Neonazis in Nadelstreifen
US -Folterjustiz vom ›Malmedyprozess‹ bis Abu Ghraib«. Mit Hilfe vermeintlich neuer wissenschaftlicher historischer Erkenntnisse versucht Rose die Geschichte umzuschreiben. Nicht nur die Fraktionsarbeit hat er mit Karl Richter gemein. Sie publizieren beide zudem in dem rechten Organ »Deutsche Geschichte«, das Gert Sudholt verantwortet. Das Zweimonatsmagazin, erklärt das Bundesamt für Verfassungsschutz, »bemüht sich regelmäßig um eine günstige Darstellung der nationalsozialistischen Vergangenheit«. Bei diesem einschlägigen Magazin, mit einer Auflage von etwa 10 000 Exemplaren, arbeitete auch ein anderer »Neu-Rechter«: Andreas Molau. Der Deutsch- und Geschichtslehrer gehörte von 2004 bis 2006 ebenfalls zu den Mitarbeitern der NPD -Fraktion in Sachsen.
»Wenden Sie sich der Literatur zu«, lautete die Empfehlung Armin Mohlers, verstorbener Vordenker der »Neuen Rechten«, an Andreas Molau. Lächelnd erzählt der jetzige Pressesprecher der NPD -Fraktion in Mecklenburg Vorpommern jene Anekdote, nach der ihn Armin Mohler warnte: »Gehen Sie nicht in die Politik!« Der 1968 in Braunschweig geborene Molau entschied sich jedoch für die Literatur und für die Politik: In der heißen Phase des niedersächsischen Landtagswahlkampfes 2008 erschien von dem NPD -Spitzenkandidaten Molau sein literarisches Debüt. In Göttingen hoffte der Vorreiter Verlag, mit dem Autor das Werk im Fünf-Sterne-Romantik-Hotel »Gebhards« vorstellen zu können. Der rechtslastige Verlag gab an, 200 persönliche Einladungen für den 18 .Januar 2008 verschickt zu haben. Ein extremer Rechter sollte zum feingeistigen Literaten stilisiert werden. Doch die Stühle in der feinen Georgia-Augusta-Stube blieben in der Mehrzahl leer. Antifaschistische Proteste im Haus bewegten die Hotelleitung dazu, die Lesung in ihren Räumen sofort zu untersagen. Man habe nicht gewusst, dass es der » NPD -Spitzenkandidat« sei, der sein Erstlingswerk »Die Entdeckung des Alexander Kern« präsentieren wollte.
Sein Verlag, so erklärte Andreas Molau später, hatte die Universitätsstadt auserkoren, weil der Roman hier spiele. Gut zehn NPD -Freunde, unter ihnen der NPD -Kader und »nationale Barde« Jörg Hähnel aus Berlin, waren im Vortragssaal des Hotels anwesend. Molau, als früherer Lehrer an der Waldorfschule Braunschweig, hob sich schon rein äußerlich von seinen Kameraden ab. Mit Brille und Sakko, die teure englische Wachsjacke als Überzug, stand er zwischen einigen jungen Erwachsenen in grobem Hemd und Tischlerhosen. Hier in Göttingen hatte er Germanistik, Geschichte und Politik studiert. Bereits mit 16 Jahren war er den Jungen Nationaldemokraten beigetreten. Nach dem Wehrdienst schloss er sich während des Studiums der rechtslastigen Deutschen Hochschulgilde Trutzburg Jena zu Göttingen an. In der Bundeswehr lernte er, nach eigenen Angaben, bei der Psychologischen Verteidigung »das Handwerkszeug eines Journalisten«. Zum Schreiben war er allerdings schon früher gekommen. »Als 1985 das vierzigste Jubiläum der angeblichen Befreiung gefeiert werden sollte, holte ich mir damals unsere alte Schreibmaschine raus«, berichtete der Vater von zwei Kindern, denn der 8 . Mai 1945 war für ihn kein »Tag der Befreiung, sondern ein Tag der Niederlage«.
Bei dieser Vorgeschichte überrascht das Thema seines späteren literarischen Debüts wenig: die Verbrechen der Wehrmacht und die Taten der Roten Armee. Der Plot geht in etwa so: Im Jahr 1989 stößt der Student Alexander Kern in einem Universitätsprojekt zu den Verbrechen der Wehrmacht im Nationalsozialismus in einem Archiv nicht bloß auf Unterlagen über Mord und Vergewaltigungen durch die Rote Armee, sondern findet auch heraus, dass sein Dozent Theo Wellmann 1968 allein mit Hilfe der Ministeriums für Staatssicherheit der DDR seine Professur erhalten hatte. »Das ist dann endlich der deutsche Roman der zornigen jungen Männer, auf den ich so lange gewartet habe«, gratuliert Armin Mohler dem ihm nahestehenden Autor auf dem Buchrücken. Der Roman muss länger gelegen haben, denn der neu-rechte Vordenker Mohler starb bereits 2003 . »Ich hatte das Buch erst jetzt überarbeiten können«, räumte Andreas Molau ein. Immer wieder tauchen in ihm Anspielungen zur »Konservativen Revolution« auf. Literarisch verpackt, führt der Autor aber auch – ganz der »Neuen Rechten« folgend – einen moralischen Frontalangriff gegen die 68 er-Generation. Indem er der Figur des linken Dozenten das moralische
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