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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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lief ich den von Bäumen beschatteten Weg hinunter auf das Gebäude zu. Meine Sandalen klapperten auf den Fliesen, mein durchgeschwitztes, nicht zugeknöpftes Hemd hing mir über die Hose. Ich mußte schlucken und einen Moment lang ruhig atmen, ehe ich die Dame am Empfang fragen konnte, in welchem Zimmer Jimmie lag. Als ich mich umdrehte, sah ich Captain Guidry hinter mir stehen.
    »Er ist im fünften Stock und erholt sich grade von der Operation, Dave. Sie haben die Kugeln rausgeholt«, sagte er.
    »Und wie stehen seine Chancen?«
    »Besser als vorhin, als wir miteinander gesprochen haben. Kommen Sie, wir gehen zum Fahrstuhl.«
    »Wie ist es passiert?«
    »Ich werd Ihnen alles erzählen, was wir wissen. Aber beruhigen Sie sich erst mal. Die Ärzte, die sich um ihn kümmern, sind ausgezeichnet. Wir werden die Sache diesmal schon durchstehen.«
    »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich, und eine Krankenschwester schob einen Rollstuhl heraus, in dem eine hübsche Frau in einem rosa Morgenmantel saß. Sie lächelte und hielt einen großen Strauß Blumen auf dem Schoß. Wir betraten die Fahrstuhlkabine, und die Tür schloß sich hinter uns.
    »Er ist zum Café du Monde runter, um sich ein paar beignets zu holen, und ging anschließend in die öffentliche Bedürfnisanstalt nebenan. Ich meine die Toiletten unten am Flußufer. Ein schwarzer Junge, der grade an einem der Wandbecken stand und pinkelte, sagte uns, daß Jimmie in eine der Kabinen ging und die Tür hinter sich zumachte. Eine Minute später kam ein Typ rein, trat mit dem Fuß die Tür auf und feuerte zweimal aus nächster Nähe. Der Junge sagt, die Waffe hätte so einen merkwürdigen Aufsatz auf dem Lauf gehabt und hätte ein merkwürdiges, spuckendes Geräusch gemacht. Klingt alles nach einem professionellen Hit.«
    »Wie sah der Typ aus?«
    »Der Junge war natürlich zu Tode erschrocken. Er steht immer noch unter Schock. Wir haben ihn mitgenommen, damit er sich mal unser Verbrecheralbum ansieht, aber erwarten Sie sich nicht zu viel.«
    Ich ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Der Fahrstuhl war unheimlich langsam und hielt mehrmals auf einem Stockwerk, obwohl niemand auf ihn wartete.
    »Vielleicht ist das nicht grade der richtige Moment, um Ihnen das zu sagen, aber es gibt einige Leute bei uns, die langsam anfangen, Ihrer Geschichte etwas mehr Glauben zu schenken«, sagte der Captain.
    »Wie kommt das plötzlich?«
    »Vielleicht hatten die’s auf Sie abgesehen, nicht auf ihn. Immerhin sieht Jimmie aus wie Ihr Zwillingsbruder. Es mag nochandere Erklärungen geben, aber unsere hiesigen Talente halten sich eher an Schrotflinten und Autobomben.«
    »Ein verdammt schlechter Trost, daß man mir jetzt plötzlich glaubt, und zwar nur, weil auf meinen Bruder geschossen wurde.«
    »Das sind auch nur Menschen. Urteilen Sie nicht so hart.«
    »So weit geht meine Nachsicht nun auch nicht. Jimmie ist alles, was ich an Familie habe.«
    »Ich kann’s Ihnen nicht einmal verdenken. Aber vielleicht beruhigt es Sie ein wenig, daß wir überall auf dem Stockwerk Uniformierte verteilt haben. Hier oben wird niemand mehr an ihn rankommen.«
    »Wenn er nicht durchkommt, könnten Sie mich vielleicht wieder verhaften, Captain.«
    »Ich kann’s nicht ausstehen, wenn Sie so reden, Dave. Ich mach mir wirklich ernste Sorgen um Sie«, sagte er.
    Jimmie blieb noch weitere drei Stunden im Erholungszimmer, ehe man ihn auf einem Rollbett in die Intensivstation brachte. Ich wollte zu ihm hinein, aber der Chirurg ließ mich nicht. Er sagte mir, die beiden Schüsse hätten Jimmies Kopf aus schrägem Winkel getroffen, und das sei der einzige Umstand, der ihm das Leben gerettet habe. Der eine war vom Schädel abgeprallt und hatte die Haut am Hinterkopf durchschlagen, der zweite jedoch hatte den Schädelknochen zertrümmert und Blei sowie Knochensplitter im Gehirn hinterlassen. Die Hauptsorge des Chirurgen war, daß er eine Lähmung und einen möglichen Sehverlust auf einem Auge davontragen könnte.
    Captain Guidry war bereits wieder ins Büro zurückgefahren, und so verbrachte ich den Rest des Nachmittags allein im Warteraum. Ich las in den ausliegenden Zeitschriften, trank endlos Tassen schlechten Kaffees aus dem Automaten und sah zu, wie draußen vor dem Fenster die Dämmerung hereinbrach und die Schatten der Eichen auf die mit Ziegelsteinen gepflasterte Straße fielen. Um acht Uhr ging ich nach unten und aß in der Cafeteria ein Sandwich. Ich hätte

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