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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wenn ich das ein bißchen leiser stelle?«
    »Tut mir leid, aber es muß sein. Sie können ja auf mich schießen, wenn Sie wollen.«
    Damit trat sie voll auf die Bremse, schaltete das Automatikgetriebe auf Rückwärtsfahrt und jagte mit durchgetretenem Gaspedal nach hinten, wobei die Reifen laut quietschten und eine Wolke dunklen Qualms erzeugten. Ich knallte mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe, dann sah ich meinen alten Chevrolet immer schneller näher kommen. »Passen Sie doch auf!« rief ich.
    Aber es war schon zu spät. Ihre Stoßstange erwischte meinen vorderen Kotflügel und schrammte beide Türen. Dann kam der Wagen endlich zum Stehen. Sie stellte mit einer schnellen Handbewegung die Stereoanlage ab, lehnte sich vor mir zum Seitenfenster und rief den Deputies zu: »Dieser Mann hier behauptet, er ist ein Polizeibeamter. Stimmt das?«
    »Rufen Sie das Büro des Sheriffs von Cataouatche an, Lady«, erwiderte der ältere Deputy. Er kniete auf einem Bein, und sein Gesicht war schmerzverzogen.
    »Wer ist dieser Mann, den ich hier im Wagen habe?«
    »Er ist ein Stück Scheiße, das wir auf dem Beton platttreten«, sagte der jüngere Deputy.
    Mit einem Ruck legte die Frau die niedrige Stufe des Automatikgetriebes ein, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und donnerte erneut an meinem Wagen vorbei. Ich spürte genau, wie ihre hintere Stoßstange noch einmal meinen vorderen Kotflügel erwischte. Sie fuhr wie eine Wahnsinnige. Die Papiere auf dem Rücksitz flogen durcheinander, und der See und der überschwemmte Wald sausten an uns vorüber.
    »Tut mir leid, wegen Ihres Autos. Aber ich bin versichert. Jedenfalls glaub ich, daß sie noch gültig ist«, sagte sie.
    »Das macht nichts. Ich wollte schon immer mal sehen, wie es ist, im Auge eines Hurricanes über Land zu jagen. Haben Sie immer noch Angst, oder fahren Sie immer so?«
    »Wovor?« fragte sie. Ihr Haar wurde vom Fahrtwind zerzaust, und ihre runden blauen Augen sahen angestrengt über das Steuerrad.
    »Glauben Sie immer noch, daß ich ein entflohener Verbrecher bin?« fragte ich.
    »Ich hab keine Ahnung, was Sie sind, aber ich hab einen derDeputies erkannt. Er ist ein Sadist, der mit seinem Penis eine meiner Mandantinnen besudelt hat.«
    »Ihre Mandantinnen?«
    »Ich arbeite für die staatliche Behindertenfürsorge.«
    »Sie könnten ihn hinter Gitter bringen.«
    »Die Frau ist völlig verängstigt. Er hat ihr gesagt, er würde noch mal das gleiche mit ihr machen und sie dann als Prostituierte ins Gefängnis stecken.«
    »Um Himmels willen, Lady, passen Sie doch auf! Hören Sie, es gibt da ein kleines Restaurant auf Pfählen, ein kleines Stück hinter der Sprengelgrenze. Halten Sie da an, ich muß kurz telefonieren, und dann lad ich Sie zum Lunch ein.«
    »Warum?«
    »Weil Sie völlig überdreht sind und nicht wissen, wer ich bin. Nebenbei gesagt, Ihr Verhalten vorhin war ganz schön mutig.«
    »Durchaus nicht. Ich habe nur nicht die Angewohnheit, merkwürdige Leute im Auto mitzunehmen. Und es gibt schon eine Menge Merkwürdigkeiten heutzutage. Wenn Sie wirklich Polizeibeamter sind, warum fahren Sie dann so ein Wrack von einem Auto?«
    »Vor ein paar Minuten war es durchaus noch kein Wrack.«
    »Das meine ich eben mit Merkwürdigkeiten. Ich hab Ihnen vielleicht grade das Leben gerettet, und Sie kritisieren meinen Fahrstil.«
    Fang nicht an, an diesem sonnigen Morgen hier in einem Tunnel zwischen den Bäumen die Fügungen Gottes in Frage zu stellen, Robicheaux, ermahnte ich mich. Und außerdem sollte man nicht mit einer Frau streiten, die gerade hundertvierzig fährt und die Baumstämme mit einem Hagel von Geröll und Steinchen eindeckt.
    Das Restaurant war ein ziemlich heruntergekommener Bretterladen, dessen Fenster mit Fliegendraht bespannt waren und das auf Stelzen in den See gebaut war. Die Außenwände waren übersät mit angenagelten Blechschildern, die Reklame für Dixie 45 und Jax-Bier machten. Da die Langustensaison zu Ende war, bestellte ich uns gebratene Barbe und zwei kleine Teller Shrimp-Gumbo. Während wir auf das Essen warteten, lud ich sie zu einem Drink an der Bar ein und hängte mich ans Telefon, ummein Büro im Polizeihauptquartier des Ersten Reviers in New Orleans anzurufen. Ich hielt ihr kurz den Hörer ans Ohr, damit sie mitbekam, wie Clete sich meldete, dann zog ich meine Hand mit dem Hörer wieder zurück.
    »Ich bin grade beim Mittagessen mit ’ner Dame, die möchte, daß du mich beschreibst«, erklärte ich Clete und reichte ihr

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