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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Dank.«
    »Möchten Sie vielleicht was anderes?« Er warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Nein, danke.«
    »Guter Junge. Was macht Jimmie – immer noch auf dem Weg der Besserung?«
    »Sein Zustand ist unverändert.«
    »Ja, ich war gegen Mittag kurz bei ihm. Er wird schon durchkommen, Dave. Wenn sie den ersten Tag glücklich überleben, werden sie in der Regel auch wieder ganz gesund. Es ist fast so, als ob irgendwas in ihrem Innern plötzlich eine Art zweiten Wind kriegt.«
    »Ich stecke ernstlich in Schwierigkeiten. Ich hatte vor, die Sache einfach auszusitzen, und dann bin ich zu dem Schluß gekommen, es wäre vielleicht besser, wenn ich die Stadt verlasse.«
    Er streckte im Sitzen den Arm aus und schaltete den Fernseher ab.
    »Schließlich hab ich mich entschieden, den Tatsachen ins Auge zu sehen, ehe alles noch schlimmer wird – wenn das überhaupt möglich ist«, sagte ich.
    »Worum geht’s?«
    »Ich war gestern in Biloxi und mußte Philip Murphy töten.«
    Ich sah, wie sich seine Kiefernmuskeln anspannten und seine Augen wütend aufleuchteten.
    »Ich wollte ihn reinbringen«, sagte ich. »Das ist die Wahrheit, Captain. Ich hab ihm erlaubt, ins Badezimmer zu gehen und zu pinkeln, und er hatte eine Walther im Wassertank der Toilette versteckt. Er hat das Spiel so angesagt.«
    »Nein, Sie haben das Spiel so angesagt, und zwar in dem Moment, als Sie anfingen, eigenmächtig zu handeln, als Sie sich weigerten, die Tatsache zu akzeptieren, daß Sie suspendiert sind, als Sie sich in einem anderen Staat wie ein Vigilant aufführten. Ich habe Sie neulich im Krankenhaus um ein bißchen Geduld gebeten, ein wenig Vertrauen. Ich schätze, meine Worte waren verschwendet.«
    »Ich respektiere Sie, Captain, aber wieviel Vertrauen hat man mir denn entgegengebracht?«
    »Überlegen Sie sich mal, was Sie da sagen. Wollen Sie vor Gericht eine solche Aussage machen?«
    Ich spürte, daß mein Gesicht rot anlief, und mußte den Blick abwenden.
    »Sie haben mir aber noch nicht alles gesagt, hab ich recht?« fragte er.
    »Nein.«
    »Sie haben den Tatort verlassen und den Vorfall nicht gemeldet?«
    »Ja.«
    »Was noch?«
    »Ich glaube, Purcel hat Bobby Joe Starkweather getötet.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Vielleicht ist er ganz einfach eines Morgens im Sprengel St. Charles rumgefahren und zu dem Entschluß gekommen, irgendeinen Redneck umzupusten.«
    »Es gibt eine Zeugin. Ich hab ihren Namen und die Adresse, wo sie arbeitet.«
    »Und Sie haben sich bisher nicht die Mühe gemacht, jemand ein Wort drüber zu sagen?«
    »Sie ist ’ne Fixerin und Nutte, Captain. Ihr Gehirn ist so weich wie Eiskrem von gestern. Außerdem war ich mir nicht sicher, was aus ihr wird, wenn man sie als Belastungszeugin einsperrt.«
    »Fällt mir ein bißchen schwer, das alles zu verdauen, Dave. Ich sag’s Ihnen nur sehr ungern, aber das mit Purcel klingt mir nach Flasche. Seine persönlichen Probleme mögen ihm zwar seine Karriere bei der Polizei versauen, aber er ist kein Killer, verdammt noch mal.«
    Ich fühlte mich müde und leer. Alle meine Karten waren ausgereizt, und das ohne jeden Nutzen. Der Captain war ein guter Mann. Eigentlich wußte ich gar nicht, was ich von ihm erwartet hatte. Dadurch, daß ich mit meinen seltsamen Geschichten zu ihm gekommen war, hatte ich ihm noch weniger Alternativen gelassen, als ich selbst hatte.
    »Geben Sie mir die Adresse«, sagte der Captain. »Ich ruf mal bei der Polizei in Biloxi an. Und dann gehen wir zum Revier rüber. Ich glaube, es wäre gut, wenn Sie sich einen Anwalt besorgen.«
    Er führte sein Ferngespräch, und ich hörte mit finsterem Blick zu, wie er mit jemandem im dortigen Morddezernat sprach. Ich kam mir vor wie ein Kind, dessen Fehlverhalten nun das Eingreifen von Autoritätspersonen erforderte. Der Captain beendete das Gespräch und legte auf.
    »Sie schicken einen Wagen raus und rufen mich dann wieder an«, sagte er.
    Ich saß eine Weile schweigend da. Dann fragte ich: »Hat dieser Schwarze in der Fotokartei irgendwas gefunden?«
    »Nein, er hatte viel zuviel Angst, der arme Kerl. Wir haben außerdem rausgefunden, daß er ein bißchen zurückgeblieben ist. Sie glauben nicht, daß Murphy der Schütze war?«
    »Nein.«
    Der Captain blies den Atem durch die Nase aus. Seine Finger beschrieben ein Muster auf der Armlehne des Sofas, während wir in dem düsteren Raum saßen und warteten.
    »Captain, wissen Sie etwas davon, daß Didi Gee unter Anklage gestellt werden

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