Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
gesagt, dass es Euch noch nie gelungen ist, die Stadt zu finden. Vielleicht habt Ihr etwas übersehen, vielleicht können wir es gemeinsam besser machen.« Verzweifelt und hilfesuchend schaute er seine Mutter an, obwohl er sich von ihr nicht viel Hilfe versprach, dann wieder seinen Lehrer. »Außerdem könntet Ihr Euch verletzen und niemand wäre dort, der Hilfe holen kann. Es ist viel zu gefährlich für Euch, alleine zu gehen.«
Theophil und Josephine tauschten vielsagende Blicke. »Du solltest das Buch doch verstecken«, meinte Theophil nun vorwurfsvoll.
»Das habe ich gemacht. Niemand wird es finden, selbst wenn man hier keinen Stein auf dem anderen lässt«, antwortete Philip stolz und trotzig.
»Jar’jana hat mir gesagt, dass sehr viele Menschen im Wald waren, als Feodor sie gefunden hat, und sie denkt, dass viele ihres Volkes glauben werden, sie sei entführt worden, deshalb befürchtet sie, die Elben könnten wütend auf die Menschen sein«, berichtete Theophil. »Sie war eine Hoffnungsträgerin. Die Mutter eines noch ungeborenen Kindes, als sie in den Wald ging. Elben nehmen ihre Rituale sehr genau. Sie sagt, es war kein gutes Zeichen, dass ihr Kind im Wald zur Welt gekommen ist. Dadurch hat Lume’tai keine aussagekräftige Prophezeiung erhalten, und keiner kann sagen, welche Gaben ihr die Schicksalsgöttinnen mit auf den Weg gegeben haben.« Theophil klemmte sich das Augenglas vors Auge. Als es auch beim dritten Versuch nicht hielt, steckte er es wieder in die Brusttasche. Philip unterdrückte ein Grinsen. »Trotzdem soll eine der Göttinnen anwesend gewesen sein, wenn ich das recht verstanden habe. Nate’re, die Göttin der Geburt und des Lebens.«
Josephine stand so abrupt auf, dass der Hocker ins Wanken kam, doch sie fing ihn auf und stellte ihn wieder hin, bevor sie die Küche verließ.
Während Philip ihr nachsah, wurde ihm bewusst, dass Jar’jana zu ihm etwas ganz Ähnliches gesagt hatte.
»Zu mir hat sie gesagt, die letzte Prophezeiung sei eingetreten, und ich solle zu Ala’na gehen, um ihr das zu sagen. Ich werde auf jeden Fall mit in den Wald gehen müssen.«
»Theophil, ich glaube Philip hat recht«, sagte Phine, als sie wieder in die Küche kam. »Ihr müsst ihn mitnehmen.«
Philip biss die Zähne aufeinander, um nicht wie ein Trottel zu grinsen, aber er freute sich unbändig über die Unterstützung seiner Mutter.
Theophil sah sie aufmerksam an und begann dabei schon wieder an der Kette seines Augenglases zu zupfen.
»Phine, dem Jungen darf nichts geschehen, du weißt das.«
»Trotzdem ist es besser, wenn er bei dir ist«, erwiderte sie.
Philip sah von dem einen zum anderen und hatte das Gefühl, dass ihm etwas entgangen war. Er verstand nicht, wovon sie sprachen. Schließlich atmete Theophil tief durch, stemmte die Handflächen auf die Tischplatte und stand auf.
»Ich habe noch einiges vorzubereiten, wir sehen uns morgen in der Schule, Philip.«
»Schule!?«, rief Philip verwirrt.
»Ja, in der Schule. Einige von euch warten noch auf ihre Empfehlungsschreiben, weil sie heuer im Monastirium Wilhelmus studieren wollen«, erwiderte Theophil steif. »Außerdem glaube ich, es wäre besser, wenn du das Monastirium Wilhelmus noch vor deinem sechzehnten Geburtstag erreichst, anderenfalls könntest du dem königlichen Rekrutierungswahn zum Opfer fallen.«
»Wieso Monastirium, wir gehen doch in den Wald …«, stammelte Philip.
»Ein Grund mehr, bis morgen die Zeugnisse fertig zu haben«, erwiderte Theophil ernst, und damit setzte er seinen Hut auf und ging zur Tür hinaus.
Philip war wie vom Donner gerührt. Noch vor ein paar Stunden war das alles sein Plan gewesen. Doch nun hatte Theophil die Fäden in der Hand, und er musste gehorchen wie eine Marionette.
In der Nacht konnte er kaum schlafen. Jeder tiefe Atemzug seiner Brüder riss ihn aus dem leichten Schlaf. Immer wieder hörte er seine Mutter auf leisen Sohlen in Jar’janas Zimmer schleichen. Einige Male konnte er auch Lume’tai weinen hören. Erst in den letzten Stunden vor Tagesanbruch fiel er in einen tiefen Schlaf, aus dem ihn die Zwillinge wachkitzelten.
Mürrisch, aber dennoch aufgeregt ging er zur Schule, wo Theophil seinen Schülern mit knappen Worten verkündete, dass ein dringendes Anliegen seine sofortige Abreise forderte. Er überreichte den beiden Schulabsolventen ihre Empfehlungsschreiben und ging dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Philip starrte auf die Rolle in seiner Hand und verspürte noch nicht
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