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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und ich sah, wie die Hitze in sein Gesicht zurückkehrte.
    »Er sagte, er arbeitet für jemand – für den General, nehme ich an, wie hieß er doch gleich? Der Kerl, in dessen Haus man dich festgenommen hat. Er sagte, dieser Typ hätte was dagegen, seine eigenen Leute fertigzumachen. Wahrscheinlich ist das Blödsinn. Die sind sowieso alle bloß Dreck.«
    »Also hast du Murphy schon vorher gekannt?«
    »Nein, aber er hat mich gekannt. Jedenfalls wußte er, daß ich bei ’nem Kredithai in der Kreide bin.« Er nahm einen Schluck Bier, zog an seiner Zigarette, betrachtete eine Weile seine Hände und hob dann wieder den Blick.
    »Und wohin gehen wir von hier aus, Partner?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist ein Stück Scheiße wie dieser Starkweather wirklich so wichtig?«
    »Es ist nicht bloß deswegen, daß du einen Mann für Geld umgelegthast. Du hättest ihn und Murphy aus dem Verkehr ziehen können. Du hättest mir aus der Patsche helfen können.«
    »Ganz so seh ich die Sache nicht. Aber ich schätze, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Gibst du mir meine Waffe zurück?«
    »Ich hab sie gar nicht.«
    »Was?«
    »Ich habe einfach geraten, daß du sie in dem Schließfach deponiert und bei Bedarf wieder rausgeholt hast.«
    Er schüttelte den Kopf und stieß die Luft aus den Lungen, als hätte ich ihm einen Tritt in den Magen verpaßt.«
    »Verdammt, du bist echt gerissen, Streak.« Er fing an, mit dem Fingernagel nach der künstlichen Fliege zu schnippen, die in der Halterung steckte. »Und was meinst du, was ich jetzt machen soll?«
    »Ist mir völlig wurscht, was du machst«, sagte ich. »Hau ab aus der Stadt. Geh nach Colorado. Mach mit Lois einen Zen-Kurs. Ich weiß bloß eins – nenn mich nie wieder ›Partner‹.«

12
    Jimmies Operation war für den nächsten Morgen um acht Uhr angesetzt, und es war beinahe Mittag, als man ihn wieder ins Erholungszimmer brachte. Der Doktor fand mich im Warteraum und setzte sich noch in seinem grünen OP-Kittel neben mich auf das Ledersofa. Trotz seiner relativ jungen Jahre hatte er bereits einen Kahlkopf, und sein Akzent verriet mir, daß er aus West-Texas stammte. Seine Finger sahen aus, als könnten sie ohne weiteres einen Basketball umspannen.
    »Ich würde das, was wir gemacht haben, als ›Aufräumen und Staubwischen‹ bezeichnen«, sagte er. »Es gab da ein oder zwei schwierige Stellen, aber ansonsten war das meiste nur an der Oberfläche. Insgesamt betrachtet, würde ich sagen, sieht alles ausgesprochen gut aus. Ich mache mir immer noch ein bißchen Sorgen wegen des Auges, aber ich bin mir zumindest sicher, daß wir keine Lähmungserscheinungen zu befürchten haben. Ich hoffe, das sind wenigstens gute Nachrichten für Sie heute morgen.«
    »Das kann man wohl sagen, Doktor.«
    »Was nun das Weitere betrifft – allgemeine Rekonvaleszenz, Nachwirkungen, psychologisches Trauma und so fort –, so können wir Ihnen wirklich noch nicht viel sagen. Das Gehirn birgt für uns immer noch viele Rätsel. Ich habe Fälle erlebt, wo ich jemandem den Schädel öffnen und sozusagen mit dem Eislöffel rein mußte, und irgendwie schienen die anderen Bereiche des Gehirns die Ausfälle zu kompensieren, und der Patient konnte ein relativ normales Leben führen. Auf der anderen Seite habe ich auch schon einfache Brüche erlebt, die einem Mann so starke Kopfschmerzen verursachten, daß er fast zum Selbstmord getrieben wurde. Es ist wie bei einem Schachtelmännchen. Manchmal weiß man einfach nicht, was einen da anspringen wird, wenn man den Deckel aufmacht. Jedenfalls haben wir einen großartigen Augenspezialisten hier und sehr gute Therapeuten, und ich bin sicher, daß es Ihrem Bruder mit jedem Tag bessergehen wird. Verstehen Sie, was ich meine?
    Mit anderen Worten, es geht wieder bergauf, und das ist schließlich das Entscheidende.«
    Wir schüttelten uns die Hände, und dann ging ich in den Geschenkladen hinunter und ließ Jimmie einen großen Strauß frischer Blumen aufs Zimmer schicken. Dann entdeckte ich eine große, rote Languste aus Plastik in einer der Vitrinen und bat die Verkäuferin, sie für mich mit einer Schleife an der Vase zu befestigen.
    Im Archiv der Picayune machte ich mich noch einmal über die alten Materialien her. Wieder einmal versetzen mich die Fotografien und die Nachrichten zurück auf die andere Seite des Ozeans, zurück in eine Zeit, die immer die meine sein würde, ob ich es wollte oder nicht. Als ich auf die Bilder der Soldaten starrte, die ihre

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