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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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daß er wie eine geschälte Zwiebel aussah, und sein Bauch war flach wie ein Dachziegel unter der schweren Gürtelschnalle seiner Bluejeans. Er hatte einen starken Südstaatenakzent, original von hinterm Walde, und auf dem rechten Arm sah ich eine Tätowierung, ein grinsender Totenschädel mit einem grünen Barett und darunter gekreuzte Bajonette sowie die Inschrift: TÖTE SIE ALLE ... SOLL GOTT SIE SORTIEREN .
    Der zweite Mann war klein und hatte eine olive Hautfarbe,langgeschnittene semitische Augen und eine Falkennase. Er ging schnell durch die einzelnen Zimmer, wobei er wie ein Wiesel wirkte. Aber es war der dritte Mann, der offensichtlich der Anführer war. Seine Hände hatte er bequem in die Taschen seines Regenmantels gesteckt. Er sah sich mit so teilnahmslosem Gesichtsausdruck im Raum um, als stünde er an einer Bushaltestelle. Er war vielleicht Anfang Fünfzig und hatte ein fettes, rundes irisches Kinn, einen kleinen Mund, dessen Winkel heruntergezogen waren, und Wangen, die von winzigen blauen und roten Venen durchzogen waren. Die unscharfen Konturen seines Gesichts, die buschigen Augenbrauen und das ungepflegte graue Haar ließen mich an einen verlebten Kiwani denken.
    »Sonst is niemand da«, sagte der Mann mit der olivfarbenen Haut. Sein Akzent klang nach Nahem Osten.
    »Ist euch klar, daß ich Polizeibeamter bin?« fragte ich mit ruhiger Stimme.
    »Wir wissen eine ganze Menge über Sie, Lieutenant. Sie haben Ihren Namen in letzter Zeit ziemlich verbreitet«, sagte der Mann in dem Regenmantel.
    »Ich habe gedacht, Segura wäre zu schlau für so was«, sagte ich.
    »Kann ich nicht beurteilen, ich hab den Mann nie gesehen. Sie jedenfalls sind nicht sehr schlau.« Er nahm ganz ruhig einen Revolver aus der Manteltasche und nickte dem Mann mit der Tätowierung zu, der daraufhin ins Badezimmer ging, meinen 38er in die Kloschüssel warf und den Wasserhahn aufdrehte, um die Badewanne zu füllen. Annies Augen waren weit aufgerissen, und sie atmete schwer durch den Mund.
    »Ich habe ein paar Freunde eingeladen, sie werden gleich kommen«, sagte sie.
    »Natürlich, deswegen haben Sie auch den Hut aufgesetzt«, sagte der Mann mit der Tätowierung, der in der Badezimmertür stand und lächelte. Sein Haar war so kurz rasiert, daß sein Schädel in dem Licht von einer Aura umgeben war. In der Hand hatte er eine große Rolle mit Klebeband.
    »Ich werde jetzt das Haus verlassen«, sagte sie. Ihr Gesicht war gerötet und fleckig, als habe sie Fieber, und ihre Stimme verriet ihre Anspannung. »Ich habe Freunde nebenan und draußen imGarten und drüben im nächsten Block. Die Wände hier sind so dünn, daß sie alles hören können. Sie werden uns also nichts tun...«
    »Annie«, unterbrach ich sie mit ruhiger Stimme.
    »Wir werden jetzt gehen, und diese Männer werden uns nichts tun«, sagte sie.
    »Annie, hör auf«, sagte ich. »Diese Männer haben geschäftlich mit mir zu tun, und danach werden sie wieder gehen. Du darfst jetzt nichts unternehmen.«
    »Hören Sie lieber auf die Stimme der Erfahrung«, sagte der Mann im Regenmantel.
    »Nein«, fuhr sie auf. »Diese Männer werden gar nichts machen. Ich geh jetzt nach draußen. Diese Leute sind schwach, sonst bräuchten sie keine Waffen.«
    »Du blöde Fotze«, sagte der Mann mit der Tätowierung und versetzte Annie einen Fausthieb auf den Hinterkopf. Der Hut flog ihr vom Kopf, und sie fiel vornüber auf die Knie, ihr Gesicht kalkweiß von dem Schock. Sie blieb auf den Knien und fing an zu weinen. Es war ein Weinen, das seinen Ursprung in einem echten, tiefsitzenden Schmerz hat.
    »Du Mistschwein«, sagte ich.
    »Bringt sie nach hinten«, sagte der Mann im Regenmantel. Die beiden anderen Männer zogen Annie die Arme auf den Rücken und banden ihr die Handgelenke mit Klebeband zusammen. Auch ihr Mund wurde mit einem Streifen überklebt. Ihr lockiges Haar hing ihr in die Augen, und ihre Wangen waren voller Tränen, Die beiden Männer führten sie langsam in das Schlafzimmer.
    »Bobby Joe – nur das, wozu wir hier sind«, mahnte der Mann im Regenmantel.
    »Wolltest du etwa, daß sie auf die Veranda geht?« fragte Bobby Joe, der Mann mit der Tätowierung.
    »Das hab ich nicht gemeint. Nur das, wozu wir hier sind. Hast du mich verstanden?«
    »In Guatemala krieg ich schon für zwei Dollar was Besseres«, meinte Bobby Joe.
    »Halt den Mund und kleb ihr die Füße zusammen, und dann kommst du wieder zurück«, sagte der Mann im Regenmantel.
    »Wer seid ihr eigentlich?« fragte

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