erwiderte die Mutter und drängte sich an ihm vorbei in den Garten.
    »Unsinn«, knurrte Philip und zog eine Grimasse. Er drehte auf dem Absatz um und lief in die Schmiede.

    Feodor wartete bereits auf ihn und zog ihn auf ähnlich verschwörerische Art in den hinteren Teil der Schmiede wie damals, als er Jar’jana aus dem Wald mitgebracht hatte.
    »Ich habe einige Sachen für dich vorbereitet, die du auf jeden Fall mitnehmen solltest.« Er öffnete eine alte Truhe, die unauffällig in einem schattigen Winkel stand. Den alten Krempel, der darin lag, warf er achtlos zur Seite und tastete mit den Fingern den Boden der Truhe ab. Schließlich öffnete er eine Klappe. Philip hielt den Atem an, als er das glänzende Ding sah, das sein Vater aus dem schmalen Zwischenraum zutage förderte. Wortlos hielt er Philip ein Kettenhemd entgegen. Es war leicht wie Leinen, die einzelnen Kettenglieder waren winzig und glänzten silbern, dabei fühlten sie sich nicht an wie Metall. Das Hemd lag angenehm, fast weich in seiner Hand und war überhaupt nicht kalt. Am Hals und am Saum bildeten die Kettenglieder ein Muster. Blätter, die entfernt an Efeu erinnerten, rankten sich ineinander.
    »Das ziehst du am besten jetzt gleich an. Trag es bitte, bis du wieder zu Hause bist.«
    »Woraus hast du es gemacht, so was habe ich noch nie gesehen«, fragte Philip ehrfürchtig.
    »Ich?« Feodor schnaubte. »Ich habe es nicht gefertigt, das könnte ich gar nicht. Es ist ein Kunstwerk der Elben. Es wird dich schützen, aber belasten wird es dich nicht.« Den letzten Satz sprach er feierlich wie eine Beschwörungsformel.
    »Aber woher haben wir …«
    »Wenn du wiederkommst, werden wir Zeit finden, um über diese Dinge zu sprechen«, wehrte der Vater ab. »Zieh es jetzt an.«
    Philip zog sein Hemd aus und schlüpfte in das Kettenhemd. Die Kettenglieder rauschten und klimperten leise, als es an seiner Brust hinabglitt. Es passte wie angegossen. Sacht streichelte er mit der Hand daran entlang, dann zog er sein Hemd darüber. Tausend Fragen brauten sich in seinem Kopf zusammen, doch ehe er auch nur eine aussprechen konnte, drückte ihm Feodor bereits seinen Wanderstab in die Hand. Philip kannte diesen Stab, sein Vater ging nie ohne ihn in den Wald.
    »Der Stab lässt sich aufschrauben. So!« Mit einer flinken Bewegung drehte Feodor den Stab auseinander. Philip staunte, denn die Nahtstelle war nicht zu sehen gewesen. Als Feodor das obere von dem unteren Teil gelöst hatte, zog er aus der Mitte ein leicht gebogenes, glattpoliertes, zwei Finger breites Stück Holz heraus. Etwa armlang. An einer Seite baumelte eine Sehne. Der Vater klemmte sich das eine Ende zwischen die Knie, bog das Holz und spannte die Sehne

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