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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Theophil. Seine Hand streifte dessen Arm.
    »Ich bin frei. Jetzt durchtrenne ich Eure Fesseln. Wir könnten ein Pferd stehlen …«
    »Nein Philip, ich bleibe hier. Lauf, es wird bald hell. Lass dich nicht erwischen.« Philip weinte, als er die engen Fesseln an Theophils Handgelenken durchtrennte, dann steckte er das Messer in seinen Hosenbund und zog sich lautlos zwischen die Bäume in die Dunkelheit zurück.
    Bald schon konnte er Theophils Körper nur noch als dunkle Masse auf dem Waldboden ausmachen. Vorsichtig humpelte er von Baum zu Baum, immer darauf bedacht, nicht in den Lichtkreis eines Feuers zu gelangen. Sein Herz klopfte bis zum Hals, und er zitterte am ganzen Körper.
    Als nur noch die alles verschlingende Schwärze des nächtlichen Waldes vor ihm lag, atmete er zum ersten Mal durch. Leise schlich er weiter, aber der Schmerz in seinem Bein war so stark, dass er nur sehr langsam vorankam. Plötzlich wurden Stimmen laut. Philip drehte sich um und konnte die Männer im Lager aufgeregt hin und her laufen sehen. Ab und zu trug der Wind Wortfetzen zu ihm herüber.
    Sie hatten sein Verschwinden bemerkt! Fackeln wurden angezündet, und die ersten Soldaten schwärmten in den Wald aus. Panisch rannte Philip los. Er lief so schnell er konnte. Einige Male versagte sein Bein, und er fiel der Länge nach hin. Jeder Schritt jagte Schmerzwellen durch seinen ganzen Körper. Als er sich umdrehte, traf ihn plötzlich ein harter Schlag an der Schulter.
    Er strauchelte. In der absoluten Dunkelheit konnte er nichts erkennen, aber dann fühlte er einen Ast.
    Seine Verfolger kamen nun immer näher an ihn heran. Entschlossen packte Philip den Ast und zog sich an ihm hoch. Schnell stieg er immer höher. Die Äste des Baumes waren in gleichmäßigen Abständen aus dem Stamm gewachsen, und so erreichte Philip beinahe mühelos den Baumwipfel. Er kauerte sich an einen der letzten tragenden Äste in eine Astgabel und blieb regungslos sitzen. Unter sich sah er die Männer des Königs im Fackelschein nach ihm suchen.
    Philip hielt den Atem an, bis seine Lungen brannten. Helle Lichtkreise tanzten vor seinen Augen, und er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn. Er klammerte sich an den Ast und hoffte, dass er nicht die Besinnung verlor und aus dem Blätterdach stürzte.
    Über den Baumwipfeln konnte er schon das Grau des neuen Tages erkennen, als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Die Schmerzen in seinem rechten Bein hatten abgenommen. Er verlagerte sein Gewicht und sah prüfend zu Boden. Von den Männern war nichts zu sehen, lediglich einige kleine Lichtpunkte, weiter entfernt, die er als Fackeln ausmachte. Obwohl sein Herz vor Angst wild hämmerte, spürte er eine bleierne Müdigkeit, die sich seiner bemächtigte.

    Im Lager konnte er mehrere Stimmen vernehmen. Befehle wurden gerufen und Pferde gesattelt. Für kurze Zeit hoffte Philip, die Reiter würden ihr Lager abbrechen und weiterziehen. Dann aber erkannte er, dass nur ein paar Pferde gesattelt wurden. Er legte sich bäuchlings auf den Ast, auf dem er saß, um das Treiben besser beobachten zu können.
    Er erkannte die Stelle, an der Theophil am Boden lag. Sein Herz wurde schwer, und schon bald vernebelten Tränen ihm die Sicht. Der Lehrer hatte sich für ihn geopfert, er hatte sich schützend vor ihn gestellt, anstatt zu fliehen. Am meisten bekümmerte es Philip, dass dieses Opfer sinnlos war, denn der Pfeil, der für ihn gedacht gewesen war, hätte ihm nichts anhaben können. Aber war es wirklich so? Was wäre geschehen, wenn der Zauberer und der König sein Elbenhemd gesehen hätten? Hätten sie gewusst, dass es nicht die Arbeit eines Menschen war, die sein Leben schützte?

    Philip erkannte den Zauberer, der in ein hitziges Gespräch verwickelt war. Dessen Gegenüber konnte er nicht sehen, weil ein Baum ihm die Sicht versperrte. Schließlich ließ der Zauberer seinen Gesprächspartner einfach stehen und ging mit großen Schritten auf das Zelt des Königs zu. Die Lichtung konnte Philip von seiner hohen Warte aus sehr gut erkennen. Vor dem Zelt musste der Zauberer warten. Philip spürte förmlich dessen Ungeduld, obwohl der Zauberer scheinbar regungslos dastand. Doch die Art und Weise, wie er auf den Eingang starrte, verriet seine Gereiztheit.
    Nun schwangen die Eingangsklappen weit auf, und der König, gefolgt von fünf seiner Wachen, trat hervor. Dosdravan wich zurück, dabei warf er ungehalten seinen Kopf in den Nacken.
    »… Ergebnisse … tot oder lebend …«

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