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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hinter sie, zog ihnen die schweren Revolver aus den Halftern und schleuderte sie in den See.
    »Nehmt eure Handschellen und fesselt euch an die Stoßstange«, befahl ich.
    »Sie stecken bis über den Kopf in Schwierigkeiten«, sagte der ältere Deputy. Auf seinem sonnenverbrannten Nacken standen kleine Schweißperlen.
    »Das seh ich anders«, sagte ich. »Ihr habt gedacht, ihr könnthier ein bißchen Cowboy spielen, und jetzt steckt ihr voll im Dreck. Was hattet Ihr denn mit mir vor? Einen Tag im Knast, oder vielleicht eine heftige Plauderei auf dem Weg ins Gefängnis?«
    Die beiden antworteten nicht. Ihre Gesichter waren rot angelaufen, und sie sahen wütend aus. Außerdem schmerzten ihnen die Knie auf dem scharfen Geröll der Straße.
    »Steckt die Handschellen hinter der Stoßstange durch und fesselt euch die Gelenke zusammen«, befahl ich noch einmal. »Ihr habt nicht geantwortet. Also frag ich mich, ob ich je bis zum Gefängnis gekommen wäre. Steckt Ihr Burschen so tief drin?«
    »Leck mich am Arsch«, sagte der jüngere Deputy.
    »Sagt mal, seid Ihr wirklich so blöde? Habt ihr gedacht, Ihr könnt einen Polizisten aus New Orleans einfach so umlegen und damit durchkommen?«
    »Wir werden sehen, wer womit durchkommt«, sagte der ältere Deputy. Er mußte sich auf seinen Knien zur Seite drehen und in die Sonne blinzeln, um mich anzusehen.
    »Der Sheriff läßt euch die Kastanien aus dem Feuer holen, stimmt’s?« fragte ich. »Sieht mir verdammt nach Drecksarbeit aus. Ihr solltet ihn dazu bringen, ein bißchen großzügiger mit der Kohle zu sein. Ich nehme an, ihr haltet euch ab und zu am Wechselgeld schadlos, und vielleicht kriegt ihr’s auch im Puff ab und zu umsonst, aber er fährt ’nen Cadillac und züchtet Araber.«
    »Für einen vom Morddezernat sind Sie ein ziemlich dummer Hund«, sagte der ältere Deputy. »Wie kommen Sie drauf, daß sie so wichtig sind, daß man Sie umlegen muß? Sie sind nichts als ’n Haar in der Nase von jemand.«
    »Ich fürchte, ihr Jungs habt ab heute begrenzte Aufstiegschancen.«
    »Sie sollten sich lieber Gedanken machen, wie Sie hier weggkommen«, sagte der jüngere Deputy.
    »Wegen meines kaputten Reifens? Das ist allerdings ein Problem«, sagte ich nachdenklich. »Wie wär’s, wenn ich mit eurem Wagen ein Stück die Straße runterfahre, euch beide hinten dran?«
    Zum erstenmal zeigten ihre Gesichter jetzt, daß sie anfingen, wirklich Angst zu bekommen.
    »Ruhig. Wir haben bestimmte Grundsätze in New Orleans. Mit geistig Behinderten legen wir uns nicht an«, sagte ich.
    In der Ferne sah ich einen braunen Wagen näher kommen. Die beiden Deputies hörten das Motorengeräusch und blickten sich erwartungsvoll an.
    »Tut mir leid, heute fällt die Kavallerie leider aus«, sagte ich und hockte mich vor ihnen hin, so daß ich mit den beiden auf gleicher Augenhöhe war. »Also hört zu, ihr Witzbolde, ich weiß nicht, wie weit ihr dieses Spiel treiben wollt, aber wenn es euch ernst ist, dann solltet ihr eins wissen: Ich hab mehr Saft als ihr, mehr Leute, mehr Verstand, einfach mehr von allem, was zählt. Also überlegt euch die Sache. In der Zwischenzeit werde ich jemand herschicken, um nach meinem Wagen zu sehen, und es wäre gut, wenn er hierbleibt. Also sagt dem Witzbold, für den ihr arbeitet, daß unsere Unterhaltung noch nicht beendet ist. Er wird schon wissen, was ich meine.«
    Ich winkte mit meiner Polizeimarke, hielt die braune Limousine an und stieg auf den Beifahrersitz, noch ehe die Fahrerin, eine blonde Frau von etwa Ende Zwanzig mit vom Wind zerzaustem Haar und großen, aufgerissenen Augen, ein Wort sagen oder sich auf die beiden gefesselten Deputies konzentrieren konnte. Ihr Kassettenradio war laut aufgedreht und spielte Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1, und auf dem Rücksitz befand sich ein unglaubliches Durcheinander von Papieren, Notizbüchern und Behördenformularen.
    »Ich bin Polizeibeamter aus New Orleans. Ich muß Sie bitten, mich bis zur nächsten Stadt mitzunehmen«, rief ich mit lauter Stimme, um die Musik zu übertönen.
    Ihre überraschten und angstvollen Augen waren so blau und rund wie die einer Puppe. Sie fuhr langsam an, wobei ihr Blick die beiden mit Handschellen gefesselten Polizisten streifte, und starrte dann beim Weiterfahren wie gebannt in den Rückspiegel.
    »Sind die beiden Männer da an die Stoßstange gefesselt?« fragte sie.
    »Ja. Sie waren ein bißchen ungezogen«, antwortete ich wieder mit lauter Stimme. »Haben Sie was dagegen,

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