Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
nahm den Satz sofort auf: »Also bitte, dann hol dem Herrn doch eine Pizza und ein Rosinenbrötchen. Wie wär’s mit einer Flasche Wein oder Pralinen?«
    Sie warf ihrem Kollegen nur einen vielsagenden Blick zu, ging zum Wasserhahn und füllte ein Glas mit Leitungswasser. Büscher verstand. Er sollte sich abregen. Aber dazu hatte er überhaupt keine Lust.
    »An deiner Stelle würde ich sofort mit der Sprache rausrücken und uns verraten, wer der Grizzly ist, denn auf euch kommen eine Menge Forderungen zu. Allein der Sachschaden wird dich mehrere Jahresgehälter kosten. Das verteilt sich dann gleich auf drei Leute, verstehst du?«
    »Ich hab doch gar nichts gemacht!«
    Büscher hatte Zucker von seinem Vanillehörnchen am Mund, wischte sich mit dem Handrücken Zuckerreste von den Lippen und betrachtete seine klebrigen Finger. »Nein. Die Autos sind ganz von alleine kaputtgegangen, und irgendwie muss sich dann aus dem Schrotgewehr ein Schuss gelöst haben, und der traf zufällig die Scheiben. Und mit dem Baseballschläger und dem Vorschlaghammer wolltet ihr bestimmt nur Mücken auf dem Wagen kaputtschlagen, oder?«
    »Ich war doch gar nicht dabei!«
    »Oh, zufällig können sich eine Menge Leute an Mickymaus erinnern. Ich hätte einfach ein anderes Kostüm gewählt, weißt du. Mickymaus und ein Grizzlybär, das behalten viele Leute in Erinnerung. Ich wäre einfach so gegangen, wie du aussiehst. Nämlich als Versager. Da guckt doch kaum einer hin. Da fällt den Leuten dann nichts ein. Die sagen: Ich hab so ’nen schmierigen Typen gesehen, der sah aus wie so ein magersüchtiger Eckensteher .«
    Birte Schiller stieß ihren Kollegen an. »Es reicht!«.
    »Ich will den Namen von dem Grizzlybären! Oder ich polier dir die Fresse.«
    Mit einem Sprung stand Birte Schiller zwischen Lothar Senfbauer und Kommissar Büscher. Sie knüppelte ihren Kollegen geradezu mit Blicken nieder, und mit zusammengepressten Zähnen zischte sie: »Hier wird niemand verprügelt.«
    Sofort veränderte sich Büschers Körperhaltung. Er nahm einen jovialen Ton an, als sei alles nur ein Scherz gewesen.
    »Na ja, es wäre ja im Grunde so etwas wie Notwehr. Ich meine, immerhin hat der angefangen und mir eins verpasst. Wenn ich da gleich zurückgehauen hätte, dann wäre alles in Ordnung, und ich war als kleiner Junge schon immer etwas zeitverzögert. Ich hab immer ein bisschen länger gebraucht, steht sogar in meinen Grundschulzeugnissen.«
    »Ich hab mein Mickymauskostüm dem Yannick geliehen.«
    »Yannick. Na ja, das ist ja besser als der große Unbekannte. Wie heißt Yannick mit Nachnamen, oder ist das wieder nur so ein Kampfname, Straßenname oder wie ihr das nennt?«
    »Wenn der erfährt, dass ich ihn verraten habe, dann … Sie schreiben das doch jetzt nicht auf oder was? Ich werde auf keinen Fall ein Protokoll unterzeichnen! Die machen mich fertig! Ich reise ständig mit denen herum! Die sind wie meine Familie. – Ach was, Familie! Meine Familie hat sich nie um mich gekümmert. Ich habe keine richtige Familie. Das ist meine Familie! Und ich hab jetzt einen von denen verraten! Die stoßen mich aus, die machen mich fertig. Herr Kommissar, ich bitte Sie …«
    Birte Schiller schob Büscher zur Seite. »Das heißt, Sie kennen alle Leute genau, und Sie wissen Bescheid.«
    »Ja«, nickte Senfbauer und suchte eigentlich Blickkontakt, aber sie konnte das Elend nicht lange aushalten. Dann richtete sie ihren Blick auf das Urlaubsfoto, hinter dem leicht milchigen Glasrahmen. Eine Aufnahme, die sie selbst in Norddeich gemacht hatte. Möwen im Watt. Im Hintergrund die Inseln Juist und Norderney. Für einen Moment wünschte sie sich zurück in den Strandkorb.
    Büscher wischte sich seine Zuckerfinger am Hosenbein ab, dann klopfte er darauf herum, um die weißen Flecken zu entfernen.
    »Worum«, fragte Birte Schiller, »geht es Ihrer Meinung nach überhaupt, Herr Senfbauer?«
    Verständnislos sah er sie groß an. Deshalb erklärte sie sich: »Na bitte, es sind zwei Menschen auf grausame Weise ums Leben gekommen. Und Herr Hauser reagiert so, als sei dies ein gezielter Schlag gegen ihn, und er weiß auch genau, wer den Schlag ausgeführt hat. Und ich frage Sie jetzt, warum?«
    Lothar Senfbauer nahm einen Schluck Wasser. Er wirkte dabei wie jemand, der eine eklige, aber lebensrettende Medizin trinken muss.
    »Na, um Geld geht’s und vermutlich um Drogen. Worum denn sonst?«, sagte Büscher. »Ist es eine Drogennummer oder eine Schutzgelderpressung?«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher