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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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glänzten. Ich fuhr langsam weiter, um mir einen geeigneteren Parkplatz zu suchen, aber der Streifenwagen setzte sich sofort vor mich. Der Motor heulte auf, und der Deputy auf dem Beifahrersitz zeigte wütend mit dem Finger zum Straßenrand. Ich hörte, wie die Reifen über Glas knirschten.
    Als ich die beiden Deputies aus ihrem Wagen steigen sah, wußte ich, daß es ernst werden würde. Die beiden waren riesige Kerle, wahrscheinlich Cajuns wie ich, aber der Anblick ihrer kräftigen, sehnigen Gestalten, ihrer enganliegenden taubengrauen Uniformen, der auf Hochglanz polierten Revolvergurte und Halfter, der glänzenden Patronen und Revolvergriffe ließ einen eher an finstere, abgelegene Gegenden in Mississippi oder Nord-Louisiana denken, als hätten sie erst woanders hingehen müssen, um dort die typische Grausamkeit eines Rednecks zu lernen.
    Keiner der beiden hatte einen Strafzettelblock in der Hand oder in der Tasche.
    »Die Sirene heißt, daß Sie anhalten sollen. Sie heißt nicht, daß Sie langsamer fahren sollen, Lieutenant«, sagte der Fahrer. Er sah mich lächelnd an und nahm die Sonnenbrille ab. Er war etwas älter als der zweite Deputy. »Bitte steigen Sie aus.«
    Ich öffnete die Tür, verließ den Wagen und stellte mich auf die Straße. Die beiden sahen mich an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Also gut, ich beiße. Weshalb haben Sie mich angehalten?« fragte ich.
    »Sechzig Meilen auf ’ner Straße, wo bloß fünfundvierzig erlaubt sind«, sagte der zweite Deputy. Er hatte einen Kaugummi im Mund, und seine Augen blickten mich intensiv und humorlos an.
    »Ich dachte, ich wäre nicht mal fünfzig gefahren«, erwiderte ich.
    »Wahrscheinlich haben Sie’s gar nicht gemerkt«, meinte der ältere der beiden Männer. »An einem so schönen Morgen wie heut schaut man sich halt ein bißchen um, vielleicht auf das Wasser oder die Bäume, denkt vielleicht an ’nen schönen Arsch, und eh man sich’s versieht, hat man Blei nicht bloß im Schwanz, sondern auch im Fuß.«
    »Ich nehme an, Sie werden in diesem Fall kein Auge zudrücken, weil es sich um einen Kollegen handelt, oder?« fragte ich.
    »Der Richter läßt uns nicht grade besonders viele Fälle durchgehen«, sagte der ältere Mann.
    »Na gut, dann schreiben Sie mir einen Strafzettel, und ich rede mit dem Richter drüber.«
    »Viele Leute von außerhalb kommen gar nicht erst zur Verhandlung«, sagte der ältere Deputy. »Das macht ihn noch wilder als ’ne Hornisse mit Scheiße am Rüssel. Deshalb müssen wir sie immer gleich zum Gericht mitnehmen.«
    »Sie haben sich heute morgen nicht vollständig angezogen«, sagte ich.
    »Wie das?« fragte der ältere Deputy.
    »Sie haben vergessen, Ihre Namensschilder anzustecken. Und warum wohl?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen ’ner Kleinigkeit wie diesen verdammten Namensschildern. Sie kommen mit uns zum Gericht«, sagte der jüngere Deputy. Er hatte aufgehört, Kaugummizu kauen, und sein Kieferknochen zeichnete sich deutlich unter den Wangen ab.
    »Sie haben sowieso ’nen platten Reifen, Lieutenant«, sagte der Ältere. »Ich schätze, das ist in gewissem Sinne unsere Schuld. Deshalb würd ich sagen, Sie fahren mit uns rein, und ich ruf unterwegs den Pannendienst, damit die Ihnen den Reifen wechseln.«
    »Ich glaube, es ist Zeit, ein paar Dinge klarzustellen«, sagte ich. »So können Sie mit einem Polizeibeamten aus New Orleans nicht umspringen.«
    »Unser Revier, unsere Regeln, Lieutenant.«
    »Sie können mich mal«, sagte ich.
    Die beiden schwiegen. Die Sonne schien gleißendhell auf die hinter ihnen liegende Wasserfläche. Das Licht war so stechend, daß ich mich zwingen mußte, nicht die Augen zusammenzukneifen. Ich hörte, wie die beiden atmeten, ich sah, wie sie sich gegenseitig unsichere Blicke zuwarfen, und ich konnte fast den leichten Schweiß auf ihrer Haut riechen.
    Der Schuh des Jüngeren rutschte auf dem Kies herum, und sein Daumen zuckte zum Verschluß des Halfters, in dem sein verchromter 357er Magnum Revolver steckte. Ich riß meinen 38er aus der Tasche am Gürtel, ging in die Hocke und richtete die Waffe mit beiden Händen auf ihre Köpfe.
    »Schwerer Fehler, Freundchen! Hände hinter den Kopf und auf die Knie!« brüllte ich.
    »Hören Sie –« begann der ältere Deputy.
    »Nicht überlegen, gehorchen! Ich gewinne, Ihr habt verloren!« Mein Atem ging schwer.
    Die beiden sahen sich an, verschränkten die Hände hinter dem Kopf und knieten vor ihrem Wagen auf der Straße. Ich stellte mich

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