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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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pinkfarbene, fingernagelgroße Teil.
    Er beeilte sich, kam aber nicht gut mit dem Computersystem klar. Er kam sich vor wie ein Idiot, der zum ersten Mal versuchte, Daten zu übertragen. Er registrierte, dass sogar seine Finger zitterten.
    Die Stimme der Mutter ertönte noch einmal, diesmal begleitet von einem Klopfen. Sie schlug mit einer Gehhilfe auf den Boden oder gegen die Wand. Es klang wie eine letzte Warnung.
    »Kann ich den Computer nicht einfach mitnehmen?«, fragte Leon nervös.
    Er drehte sich um, um Tanja anzuschauen. Dabei stießen ihre Knie gegeneinander.
    »Wie, mitnehmen? Im Sinne von mitnehmen?«
    Er nickte nur und spürte, dass sie aus bloßer Verunsicherung heraus solch blödsinnigen Fragen stellte.
    »Ich weiß nicht, wie meine Mutter darauf reagiert …«
    »Sie muss es ja nicht merken.«
    »Sie merkt es sogar, wenn hier eine kleine Spinne versucht, unterm Sofa ein Netz zu weben. Dieser Raum ist ihr Heiligtum.« Mit belegter Stimme fuhr sie fort: »Wenn sie sich früher so viel um Bonnie gekümmert hätte wie heute um dieses Zimmer, wäre das alles vielleicht nie …«
    Sie schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
    Wieder war die keifende Stimme zu hören, ohne dass die Mutter sichtbar wurde. »Der soll nicht in ihren Sachen rumwühlen! Ist der von der Polizei?«
    »Nein, das ist nur ein Freund von uns!«, rief Tanja.
    »Weißt du überhaupt, wie spät es ist? Ich dulde hier keinen Männerbesuch über Nacht. Wir sehen ja, was dabei rauskommt!«
    Tanja brüllte zurück: »Verdammt nochmal, Mama! Bonnie hatte nie Männerbesuch über Nacht!«
    »Trotzdem!«, regte sich die Mutter weiter auf. »Man weiß ja nie!«
    Tanja zuckte mit den Schultern und forderte Leon gestisch auf zu gehen.

64
    Kommissar Büscher reckte und streckte sich auf seinem Stuhl so sehr, dass ein Knopf von seinem Hemd absprang.
    Er platzt fast vor Stolz, dachte seine Kollegin Birte Schiller und verkniff sich ein Grinsen. Sie war hundemüde und hätte sich am liebsten direkt ins Bett gehauen, aber gleichzeitig wusste sie, das sie noch viel zu viel Adrenalin in Blut hatte, um jetzt einschlafen zu können. Es gab für sie ein paar Möglichkeiten runterzukommen. Yoga war eine davon. Ein Pfefferminztee und ein Liebesroman eine zweite. Der dritte Weg schien ihr wenig erstrebenswert, doch Büscher schlug ihn vor:
    »Jetzt sollten wir zwei, Löckchen, uns noch einen guten Drink genehmigen. Ich geb’ einen aus. Das macht den Tag erst rund.«
    So, wie er sie anstrahlte, schaffte sie es nicht, nein zu sagen, obwohl er sie wieder Löckchen genannt hatte und genau wusste, dass sie diesen Spitznamen hasste.
    Sie gingen in die Parkhotel-Bar. Es gefiel Birte Schiller, dass die Bar nicht so ein düsterer Ort war, sondern in hellen Farben gehalten. Für eine Bar ungewöhnlich ausgeleuchtet.
    Büscher war richtig aufgekratzt und gut gelaunt. Er wollte auf große Welt machen und betonte, dass dies eigentlich die Bar für Whiskykenner sei, mit der größten Whiskykarte Norddeutschlands. Aber er bestellte sich dann doch lieber einen Tequila Sunrise.
    Um mitzuhalten, sah sie sich die Cocktailkarte lange an. Aber den Cocktail, dessen Beschreibung sie am meisten ansprach und den sie am liebsten getrunken hätte, bestellte sie sich nicht. Es war ihr unangenehm, in Büschers Beisein bei dem jungen Kellner einen Sex on the Beach zu bestellen. Da nahm sie dann lieber einen Planters Punch.
    Dann betrat jemand den Laden, der Büschers Laune sofort auf den Tiefpunkt sausen ließ. Ein Mann um die vierzig, schlank, sportlich, durchtrainiert, markantes Gesicht, mit einer Frisur, wie sie bei Fünfzehnjährigen gerade sehr modern war, strahlend weiße Zähne. Eine Spur zu laut lachend, nahm er an der Theke Platz und sorgte mit raumgreifenden Gesten dafür, dass auch jeder seine Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
    Was ist? Was stimmt mit dem Typen nicht?, wollte Schiller fragen, doch Büscher beantwortete ihre Frage, bevor sie sie gestellt hatte.
    »Ich hab diesen Fatzke schon dreimal verhaftet und musste ihn jedes Mal wieder laufenlassen.«
    »Weil er unschuldig war?«
    »Nein, weil seine Anwälte besser waren als unser Staatsanwalt.«
    »Das muss vor meiner Zeit gewesen sein«, sagte Birte Schiller und nippte an ihrem Drink, was ihr schwerfiel, weil so viele Fähnchen und Schirmchen drinsteckten. Sie musste aufpassen, sich damit nicht die Brille von der Nase zu stoßen und dann ins Auge zu piksen.
    »Mord?«, fragte sie.
    »Nein. Dafür ist sich der Herr zu fein. Er

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