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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ab, Julio. Wir haben gehört, daß du ein paar ernste Dinge über meinen Partner hier rausläßt.«
    »Ist er das?« wollte Segura wissen.
    Ich antwortete nicht. Ich starrte ihm in die Augen. Er zog an seiner Zigarettenspitze und erwiderte meinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, als ob er einen Gegenstand betrachtete, nicht einen Menschen.
    »Ich habe gehört, daß Sie ein paar Möbel zerschlagen haben«, sagte er endlich. »Aber ich kenne Sie nicht. Ich habe noch nie was von Ihnen gehört.«
    »Ich glaube, Sie sind ein Lügner«, antwortete ich.
    »Das ist Ihr gutes Recht. Und was haben Sie mir sonst noch zu sagen?«
    »Ihre Leute haben ein neunzehnjähriges Mädchen namens Lovelace Deshotels umgebracht.«
    »Ich sag Ihnen mal was, wer immer Sie sind«, sagte er. »Ich bin amerikanischer Staatsbürger. Ich bin Amerikaner, weil ein amerikanischer Senator eine Gesetzesvorlage eingebracht hat, um mich hierher zu bringen. Ich habe einen Sohn in West Point. Ich bringe niemand um. Es stört mich nicht, wenn Purcel und seine Leute mich hin und wieder belästigen. Auch hier gibt es la mordida , genau wie in Nicaragua. Aber kommen Sie nicht an und beschuldigen mich, ich hätte jemand umgebracht.« Er nickte einem der dunkelhäutigen Burschen zu, der sofort aufstand und langsam auf das Haus zuging. »Ich will Ihnen noch was sagen. Wissen Sie, warum Purcel hierhergekommen ist? Weil er ein schlechtes Gewissen hat und anderen Leuten die Schuld daran gibt. Er hat sich ein Mädchen aus einem dieser Massagesalons im French Quarter geholt und sie auf dem Rücksitz seines Wagens vernascht. Und das sind die Leute, die mir erzählen wollen, was Moral ist.«
    »Was hältst du davon, wenn ich dir die Zähne einschlage?« fragte Clete.
    »Meine Anwälte sind bereits unterwegs. Wenn Sie mir drohen wollen, wenn Sie jemand tätlich angreifen wollen, dann werden Sie sie reich machen. Die freuen sich schon.«
    »Sie sind ein ziemlich glatter Bursche, Julio«, sagte ich.
    »Finden Sie? Vielleicht sind Sie auch ein schlaues Kerlchen, wie Ihr Partner«, war die Antwort.
    »Glatt wie Vaseline. Da gibt es keine Delle, keine rauhe Stelle«, fuhr ich fort. »Aber ich will Ihnen auch mal eine Geschichte erzählen. Mein Daddy war ein Trapper, draußen auf Marsh Island. Er hat immer zu mir gesagt: ›Wenn es sich nicht bewegt, dann rühr’s auch nicht an. Aber wenn es anfängt, nach deinen Kniescheiben zu schnappen, mußt du warten, bis es das Maul so richtig aufreißt, und dann spuckst du rein.‹ Wie finden Sie die Geschichte?«
    »Sie sind ein erwachsener Mann. Warum wollen Sie sich zum Narren machen? Ich habe Ihnen nichts getan. Aber aus irgendeinem Grund sind Sie darauf aus, sich in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Was ist das Schrecklichste, was Sie jemand haben zustoßen sehen, Julio?« fragte ich ihn.
    »Wovon reden Sie?« fragte er zurück. Seine Stirn lag in Falten, und die winzigen Hautbällchen in den Falten sahen aus wie kleine, violette Schrotkörner.
    »Ich habe gehört, Sie lassen ein paar grausame Leute für sich arbeiten. Wahrscheinlich aus der alten Nationalgarde von Somoza, echte Experten, wenn’s drum geht, Journalisten zu garrotieren und katholische Priester zu ermorden.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Wirklich nicht?« sagte ich. »Sie waren sicher schon im Keller von einigen Polizeistationen von Somoza. Sie haben sie gesehen, an den Armen aufgehängt und mit einem mit Insektenvernichtungsmittel getränkten Sack über dem Kopf. Sie haben geschrien und wurden blind und erstickten auf grausame Weise. Und selbst ein Scheißkerl wie Sie hat ein paar Alpträume deswegen. Sie wußten auch von dem Vulkan, in dessen Krater die Armee immer die Sandinisten aus dem Hubschrauber geworfen hat. Das sind ziemlich schreckliche Dinge, wenn man dran denkt, Julio.«
    »Na, heute haben die uns ja ein tolles Pärchen geschickt. Ein Bulle von der Sitte, der nur puta im Kopf hat, und ein zweiter, der wie ein Marxist redet«, sagte er. Ein paar der Leute am Swimmingpool lachten.
    »Sie verstehen nicht, worauf ich hinaus will«, sagte ich. »Sehen Sie, ein schreckliches Schicksal ist für Sie das, was Sie Ihre Leute anderen Menschen haben antun sehen. Aber sobald Sie der Horrorshowda unten in Managua entkommen waren, dachten Sie, Sie wären in Sicherheit. Wie Somoza auch. Er setzte sich mit seinen Millionen ab. Aber eines Tages fuhr ihn sein Chauffeur in seiner Limousine durch Asunción, mit einer Motorrad-Eskorte vorn und hinten, und

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