Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
Vom Netzwerk:
und bat sie, mir von den Elben zu erzählen. ›Du wirst das Erbe deines Urgroßvaters antreten‹, sagte sie manchmal zu mir. ›Dein Vater hat standhaft seine Augen vor der Wirklichkeit verschlossen, doch du wirst den Schlüssel zu dem alten Wissen nicht ungenutzt lassen.‹« Theophils Blick richtete sich auf Philip. Doch nur für einen kurzen Augenblick, dann zog er einen Ast aus dem Feuer und entzündete mit der glühenden Spitze seine Pfeife.
    »Was für einen Schlüssel meinte sie?«, hakte Philip nach.
    Der Lehrer lächelte verschmitzt. »Nun, mit dem Buch, das du hoffentlich gut versteckt hast, fing alles an. An dem Tag, als meine Großmutter starb, versprach meine Mutter ihr, mir dieses Vermächtnis auszuhändigen. Ich war damals in etwa so alt wie du jetzt. Als meine Mutter mich beim Lauschen erwischte, zog sie mich in das Totenzimmer und verriegelte die Tür hinter mir. Ich muss gestehen, das war mir sehr unangenehm, denn ich scheute mich vor der Leiche der Großmutter. Aber meine Mutter zog mich bis vor ihr Bett und drückte mir das Buch in die Hand. ›Schau her Mutter, ich gebe Theophil das Buch deines Vaters, denn er wird es bewahren, so wie er alles, was du ihm erzählt hast, in seinem Herzen zu bewahren vermag.‹ Damals habe ich das Buch versteckt und es erst Jahre später gelesen. Bis heute sehe ich das faltige Gesicht meiner Großmutter, wie es bleich und starr auf dem weißen Kissen lag, das graue Haar ordentlich gekämmt und zu Zöpfen geflochten, die ihren Kopf umkränzten, die Wangen eingefallen und die Nase spitz zur Decke gerichtet. Aber sobald ich das Buch aufschlage, lächelt sie.«
    »Steht in dem Buch nichts darüber, wie Euer Urgroßvater die Elben verständigt hat? Das mit dem Amulett ist doch nur so ein Verdacht.«
    Theophil schüttelte den Kopf.
    »Wieso glaubte Eure Großmutter, der König hätte etwas mit dem Tod Eures Urgroßvaters zu tun?«
    Theophil lächelte. »Dein Durst nach Geschichten ist beängstigend. Aber da wir uns zuletzt im Unterricht mit der Epoche beschäftigt haben, nach der du fragst, will ich deine Fragen noch eine Weile beantworten.«
    »Damals herrschte Krieg«, berichtete der Lehrer. »Philmor von Kronthal war König, ehe er zusammen mit seinen Söhnen in der Schlacht um die Stadt Corona fiel. Daraufhin wurde sein Stiefbruder Willibald zum König ernannt. In solchen Zeiten gibt es immer mehr als eine Wahrheit. Mein Urgroßvater kannte eine Wahrheit, die König Willibald unter keinen Umständen ans Licht kommen lassen wollte. Aber das ist eine andere Geschichte, und die werde ich dir auch ein andermal erzählen.« Damit klopfte Theophil seine Pfeife aus und schloss die Augen.
    »Hatte diese Wahrheit etwas mit den Elben zu tun?«, fragte Philip.
    »Falls du vorhast, noch den ganzen Nachmittag Fragen zu stellen, empfehle ich dir, deine Energie anderweitig zu nutzen. Ich werde keine weiteren Fragen mehr beantworten«, brummte der Lehrer, ohne die Augen zu öffnen.

    Philip dachte kurz nach, dann griff er nach dem Wanderstab seines Vaters und schraubte ihn auseinander.
    Der Bogen lag gut in der Hand. Philip spannte die Sehne und zupfte an ihr wie an einer Lautensaite, ehe er sie zu sich zog und zurückspringen ließ. Anschließend prüfte er die Pfeile. Die Spitzen waren sehr scharf, nur die Federn am anderen Ende wirkten etwas struppig. Er legte einen Pfeil auf, spannte die Sehne, zielte und schoss. Der Pfeil schrammte schmerzhaft über seinen Daumen und landete nur wenige Schritte vor ihm auf dem Boden.
    »So wird das nichts mit einem gebratenen Vogel«, murmelte er und sammelte den Pfeil auf. Beim zweiten Mal konzentrierte er sich besser, und der Pfeil blieb in einer Baumrinde stecken. Als er ihn herauszog, glaubte er ein leises Stöhnen zu hören, und strich sanft über die Stelle, an der er den Baum verletzt hatte. Er musste sich wohl ein anderes Ziel suchen, solange sie hier im Alten Wald waren. Mit hängenden Schultern ging er zurück, setzte sich ins Moos und durchsuchte seine Tasche nach etwas, das er als Zielscheibe benutzen konnte. Nachdem er alles ausgeleert hatte, sah er sich seine Tasche genauer an. Sie hatte einen langen Gurt, war breit und hoch genug, er konnte sie also an einem Ast aufhängen, und auch ein schlechter Schuss traf nicht unmittelbar den Baum, vor dem sie hing. Philip stand auf und wollte sich gerade davonschleichen, da öffnete Theophil, der ein wenig gedöst hatte, die Augen.
    »Was hast du vor?«, fragte er verschlafen.
    »Wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher