Neonazis in Nadelstreifen
»gemeinsame Geschichte und Zukunft unserer europäischen Heimat pflegen«. Unter der persönlichen Schirmherrschaft des NPD -Fraktionschefs Udo Pastörs kam die Stiftung knapp ein Jahr später im August 2008 in Schwerin zusammen. Pastörs hoffte auf »europapolitische Impulse« für die Fraktionsarbeit. Nicht bloß Andreas Molau ist mit der Stiftung eng verwoben. Aus dem Umfeld der NPD kommen auch andere Direktoriumsmitglieder der Stiftung. Die Stiftung hat einen von ihnen, Lutz Dessau, mit einem Forschungsauftrag zur kulturgeschichtlichen und geopolitischen Entwicklung des Ostseeraumes beauftragt. Angestellt ist Dessau bei der NPD -Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern.
Räume für Bildungsarbeit sucht die NPD immer wieder. Udo Voigt, NPD -Bundesvorsitzender, weiß um die Notwendigkeit interner Schulungen. In den 80 er Jahren leitete er selbst ein Nationaldemokratisches Bildungszentrum ( NBZ ) in Norditalien. Heute rühmt sich Voigt, dass Teilnehmer der Schulungen inzwischen alle in führenden Funktionen der NPD seien. Fast schwärmerisch berichtet er in dem Buch »Alles Große steht im Sturm«, dass er Holger Apfel auf einem Lehrgang kennen- und schätzen gelernt habe. »Den Grundlehrgang im NBZ schloß Holger als Lehrgangsbester ab.« Einige Parteimitglieder halten den jetzigen NPD -Fraktionschef in Sachsen für den Ziehsohn des NPD -Bundeschefs. Parteipolitische Bildungsarbeit erachten sie beide als notwendig. Nicht ohne Grund holte Holger Apfel Kader der »Neuen Rechten« in die Fraktion. Im internen Schulungsmaterial für die »Basisgruppenarbeit« betont die Partei, dass mit der »Arbeit« die »Festigung des Zusammenlebens der einzelnen Mitglieder in der Gruppe und ihrer geistigen und seelischen Kampfkraft« vorangetrieben werden soll. Neue Mitglieder, so empfiehlt die Partei, sollten gleich vor Einkaufszentren und auf Sportplätzen angeworben werden.
Die Bildungsarbeit muss nicht immer nur in großen Schulungen ablaufen. Kader wie Andreas Molau und Karl Richter werden von Parteigliederungen für Vorträge eingeladen. »So ein Abend ist schnell organisiert«, sagt Patrick B. »Einen Raum in einer Kneipe und dann den Termin mit dem Referenten vereinbaren. Das war’s.« Der Aussteiger berichtet, dass zu Schulungszwecken auch gern gemeinsam »alte Filme« in der Wohnung eines Kameraden angesehen würden. Regelmäßig bemühen sich NPD und JN bundesweit, Politik mit Schulung zu verbinden. In Hamburg richtet die NPD Treffen mit »Zeitzeugen der Erlebnisgeneration« aus. Die Veteranen der Wehrmacht berichten dann euphorisch von Schlachten und militärischen Heldentaten der Deutschen. Außerdem bieten andere Gruppen Ausflüge zu Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs an, um das deutsche Geschichtsbild zurechtzurücken.
In Niedersachen gibt es auch Seminare mit aktuellen Bezügen und Inhalten. Die Thesen aus der Broschüre »Antikapitalismus von rechts – Nationalen Sozialismus durchsetzen!«, die im Umfeld der JN in Dresden entstanden ist, wurden von der Szene nicht bloß in Sachsen diskutiert. Auch in Sachsen-Anhalt fanden Bildungsabende zu diesem Thema statt. Ihre Aktionen gegen den umstrittenen Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm 2007 flankierte die NPD mit Diskussionsangeboten zur Globalisierung. Texte gegen den G 8 -Gipfel wurden auf Websites für die eigenen Verbände bereitgestellt. Regelmäßig lädt in Thüringen die Partei zu Diskussionen ein – mit dabei auch Olaf Rose und Andreas Molau. In Mecklenburg-Vorpommern erschien die neonazistische Broschüre »Globalisierung – Das Endziel der amerikanischen Eroberer« und das Schulungsmaterial »Privatisierung – Wirtschafts- und Plünderungsstandort Deutschland«. Presserechtlich verantwortlich zeichnete Enrico Harmisch, seit längerem Wahlkreismitarbeiter der NPD in Mecklenburg-Vorpommern.
Schulungen bereitete auch die 23 -jährige Ricarda Riefling, Aktivistin der NPD -Unterorganisation Ring Nationaler Frauen und der Gemeinschaft Deutscher Frauen, in Südniedersachsen vor. Ihre Themen reichen von der NS -Geschichte bis zur Naturheilkunde. Spielerisch trainieren sie unerfahrene Anhängerinnen des Neonazismus und bieten ihnen Argumentationshilfen. Auf den Tisch stellen sie ein Körbchen, in dem sich Zettel mit politischen Begriffen befinden, schilderte Ricarda Riefling den Ablauf. Wer die höchste Zahl gewürfelt hat, darf einen Zettel ziehen, wer die niedrigste gewürfelt hat, muss dann den Begriff erklären. Kurze Vorträge werden so in der Gruppe
Weitere Kostenlose Bücher