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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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selten zu Fuß unterwegs, Könige und Ritter reisten zu Pferd oder in einer Kutsche. Selbst Bauern hatten meistens einen Ochsenwagen oder etwas Ähnliches zur Hand und konnten die Welt von ihrem Kutschbock aus betrachten.
    Philip merkte, wie seine Beine schwer wurden. Die schwüle Hitze ließ ihn keuchen, und die Schuhe, die er bisher immer für sehr gut gehalten hatte, drückten und rieben an allen möglichen Stellen.
    Er war erst seit knapp zwei Stunden unterwegs, aber es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Der fehlende Schlaf der letzten Nacht machte sich bemerkbar, ebenso die fehlende Ausdauer.
    Was machte eigentlich Theophil? Zweifellos war der für einen Fußmarsch noch viel weniger geeignet als Philip.
    Er betrachtete die dunkle Linie des Waldes und fragte sich, warum er diesen fürchterlichen Umweg machte. Zwar war ihm klar, dass er mit seinem Lehrer nicht von Waldoria aus in den Wald hätte aufbrechen können, aber diese Verkomplizierung wäre auch nicht zwingend notwendig gewesen. Womöglich wollte Theophil auch noch in Wegscheid übernachten? Wieder sah er hinüber zum Wald. Das war noch mal ein ordentliches Stück Fußmarsch über die Wiesen, und das Gras stand um diese Jahreszeit recht hoch. Philip stöhnte leise und rieb sich seine linke Ferse. Er beschloss, kurz im Gras auszuruhen und ein paar Schlucke Wasser zu trinken. Seine Schuhe streifte er von den Füßen und betrachtete seine geschundene Ferse. Die Blase am Fuß war aufgeplatzt, und die Haut darunter glänzte rosa. In der knappen Stunde, die er schätzungsweise noch bis nach Wegscheid gehen musste, würde er sich die Ferse blutig gelaufen haben. Er entschloss sich, barfuß weiterzulaufen. Das rauhe Gras am Straßenrand piekte ihn zwar, aber zumindest blieb seine Ferse verschont. Nach einer Weile hörte Philip hinter sich einen Wagen, der nur langsam näher kam. Das Pferd schnaufte unter der Last des Fuhrwerks. Philip drehte sich um und sah Theophil grinsend winken.
    »Sieh an, sieh an. Wohin des Weges junger Mann?«, fragte er.
    »Ich soll zu meiner Tante nach Mendebrun gehen«, antwortete Philip, so ernst er konnte.
    »Dann sei mein Gast bis Wegscheid. So schonst du nicht nur deine Schuhe, sondern auch noch deine Füße.«
    »Vielen Dank Herr Lehrer, Ihr seid zu freundlich zu mir.« Philip war überglücklich, nun zwei Sorgen auf einmal los zu sein. Er musste sich nicht mehr fragen, wo er seinen Lehrer in Wegscheid suchen sollte, und gleichzeitig schonte er seine schmerzenden Füße. Glücklich schwang er sich neben Theophil auf den Kutschbock.
    Während der Fahrt unterhielten sie sich über Belanglosigkeiten wie das Wetter, Theophil erwähnte seine kranke Verwandte, die angeblich in einem winzigen Dorf namens Lurdrop wohnte. Philip fiel in das muntere Geschichtenerzählen mit ein. Er erzählte dem Lehrer, warum er nach Norden unterwegs war, und dieser lobte ihn förmlich, weil er so hilfsbereit war. Als Philip wieder nach vorne sah, erkannte er die Häuser von Wegscheid.
    Dieser Ort lebte hauptsächlich von den Reisenden, die hier durchkamen. Einst bestand er aus nicht mehr als ein oder zwei Schutzhütten, die müden Wanderern die Möglichkeit boten, an einem trockenen Platz zu schlafen. Nach und nach hatten sich Menschen hier angesiedelt und Herbergen gebaut.
    Theophil überreichte dem Kutscher sein Geld, und sie verabschiedeten sich von diesem. Der Kutscher, auf dessen Wagen fünf gewaltige Bierfässer lagen, steuerte sogleich die nächste Schenke an, um seine Ladung zu verkaufen und einen zahlenden Gast für die Rückreise zu finden.
    »Wir beide sollten uns hier nicht zu lange aufhalten und weiterziehen, bevor uns jemand erkennt. Wir treffen uns am Waldrand. Bis später, Philip.«
    Der Lehrer wendete seine Schritte sogleich nach Osten und schritt kräftig aus. Philip beschloss, noch zu verweilen und etwas zu essen. Er suchte sich einen geschützten Platz in einem Brotzeithäuschen und packte Brot, Speck und Käse aus. Seine Zehen wackelten zufrieden unter dem Tisch. Nach dem Essen fühlte er sich müde, und der Gedanke, jetzt noch querfeldein bis zum Waldrand zu gehen, erweckte in ihm nicht mehr die Sehnsucht nach einem Abenteuer, sondern eher die nach einem gemütlichen Bett und ungestörtem Schlaf.
    Sei nicht so faul, schalt er sich in Gedanken, packte sein Essen ein und versuchte, auch seine Schuhe mit in die Tasche zu pressen. Dann nahm er den Wanderstab und machte sich auf den Weg zum Wald. Missmutig beobachtete er die Wolken, die schon

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