Neonazis in Nadelstreifen
Recht zur Verurteilung der Wehrmacht und der Zweite-Weltkriegs-Generation entzieht, entzieht er es ebenso der 68 er-Bewegung. Die »Neue Rechte« macht gerade diese gesellschaftskritische Bewegung verantwortlich dafür, dass vaterländische Werte und Regeln sowie der Familienzusammenhang in Deutschland nachhaltig zerstört worden seien. Andreas Molau ist kein theoretischer Einzelkämpfer. In der einflussreichen rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit«( JF ) warnen deren Autoren immer wieder vor den 68 ern, die mit ihrer Geschichtsaufarbeitung das nationale Selbstwertgefühl und die deutsche Identität beschädigt hätten. Eine selbstbewusste Nation sei so nicht möglich. Auschwitz als Staatsräson, mahnte 2005 der Chefredakteur der »Jungen Freiheit«, Dieter Stein, und kritisierte eine »monströse Anrufung« einer »eindimensionalen geschichtlichen Fixierung«.
1990 , schon während des Studiums, hatte Molau damit begonnen, für Steins neu-rechte Wochenzeitung zu arbeiten. Gut vier Jahre später, 1994 , musste er die JF jedoch verlassen. In der auf ihre demokratische Legitimation bedachten Redaktion waren Texte, die die »Auschwitzlüge« thematisierten, unerwünscht. Eine empfindliche Stelle im Leben des smarten Rechten. Noch heute antwortet Molau auf Nachfragen, dass er über den Holocaust »rein wissenschaftlich« reden möchte. Antisemitismus spielt eine zentrale Rolle im politischen Wirken von Molau, für den der langjährige Waldorflehrer weitere indirekte Ausdrucksmittel findet. Beim Karikaturen-Wettbewerb der regierungsnahen iranischen Zeitung »Hamshahri« reichte er 2006 eine Karikatur ein. In dieser wäscht sich der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert als Pontius Pilatus vor der Kulisse des Holocaust-Mahnmals in Berlin die Hände. Gebückt als Sklavin, gießt Bundeskanzlerin Angelika Merkel Wasser über seine Hände. Im Himmel kreisen Kampfjets in Davidstern-Formation.
Die gesuchte Nähe zu proarabisch-islamischen Projekten ist nicht allein dem Denken geschuldet, dass »der Feind meines Feindes mein Freund ist«. Die Beziehungen reichen tiefer. In einem Interview von 2006 mit dem umstrittenen antiisraelischen Internetportal »Muslim Markt« aus Delmenhorst erklärte Molau: »Den Islam als gewachsene Kultur achte ich.« In Anlehnung an die Kritik der »Konservativen Revolution« an der Moderne führte er weiter aus, dass dort die »postmoderne Auflösung« durch westliche Werte die ureigenen Traditionen noch nicht gänzlich zerstört habe. Gleichzeitig meinte er jedoch, »dass es an einem vernünftigen Dialog zwischen kulturell bewussten Muslimen und deutschen Nationalisten« mangele. Davon profitierten »die wirklichen Islamfeinde« – damit meint er auch Israel und die Juden.
Als fester Redakteur bei der »Deutschen Stimme« bemüht sich Multifunktionär Andreas Molau zudem, über diese Publikation die Partei ideologisch voranzutreiben. Im Januar 2007 musste er seine Pläne für ein eigenes Schulungs- und Veranstaltungszentrum allerdings vorerst begraben. Im Auftrag einer Stiftung internationaler rechter Drahtzieher hatte Molaus Ehefrau Gonda versucht, einen Gutshof in Brandenburg zu erwerben. Den »Hof Johannesberg« in Rauen, südöstlich von Berlin, wollte Andreas Molau angeblich zu einem »Waldorflandschulheim« ausbauen. Der Bund der Freien Waldorfschulen e.V. untersagte die Namensnutzung. Bis zum endgültigen Scheitern des Projektes sprach der Verschmähte denn auch von einem »Bildungswerk für völkisch orientierte Familien«. Kontakte nach Schweden fielen auf. Die Firma, die den Hof erwerben wollte, hat ihren Sitz in Jönköping.
Dort ist die Kontinent Europa Stiftung beheimatet. Der Stiftungsvorsitzende Gert Sudholt ist früher nicht bloß Molaus Arbeitgeber gewesen. Heute sind sie beide im Vorstand der Stiftung. Die Selbstdarstellung der Stiftung klingt nach neu-rechten Europakonzepten, verwoben mit dem üblichen Ethnopluralismus. Ziel sei es, »eine gemeinsame europäische Identität« zu schaffen. Denn »Europa, das ist ein gemeinsamer Gedanke, gleiche Werte und Grundhaltungen« und »lebt aus der Vielgestaltigkeit seiner Völker und Kulturen«, heißt es weiter. Ihr Europa müsste aber »frei von US -Hegemonie, frei von der wirtschaftlichen Ausbeutung durch die Spekulationen der ›Globalisierer‹« sein. In Berlin tagte der Stiftungsvorstand im August 2007 , um weiter zu planen, wie »Wissenschaftler des Kontinents« zusammengeführt werden können, wollen sie doch die
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