Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Tasche.
»Ich werde Ihnen ein paar Dinge erzählen, aber zuvor ist da noch was, worauf ich von Ihnen ein Ehrenwort haben möchte«, sagte er.
»Diese Dinge bedeuten mir schon lang nichts mehr, Captain. Ich meine das durchaus nicht zynisch. Angesichts dessen, was ich hinter mir habe, fällt es mir einfach schwer, weiter an persönliche Ehre zu glauben.«
»Das liegt bloß daran, daß Sie sich eingeredet haben, Sie wären einer der größten Sünder, die es auf unserer Welt gibt. Ich will Ihnen mal was sagen. Wahre Ehre bedeutet, daß Sie immer noch intakt sind und funktionieren, auch wenn man Ihre Seele durch ’ne Kanone geschossen hat.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Das Versprechen, daß Sie nicht versuchen, Didi Gee umzulegen.«
»Das hatte ich nicht vor.«
»Sie hatten auch das nicht vor, was drüben in Biloxi passiert ist, als Sie dort hinfuhren, aber es ist trotzdem passiert, nicht wahr?«
»Ich habe im Dienst vier Menschen getötet, und ich werde Ihnen nicht verraten, was ich in Vietnam alles getan habe, abgesehendavon, daß mir die Sache zum Hals raushängt. Es wird immer jemand geben, der uns einzureden versucht, daß wir die anderen umlegen müssen, bloß dieses eine Mal noch, damit die Welt lebenswerter wird. Wenn Didi Gee mir keine Wahl läßt, ist das was anderes. Aber was mich betrifft, so hab ich die Nase voll vom Ramba-Zamba, Captain.«
Er hantierte eine Weile mit seiner Pfeife, dann steckte er sie wieder in seinen Tabaksbeutel und legte diesen auf den Tisch.
»Ich habe einen Anruf von der Polizei in Fort Lauderdale bekommen«, sagte er. »Die sind alle sehr bemüht, ihre örtlichen Ganoven im Griff zu behalten, aber einer hat sich offenbar losgerissen und für ein paar Tage die Stadt verlassen. Sie glauben, er könnte sich vielleicht hier bei uns rumtreiben.«
»Und wer ist das?«
»Ein bezahlter Killer, der für das Syndikat in New Jersey und in Süd-Florida arbeitet. Sie haben mir ein Foto des Mannes übermittelt, und ich habe es dem schwarzen Jungen zusammen mit fünf anderen gezeigt. Er sagt, das ist unser Mann.«
»Und wo ist dieser Kerl jetzt?«
»Unten am Strand beim Hummeressen, aber wir werden ihm den Spaß verderben. Wir werden aufgrund der Tatsache, daß der Junge ihn identifiziert hat, einen Haftbefehl ausstellen, die werden ihn für uns hopsnehmen, und dann lassen wir ihn nach New Orleans zurückbringen. Bis dahin ist vielleicht Jimmie in der Lage, ihn ebenfalls zu identifizieren. Wichtig ist bloß, daß wir diesen Kerl nicht mehr aus den Klauen lassen, wenn wir ihn mal haben.«
»Dann sollten Sie lieber eine verdammt hohe Kaution festsetzen lassen.«
»Das werde ich. Abgesehen davon lassen wir auf der Straße verbreiten, daß dieser Bursche auf der Durchreise ist und ein großes Risiko darstellt. Eines sollten Sie aber nicht vergessen, Dave. Wir brauchen Jimmie, wenn wir den Sack zubinden wollen. Ich glaube nicht, daß der Junge allein reicht.«
»Und was ist mit Didi Gee?«
»Das machen wir ganz langsam, Schritt für Schritt. Sollte uns nicht schwerfallen, ein Motiv nachzuweisen – der Staatsanwalt wollte Jimmie unter Anklage stellen und ihn als Zeuge gegenDidi Gee aussagen lassen. Ich würde sagen, es hängt alles davon ab, wie lange unser Profikiller in Angola Zuckerrohr schneiden möchte. Fort Lauderdale meint, er war noch nie im Knast. Die Aussicht auf ein dreißigjähriges Gastspiel im Strafvollzug von Louisiana könnte sich vielleicht förderlich auf seine Bereitschaft zur Kooperation auswirken.«
»Sie sollten auf keinen Fall Purcel auf ihn ansetzen.«
»Purcel ist mein Problem. Machen Sie sich seinetwegen keine Gedanken.«
»Er hat Zehntausend kassiert für die Sache mit Starkweather, und er wird wieder Geld nehmen. Das war kein einmaliger Ausrutscher. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie ja seine Neunmillimeter von den Ballistikern untersuchen lassen. Aber ich wette mit Ihnen, daß er vorher einen Einbruch in sein Haus melden wird. Vielleicht können Sie die Waffe durch einen Vergleich mit den Kugeln aus der Schießerei mit Segura identifizieren, wenn das was bringt.«
»Ich hoffe, Sie kriegen eines Tages meinen Job, Dave. Dann sind Sie für alles verantwortlich, was im Ersten Revier nicht stimmt. Darauf freue ich mich schon heute.«
»Ich wollte nur offen zu Ihnen sein.«
»Natürlich, aber Sie könnten ein bißchen mehr Vertrauen in mich haben. Schließlich war ich es, der Sie von Anfang an gewarnt hat, sich in die Nesseln zu setzen, um Purcels
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