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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hatte. In den Fensteröffnungen hingen Töpfe mit vertrocknetem braunen Farn und verschrumpeltem Spinnenwurz, und die Teppiche, die er über den Betonboden gelegt hatte, wirkten wie alte, völlig verwaschene bunte Handtücher. In der Mitte der Veranda hatte er einen Spieltisch aufgestellt, auf dem eine Zange, mehrere Garnrollen, verschiedene Vogelfedern und ein Haufen winziger Angelhaken lagen. In einem Haltegestell klemmte eine zerrupft aussehende, nicht ganz fertige künstliche Fliege.
    Er ließ sich in einen Segeltuchstuhl fallen und nahm ein neues Bier aus der mit Eis gefüllten Kühlbox.
    »Ich nehme zwei Wochen Urlaub, und dann fahren wir nach Colorado«, sagte er. »Lois will ihren Buddhistenpriester besuchen und ihn hoffentlich ein für allemal loswerden, und dann ziehen wir uns an den Gunnison River zurück und angeln, wandern, schlafen im Zelt und so – mal so richtig gesund leben. Ich kann mir das Rauchen abgewöhnen, ein bißchen abnehmen und vielleicht auch meinen Alkoholkonsum ein bißchen einschränken. Es ist einfach ’ne gute Gelegenheit für uns beide, einen neuen Anfang zu machen. Ich freu mich richtig drauf.«
    »Ich hab deine Neunmillimeter.«
    »Was?«
    »Ich bin dir zum Busbahnhof gefolgt.«
    Er versuchte, seinem angespannten Gesicht ein faltiges Lächeln abzuringen.
    »Wovon reden wir eigentlich?« fragte er.
    »Ich bin dir heut morgen gefolgt, und heut nachmittag wieder.
    Dann hab ich Bobo Getz gebeten, mir dein Schließfach zu öffnen. Du erinnerst dich doch an Bobo. Er hat früher den Nutten im Ramada immer die Zimmerschlüssel abgekauft.«
    Sein Gesicht erstarrte. Er senkte die Augen und spielte mit einer Zigarette, die er in schneller Folge halb aus der Packung zog und wieder hineinschob.
    »Was willst du mir eigentlich antun, Dave?« fragte er.
    »Niemand hat dir irgendwas angetan. Du hast dich ganz allein in den Schlamassel reingeritten.«
    »Na gut, ich schäme mich, daß ich meine Waffe in ’nem Schließfach im Busbahnhof aufbewahre. Aber dies hier ist kein Zuhause, sondern ein gottverdammtes Irrenhaus. Wer zum Teufel gibt dir das Recht, dich als mein Richter aufzuspielen?«
    »Spar dir die Nummer für jemand anders. Die Ballistiker werden rausfinden, daß deine Waffe zu der Kugel paßt, die in Bobby Joe Starkweather steckte. Du hättest das Ding irgendwo verlieren sollen.«
    »Ach ja? Vielleicht hab ich nicht damit gerechnet, daß mein Partner sie mir auf so hinterhältige Weise abknöpft.« Er nahm die Zigarette aus dem Päckchen, zündete sie mit einem Zippo an, das er anschließend mit lautem Geräusch auf die Tischplatte warf, und rieb sich mit der Hand das Gesicht, während er den Rauch ausstieß. »Du willst mich also in die Mangel nehmen?«
    »Warum hast du es getan?«
    »Zehntausend Eier.«
    Ich sagte nichts. Ich sah auf seine großen Hände, in denen die Zigarette so winzig wirkte, und dann auf sein narbiges, aufgedunsenes Gesicht und fragte mich, was aus dem immer gutgelaunten und intelligenten Mann geworden war, mit dem ich früher zusammengearbeitet hatte.
    »Komm schon, der Kerl war Abfall, das weißt du auch«, sagte er. »Meine Bank hat sich geweigert, mir einen neuen Kredit zu geben, ich zahl immer noch Alimente an meine erste Frau, ich bin noch ’nen Haufen Raten schuldig, und außerdem mußte ich jede Woche fünfzig Dollar an einen dieser Kredithaie blechen. Ich hätte das schon irgendwie hingekriegt, aber dann kamen noch die Komplikationen mit diesem Mädchen dazu. Sie sagt, sie war schon ’nen Monat drüber, und hat mir’nen Riesen dafür abgenommen, daß sie verschwunden ist, ohne Lois alles zu petzen. Das hätte gelangt, um sie ins Krankenhaus zu bringen.«
    »Wer hat dich bezahlt, Clete?«
    »Murphy.«
    »Warum wollte er ihn umlegen lassen? Und warum wollte er, daß ein Cop die Sache erledigt?«
    »Was macht das für ’nen Unterschied?«
    »Du wirst es früher oder später jemand erklären müssen.«
    »Er hat gesagt, der Typ ist ein Arschloch, er hat ihn nicht mehr unter Kontrolle oder so.«
    »Murphy hatte es doch nicht nötig, einen Cop dafür zu bezahlen, daß er jemand umlegt.«
    Er runzelte die Stirn und wischte sich einen Tabakkrümel aus dem Mundwinkel.
    »Warum sagst du, ›hatte‹?«
    »Er ist nicht mehr im Spiel.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich die Erkenntnis bis zu seinen Augen vorgearbeitet hatte.
    »Mann, du machst keinen Scheiß, was?« sagte er dann.
    »Komm schon, Clete. Warum mußte es ein Cop sein?«
    Er zögerte einen Augenblick,

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